Mit 52 Jahren kam der Umschwung – und zwar nicht im positiven Sinne. Plötzlich fühlte ich mich beim Bergaufgehen wie eine Schnecke. Die Leichtigkeit, die ich früher dabei empfand, war verschwunden. Stattdessen fiel mir das Atmen schwer, ich musste regelmäßig Pausen einlegen und hatte ständig das Gefühl, meine Beine anheben zu müssen. Warum das alles? Ich vermute, es liegt an den Wechseljahren und der damit einhergehenden hormonellen Umstellung. Eine Ärztin erwähnte auch die Möglichkeit einer unentdeckten Infektion.
Zuerst dachte ich, es sei nur eine Phase. Aber die alte Energie kam in den zurückliegenden 10 Jahren nicht mehr zurück. Die Freude am Bergaufgehen, die ich so liebte, war dahin.
Im Oktober 2023 beschloss ich: So geht es nicht weiter. Die Berge gehören zu meinem Leben, und ich wollte mich wieder fitter und freier fühlen, um beim Wandern meine Kondition zu verbessern. Ich begann, aus dem Bauch heraus zu trainieren: Joggen und ein bisschen Krafttraining. Doch der Erfolg blieb aus.
Da erinnerte ich mich an eine bewährte Strategie: Ein Buch muss her. Schließlich gibt es für jedes Problem eine Lösung — und meistens hat sie schon jemand in einem Buch aufgeschrieben. Also suchte ich gezielt nach einem Trainingsprogramm für Bergwanderer, um meine Kondition zu steigern.
Im stieß ich auf „Fit für die Berge“ von Susanne Kraft. Das 12-wöchige Bergtraining, das sie in ihrem Buch beschreibt, klang systematisch und machbar — genau das, was ich suchte.
Ich habe das Buch für Dich getestet. Ich sage Dir, was ich damit erreicht habe und was Dich mit diesem Buch an der Seite erwartet und ob es für Dich geeignet ist. So viel schon mal vorab: Wanderanfänger beugen damit einer Höhenangst vor. Und Höhenängstler profitieren ebenfalls dadurch!
Von uff zu allahopp — Der Bergab-Floh ist jetzt auch bergauf leicht unterwegs
Das Training nach einem strukturierten Plan war der Schlüssel, um die „Bergauf-Schnecke“ hinter mir zu lassen. Mit dem 12-Wochen-Vorbereitungsplan für die Wandersaison bin ich nicht nur fitter geworden, sondern habe auch wieder Bergauf-Vertrauen in meinen Körper und meine Fähigkeiten gefunden. Also auch die mentalen Effekte eines physischen Trainings sind nicht zu kurz gekommen.
- Ich kann nun längere Strecken bergauf gehen, ohne Pause zu machen. Erprobt im Mittelgebirge aber auch in den Allgäuer Alpen.
- Meine Muskulatur fühlt sich stabiler und leistungsfähiger an, besonders an steilen Abschnitten.
- Das Gefühl von “Ich schaffe das nicht” wich Schritt für Schritt einem “Ich habe Energie dafür.”
- Meine bergaufstarke Wanderkameradin meinte neulich: Ich habe jetzt gar keine Zeit mehr das Handy für Fotos rauszuholen. Du bist mir einfach zu dicht auf den Fersen.
- Im November 2024 dann schwarz auf weiß: Die Leistungsdiagnostik bei der Sportmedizin der Johannes-Gutenberg-Universität bescheinigte mir ein sportlich jüngeres Alter als mein biologisches Alter. „Wir haben nix zu meckern, Frau Tharun. Weiter so!“ Der Berg-Ab-Floh ist nun auch rauf leicht unterwegs!
Mein Plan ist also aufgegangen. Und jetzt zum Buch.
Zum Buch: Bergfitness von A bis Z
Die Autorin, eine erfahrene Sportwissenschaftlerin, Bergwanderin und Trail-Runnerin, bietet in ihrem Buch eine praxisnahe, wissenschaftlich fundierte Anleitung für alle, die ihre Bergfitness verbessern wollen.
Inhalt und Aufbau
Das Buch ist klar strukturiert und richtet sich an Hobby-Bergwanderer und vor allem auch an Einsteigerinnen und Einsteiger ins Bergwandern. Es bietet:
1. Einführung in die Bergfitness: Susanne Kraft erklärt, warum das Bergaufgehen besondere Anforderungen an Muskulatur, Herz-Kreislauf-System und Koordination stellt.
2. Körperliche Anforderungen beim Bergsport: Welche Muskelgruppen, welche Körperfunktionen, Organe sind beim Bergauf-Gehen beteiligt? Was muss wie für Anstiege trainiert werden? Nur Kraft? Nur die Beine?
3. Beschwerden und Verletzungen beim Bergsport: die häufigsten Verletzungen, wie man die Knie schont und Rückenschmerzen beim Bergwandern vorbeugt.
4. Ausdauertraining für ein leistungsfähiges Herz-Kreislauf-System: Sehr erhellend. Eigentlich logisch. Laien haben gerade diese Zusammenhänge oft nicht auf dem Plan.
5. Übungen für Stabilität und Kraft: Was hat ein starker Rumpf mit leichtem Bergauf zu tun?!
