Regen, feuchte Luft, Schmutz und Wan­derkarten aus Papi­er sind keine besten Freunde.

Schon eine einzige Wan­derung bei Regen kann ein­er Wan­derkarte ziem­lich zusetzen.

Zwar sind mod­erne Wan­derkarten aus Papi­er in der Regel mit ein­er hauchdün­nen wasser­ab­weisenden Schutzschicht über­zo­gen. Die Schwach­stelle bleiben die Falzkan­ten. Dort begin­nen Karten bei regelmäßigem Gebrauch auszufransen. Wird das Papi­er feucht, geht das noch schneller.

Die Karten­her­steller haben das Prob­lem längst erkan­nt. Inzwis­chen gibt es Karten aus wasser­festem Mate­r­i­al. Allerd­ings sind sie rar. Sowohl hin­sichtlich der Gebi­ete als auch in Bezug auf den Maßstab. Meine reiß- und wet­ter­feste Lieblingswan­derkarte ist vom Kom­pass-Ver­lag, hat den Maßstab 1:50.000 und deckt zu meinem großen Glück meine Haupt­wan­derge­bi­ete ab. Allerd­ings taugt sie wegen des kleinen Maßstabs nur für die Pla­nung; nur zur Not auch für unterwegs.

Deshalb habe ich mich nach Alter­na­tiv­en umgeschaut. Dabei bin ich auf Karten­hüllen aus Kun­st­stoff gestoßen.

Drei Karten­hüllen habe ich angeschafft.

Sie sind von ver­schiede­nen Her­stellern und unter­schei­den sich in Ausstat­tung, For­mat, Mate­r­i­al und Gewicht [was mir erst als Kri­teri­um einge­fall­en ist, als ich sie in der Hand hielt]:

  • Taton­ka Kar­ten­tasche Map­per (Foto links)
  • High­lander Wan­der­er Map Case (Foto Mitte)
  • SeaLine Water­proof Map Case (Foto rechts)

In den ver­gan­genen zwei Jahren habe ich alle drei Pro­duk­te auf meinen Wan­derun­gen getestet. Dabei stand haupt­säch­lich das prak­tis­che Han­dling im Vorder­grund: Lässt sich die Karte leicht und schnell in die Hülle schieben? Wie groß ist jew­eils der max­i­male sicht­bare Karte­nauss­chnitt? Lässt sich die Schutzhülle schnell und ein­fach griff­bere­it ver­stauen?

Alle drei Hüllen habe ich auss­chließlich mit ein­er Wan­derkarte im Falz­for­mat 23 x 11 cm (H/B), Maßstab: 1:25.000 getestet.

Die Tatonka Kartentasche Mapper

Auf einen Blick:
Größe + Gewicht: 39 x 34 cm (H/B) /59 Gramm
Ausstat­tung: zusam­men­roll­bare Plan­hülle mit Leiterschnalle
Ver­schluss: Reißverschluss
Mate­r­i­al: Tex­am­id 5.5
Her­steller: Taton­ka, bay­erisches Familienunternehmen
Web­site: www.tatonka.com

Die Taton­ka-Hülle ist aus sehr flex­i­blem, bieg- und knick­barem und trotz­dem sta­bilem Mate­r­i­al und liegt gut in der Hand.

Han­dling beim Einschieben
Die Öff­nung ist auf der Rück­seite der Hülle ange­bracht. Sie ist 27 cm bre­it. Auf­grund des knautschi­gen Mate­ri­als gibt die Hülle nach; die Karte lässt sich müh­e­los in die Hülle schieben.

Der sta­bile Reißver­schluss ruck­elt und hakt nicht und lässt sich rei­bungs­los auf- und zuziehen.

