Trom­mel­nder Regen weckt mich. Noch im war­men, trock­e­nen Bett Blick aufs Handy. Gegen Mit­tag soll es langsamer reg­nen.”, schreibt Andrea Geiß. Ruck­sack, Regen­klam­ot­ten, Schirm liegen parat. Also gut. Bergmutig brechen wir am frühen Mor­gen bei Dauer­re­gen auf zur 8. Etappe von Worms nach Bonn: Nieder­he­im­bach nach Bacharach (12 km).

Unter den Wan­der­schuhen quatschts. Von oben tröp­pelts auf den Schirm. Der Bach neben mir rauscht … zum Glück wieder. Nebel schwab­bert über dem Fluss. Die Tem­per­a­turen sind mild. Es geht den Berg rauf. Auch noch Nass von innen. Nach der ersten Stei­gung kom­men Regen­hose und Regen­jacke in den Ruck­sack. Mit den schon jet­zt nassen Strümpfen müssen wir bei­de klarkom­men. Im T‑Shirt und mit Schirm geht’s weit­er auf dem Welterbesteig.

Wandern auf dem Welterbesteig
Wan­dern auf dem Welterbesteig.

Trotz miesem Wet­ter auch dieses mal Wan­der­wun­der: die Stim­mung steigt mit jedem Schritt! Rot, Orange, gelb. Die Herb­st­fär­bung begin­nt ger­ade und wärmt mein Herz. Zu unseren Füßen Wal­nüsse in Hülle und Fülle. Erst lassen wir sie liegen. Dann kön­nen wir nicht anders: Tüten wer­den freigemacht. Diese Delikatesse wollen wir nicht vergam­meln lassen. Nach vie­len Kniebeu­gen sind bei­de Ruck­säcke jew­eils gut ein Kilo schwerer. 

Ein echt­es Aben­teuer-Gen lässt sich von Regen nicht ausbremsen.

Damit nicht genug. Wir wer­den reich beschenkt: Das Nass hört auf. Der Him­mel reißt auf. Das Tal ist klar gewaschen. Atem­ber­aubende Aus­sicht ins Obere Mit­tel­rhein­tal. Wow! Bacharach kommt in Sicht! Ves­per an der Wernerkapelle.

Rechts: Wern­erkapelle. Links: Etappe 9 wird mit diesem Auf­stieg starten.

Als ob das alles nicht aus­re­ichend wäre an Lohn: Tat­säch­lich haben wir Bah­nglück. Wir waren immer zum richti­gen Zeit­punkt an der richti­gen Stelle. Und die Ankündi­gung wie wir ger­ade erfahren, ab Ingel­heim mit dem Bus nach Mainz” stellte sich als Fehlalarm heraus. 🙏

Zu dieser Wan­derung passt dieses Zitat von Erling Kagge: Wer nur bei schönem Wet­ter vor die Tür geht und in der Woh­nung sitzt, wenn es stürmt, reg­net oder schneit, ver­passt die Hälfte. Vielle­icht das Beste.“ Denn: Das Bedürf­nis nach Kom­fort führt nicht nur dazu, dass wir unan­genehmen Erleb­nis­sen aus dem Weg gehen, son­dern auch, dass wir viele schöne Erleb­nisse verpassen.“