6. Vorbereitende Trainingspläne rund um Bergsteigen und die richtige Intensität für das Wandern: Das Herzstück des Buches sind die Trainingspläne. Ein Vorbereitungsplan, ein Plan für Wanderungen bis 1000 Höhenmeter, ein Plan für Bergtouren mit 1500 Höhenmetern und mehr, ein Plan zur Verbesserung der Sprunggelenksstabilität und ein Präventionsplan gegen Kniebeschwerden. Kraft- und Ausdauerübungen werden detailliert beschrieben, ergänzt durch Mobilitäts- und Koordinationseinheiten. Jeder Plan hat einen klaren Fokus, und die Steigerungen sind gut nachvollziehbar. Statt „viel hilft viel“ sind die Pläne nach sportwissenschaftlich fundierten Regeln geschrieben inklusive Regenerations- und Ruhephasen.
Stärken des Buches
- Praxisorientiert: Die Übungen sind leicht verständlich, anschaulich mit Bildern beschrieben und können mit minimaler Ausrüstung zu Hause oder im Freien durchgeführt werden. Bei den Ausdauereinheiten werden jeweils Übungsalternativen genannt. Wusstest Du, dass man Bergauf auch im Flachland bzw. Mittelgebirge trainieren kann! Es gibt keine Ausrede mehr für Flachlandtiroler.
- Hintergründe: Man erhält nicht nur einen Trainingsplan, sondern auch ausführliche Informationen darüber, was körperlich wichtig ist, um leichter den Berg hinaufzukommen.
- Flexibilität: Kraft berücksichtigt neben der körperlichen auch die mentale Komponente, was besonders für Menschen mit Unsicherheiten oder Ängsten am Berg wichtig ist.
- Wissenschaftlich fundiert: Die Autorin erklärt anschaulich die Hintergründe der Übungen, so dass man versteht, warum man sie macht und wie sie beim Wandern wirken.
- für Mehrwisser: inklusive Übungsverzeichnis und Literatur
Schwächen des Buches
- Das Trainingsprogramm erfordert Zeit und Disziplin. Wer nicht bereit ist, regelmäßig zu trainieren, wird möglicherweise Schwierigkeiten haben, Fortschritte zu erzielen. Na ja, das ist eigentlich keine Schwäche des Buches. Training nach Plan fordert Entschlossenheit und die Bereitschaft bzw. Möglichkeit Prioritäten zu setzen und ggf. auch mal ein Auge zuzudrücken. Ob Du Dein Leben an den Trainingsplan anpasst oder das Training so gut es eben geht in Dein Leben integrierst, bleibt Dir überlassen, um regelmäßig beim Wandern aktiv zu sein.
- Wer bereits Erfahrung mit systematischem Training und Trainingsplänen nach sportwissenschaftlichen Grundsätzen gesammelt hat, wird hier nicht viel Neues finden. Vielleicht kann es für diese Zielgruppe als Anregung für spezielle Übungen zum Bergaufgehen dienen. Für Fortgeschrittene sind die Trainingspläne zu allgemein. Sie können aber als Vorlage benutzt werden, die man einfach an die eigenen Bedürfnisse anpasst.
Mein Fazit - auch für Höhenangstgeplagte relevant!
„Fit für die Berge“ ist ein hervorragender Begleiter für Einsteigerinnen und Einsteiger in das systematische Bergtraining und für alle Hobbywanderinnen und ‑wanderer, die sich mit einem systematischen Bergtraining gezielt auf die Wandersaison bzw. auf Bergtouren vorbereiten und am Ende tatsächlich deutliche Fortschritte spüren wollen. Auch für nur im Urlaub bergwandernde Menschen die im Flachland oder am Rand von Mittelgebirgen wohnen!
Ich bin neugierig und will wissen, warum ich was machen soll, um meine Ausdauer beim Wandern zu verbessern. Besonders beeindruckt haben mich daher die Hintergrundinformationen fürs Wandern. Welche Körperfunktionen, Körperteile, Muskelgruppen beim Bergaufgehen beteiligt sind, dass der Trainingsplan wirklich funktioniert hat und die spürbare Leidenschaft der Autorin für die Berge.
Wer bereit ist, Zeit und Energie in seine Fitness zu investieren, wird mit diesem Buch auf jeden Fall belohnt, um seine Ausdauer zu steigern. Für mich war es der Schlüssel, endlich wieder mit Freude bergauf zu gehen — weniger „uff“, mehr „allahopp“!
Auch für Höhenängstler geeignet: Den Körperliche Fitness und Höhenangst sind eng miteinander verbunden
Empfehlung: Klare Kaufempfehlung für alle Bergliebhaber, die fitter werden oder alte Energie zurückgewinnen wollen. Übrigens: Körperliche Fitness und Höhenangst sind eng miteinander verbunden. Ein fitter, stabiler Körper beim Wandern ist wichtig für das nötige Grundvertrauen beim Wandern in den Bergen. Kraft, Ausdauer und Stabilität geben Dir ein Gefühl von „innerer Sicherheit“ beim Wandern, weil sie dem Gehirn vermitteln: Du hast die Kontrolle über dich selbst – eine wichtige Grundlage, um in angstauslösenden Situationen ruhig zu bleiben.
Wenn du dich auch mit dem Gefühl „uff statt allahopp“ identifizierst, kann ich dir nur raten: Probiere es aus. Setz dir ein Ziel, mach einen Plan — und hab Geduld. Der Weg zurück zur Leichtigkeit mag steil sein, aber er ist machbar.
In diesem Sinne: Alles andere als uff — und immer weiter hoch hinaus!
“Fit für die Berge”, Susanne Kraft, riva Verlag, 206 Seiten, erhältlich online und auch bei der Buchhandlung Deines Vertrauens um die Ecke.
Schreibe einen Kommentar