Sicht­bar­er Kartenausschnitt
Die Karte passt mit ein­er Falt­größe von 30 auf 35 cm prob­lem­los in die Hülle. Bei einem Maßstab von 1: 25.000 habe ich jew­eils eine Fläche von 7 auf 8 Kilo­me­tern im Blick. Das ist ein Karte­nauss­chnitt, der plus/minus alle 1,5 bis 2 Stun­den einen Wech­sel erfordert, je nach­dem, wie ich schnell ich unter­wegs bin.

Schutzhülle mit Karte griff­bere­it verstauen
Die Taton­ka-Hülle lässt sich leicht zusam­men­rollen. Auch hier punk­tet das Mate­r­i­al. Zusam­menge­hal­ten wird sie mit einem Klet­tband. Außer­dem hat diese Hülle ein zweit­eiliges Befes­ti­gungs­band. Der lange Teil (37 cm) ist mit der Hülle ver­bun­den. Das kürze Ele­ment kann mit ein­er Schlaufe am Ruck­sack fest­gemacht wer­den. Die Teile sind mit einem Klick­ver­schluss verbunden.
Die zusam­mengerollte Taton­ka-Hülle kannst Du an einem der Ruck­sack­gurte befes­ti­gen und in ein Seit­en­fach des Ruck­sacks steck­en. Je nach Machart und Zugänglichkeit des Seit­en­fachs Deines Ruck­sacks und Dein­er Beweglichkeit, kannst Du die Hülle samt Karte mit einem Griff nach hin­ten rausziehen ohne den Ruck­sack ab zu set­zen. Willst Du die Karte able­gen, drehen und wen­den, dann hakst Du die Hülle ein­fach von der am Ruck­sack befes­tigten Schlaufe aus.
In der prak­tis­chen Erfahrung bin ich dazu überge­gan­gen, die Karten­hülle am Bauchgurt mit der Schlaufe zu sich­ern und griff­bere­it einzuk­lem­men. Durch das biegsame, dünne Mate­r­i­al geht das easy, trägt nicht auf und stört nicht. Bei starkem Regen stecke ich sie auch schon mal vorne in die Jacke. Das Hal­tesys­tem sichert vor Durchrutschen und Verlieren.

Highlander Wanderer Map Case

Auf einen Blick:
Größe: 28 x 30 cm /120 Gramm
Ausstat­tung: zusam­men­roll­bare Hülle mit Halsband
Ver­schluss: Klettverschluss
Mate­r­i­al: Polyamid, PVC Hülle
Her­steller: High­lander Scot­land Ltd, UK
Web­site: www.highlander-outdoor.com

Die High­lander Wan­der­er Map Case ist aus einem flex­i­blen Kun­st­stoff­ma­te­r­i­al, das sich biegen und rollen lässt. Ins­ge­samt allerd­ings ist die Hülle fes­ter als die Tatonka-Hülle.

Han­dling beim Einschieben
Bei dieser Plan­hülle ist die Öff­nung an ein­er der Taschenkan­ten verortet. Sie ist 27 cm bre­it und hat einen sta­bilen Klettver­schluss. Da geht garantiert nichts aus Verse­hen auf. Du fum­melst aber ordentlich, bis die Klet­ten von einan­der lassen.

Sicht­bar­er Kartenausschnitt
Die Karte lässt sich mit ein­er Falt­größe von 25 auf 25 cm leicht ein­schieben. Bei einem Maßstab von 1: 25.000 habe ich jew­eils eine Fläche von 6 auf 6 Kilo­me­tern im Blick. Das ist ein Karte­nauss­chnitt, der plus/minus gut alle Stunde einen Wech­sel erfordert, je nach­dem, wie ich schnell ich unter­wegs bin.

Schutzhülle mit Karte griff­bere­it verstauen
Die High­lander Wan­der­er Map Case hat eine Falzkante. Das heißt, sie wird auf ein Maß von rund 15 cm gefal­tet und mit einem weit­eren Klettver­schluss in diesem For­mat gehal­ten. An ein­er der Taschenkan­ten ist an zwei Stellen ein Band mit jew­eils einem Kara­bin­er­hak­en aus Kun­st­stoff befestigt.
Du kannst also die Kar­ten­tasche entwed­er um den Hals hän­gen (die Länge des Ban­des reicht dafür gut aus) oder die bei der Taton­ka geschilderte Strate­gie [Ruck­sack­seit­en­tasche oder Bauchgurt] anwen­den, indem Du einen Kara­bin­er aushakst. Da die High­lander im Mate­r­i­al stör­risch­er ist, trägt sie bei der Bauchgurt­vari­ante etwas mehr auf, stört aber nicht wirklich.

SeaLine Waterproof Map Case

Auf einen Blick:
Größe + Gewicht:
large 56 x 38 cm (H/B) / 220 Gramm (getestet)
medi­um 41 x 26 cm (H/B) / 130 Gramm
small 30 x 16 cm (H/B) / 80 Gramm
Ausstat­tung: zusam­men­roll­bare Plan­hülle mit vier Ösen zur Befes­ti­gung an den Ecken
Ver­schluss: Zip-lock
Mate­r­i­al: Vinyl
Her­steller: Cas­cade Design, USA
Web­site: www.seallinegear.com

Die Water­proof Map Case der Marke Sealine ist von Mate­r­i­al und Machart die sta­bil­ste von den drei getesteten Plan­hüllen [und damit auch die schw­er­ste –siehe Details oben]. Das Mate­r­i­al ist robust, aber von allen drei Pro­duk­ten am wenig­sten flex­i­bel und biegsam.

Der Her­steller hat sich mit der Marke SeaLine auf wasser­feste Out­door­taschen spezial­isiert und bietet unter anderem Karten­hüllen in ver­schiede­nen Größen an. Ich habe die größte Vari­ante gewählt.

Han­dling beim Einschieben
Auch bei dieser Map Case ist die Öff­nung an ein­er der Taschenkan­ten ange­bracht. Sie ist bei der Large-Ver­sion 36 cm bre­it und wird mit einem Zip-lock ver­schlossen, der sich ein­wand­frei zusam­men­drück­en und lösen lässt.

Sicht­bar­er Kartenausschnitt
Die Karte lässt sich bei der Large-Ver­sion mit ein­er Falt­größe von 48 auf 34 cm ein­fach unter­brin­gen. Bei einem Maßstab von 1: 25.000 habe ich jew­eils eine Fläche von 12 auf 8,5 Kilo­me­tern im Blick. Das ist ein Karte­nauss­chnitt, der plus/minus gut alle 3 Stun­den einen Wech­sel erfordert, je nach­dem, wie ich schnell ich unter­wegs bin. Bei dieser Fläche kannst Du schon mal die gesamte Strecke ein­er Tour im Blick behal­ten, ohne den Karte­nauss­chnitt zu verän­dern. Das ist sehr praktisch.

Schutzhülle mit Karte griff­bere­it verstauen
Die SeaLine Water­proof Map Case hat an allen 4 Eck­en Ösen zum befes­ti­gen. Ehrlich gesagt habe ich noch nicht her­aus­ge­fun­den, wie ich diese Ösen mit meinem Ruck­sack verbinden kann. Das bedeutet, Du kannst die Hülle rollen oder fal­ten, zwis­chen den Bauchgurt klem­men oder vorne in die Jacke steck­en. Auf­grund des fes­teren Mate­ri­als trägt sie allerd­ings echt auf. Die große Vari­ante alle­mal. Bei den kleineren Taschen stelle ich mir das Rollen und Knick­en schwierig vor. Um sie vor Ver­lust am Ruck­sack zu sich­ern, brauchst Du noch ein zusät­zlich­es System.

Summa summarum

Alle drei Plan­hüllen erfüllen ihren Hauptzweck:
Wan­derkarten aus Papi­er vor Nässe und [feuchtem] Schmutz schützen.

Jeden­falls unter Normalbedingungen.

Ob die Nähte bei Dauer­be­las­tung [z.B. Durch­we­ichen bei Mehrtages­touren] hal­ten, kann ich nicht sagen.
Auf­grund von Machart und Mate­r­i­al schätze ich da die SeaLine am sich­er­sten ein; das Bild auf der Ver­pack­ung zeigt sie an einem Fels gelehnt mit der Unterkante in einem Bach stehend.

Manko aller drei Pro­dukete: Die For­mate von Hüllen und Karten sind nicht aufeinan­der abges­timmt. Das habe ich sofort beim ersten Aus­pro­bieren fest­gestellt. Meine Testkarte lässt sich bei keinem Pro­dukt an den Falzkan­ten geknickt ein­steck­en (jeden­falls nicht mit einem akzept­ablen Karte­nauss­chnitt]. Bei allen drei Hüllen, muss ich die Karte auf der glat­ten Fläche knick­en, um sie ein­schieben zu kön­nen. Das zer­rt natür­lich mit der Zeit am Mate­r­i­al und zieht die Karte auf Dauer in Mitleidenschaft.
Auf gängige Falz­for­mate abges­timmte Plan­hüllen wäre eine gute Idee. Allerd­ings sind die im Han­del ver­füg­baren Falz­for­mate wohl zu unter­schiedlich als dass sich Hül­len­her­steller darauf ein­stellen kön­nten. Aber Karten­ver­lage kön­nten doch für ihre eige­nen Falz­for­mate passende Hüllen anbi­eten, oder?

In der prak­tis­chen Anwen­dung hat sich hin­sichtlich der drei Taschen eine per­sön­liche Rang­folge herauskristallisiert:

Die High­lander lan­det auf dem 3 Platz. Sie ist für meine Zwecke ein­fach zu klein. Der stör­rische Klettver­schluss macht mir zudem den Karten­wech­sel fum­melig. Mit klam­men und nassen Fin­gern stelle ich mir die Hand­habung schwierig vor.

Auf Platz 2 set­ze ich die große SeaLine. Auch wenn sie vom Mate­r­i­al her sper­rig und rel­a­tiv schw­er ist: großer Überblick, sta­biles Mate­r­i­al und der hän­del­bare Ver­schluss machen sie zu einem zuver­läs­si­gen Begleit­er auf Langstreck­en und bei Dauerregen.

Mein per­sön­lich­er Favorit ist die Plan­hülle von Taton­ka. Wenn ich eine Karten­hülle mit­nehmen will, dann greife ich automa­tisch zu ihr. Das liegt haupt­säch­lich am grif­fi­gen, hand­fre­undlichen Mate­r­i­al und dem bedi­en­fre­undlichen Reißver­schluss. Zur Not lässt sich die Taton­ka auch mit Inhalt so klein fal­ten bzw. rollen, dass sie in eine Jack­en- oder Bein­tasche passt. Von allen drei ist sie zudem die leicht­este und vom sicht­baren Karte­nauss­chnitt her für meine Zwecke (Tageswan­derun­gen 15 bis 20 km) völ­lig ausreichend.

Unterm Strich lag keines der getesteten Pro­duk­te so daneben, dass ich sagen würde: Lass‘ die Fin­ger davon.

Jede der hier vorgestell­ten Plan­hüllen hat Vor- und Nachteile.

Let­ztlich kommt es darauf an, was Deine per­sön­lichen Anforderun­gen sind. Dieser Artikel unter­stützt Dich hof­fentlich bei der Wahl der Kar­ten­tasche, die zu Deinem Vorhaben passt.

Hast Du auch Erfahrun­gen gemacht mit Karten­hüllen? Welch­es Pro­dukt ver­wen­d­est Du auf Deinen Wan­derun­gen? Ich freue mich über einen Aus­tausch hier im Blog.

Übri­gens: Alle drei Pro­duk­te habe ich selb­st bezahlt und unab­hängig vom Her­steller oder Ver­trieb getestet.