Vom Iller­tal aus Rich­tung Süd/Südost gele­gen ziehen sie meinen Blick von jeher magisch an: Die Fels­gipfel des zen­tralen Haup­tkamms der All­gäuer Hochalpen. Egal ob ich ins Tret­tach­tal oder ins Stil­lach­tal schaue, am Ende wan­dern die Augen hoch. Gehen nach links, gehen nach rechts und bleiben am Dreige­stirn aus Tret­tach­spitze, Mädel­e­ga­bel und Hochfrottspitze unweiger­lich hän­gen. Wie oft schielte ich sehn­süchtig hoch und dachte: Da will ich unbe­d­ingt mal rauf!“

Wom­it die Frage ein­er Wan­derkam­eradin beant­wortet wäre: Wie bist Du eigentlich auf den Heil­bron­ner Weg gekom­men?“ Denn wenn Du Dich mit der Frage beschäftigst, welche Optio­nen es gibt, dort oben unter­wegs zu sein, lan­d­est Du unweiger­lich beim Heil­bron­ner Weg. Der ver­läuft exakt in den Flanken des Hauptkamms.

Der Heil­bron­ner Weg ist der hochalpin­ste Höhen­weg Deutsch­lands“. Der bere­its 1899 eröffnete tief­schwarz­schwierige Steig führt über die Gipfel von Stein­schartenkopf (2615 m) und Bock­karkopf (2609 m).  Mit mehr als 2000 Höhen­metern Auf- und Abstieg, schroff und aus­ge­set­zt auf dem Grat des Haup­tkamms durch zum Teil weglos­es Gelände ver­laufend absolutes Neu­land für mich!

Ein Ziel haben und ein Ziel erre­ichen sind zwei Paar Schuhe. Für dieses Pro­jekt räumte ich mir ein halbes Jahr Zeit ein, um es vorzubereiten:

In diesem Ter­rain fehlt es mir an Berg­er­fahrung, um die Sache alleine durchzuziehen. Deshalb und auch um die Her­aus­forderung verbindlich zu machen, buchte ich im Jan­u­ar bei der Alpin­schule Ober­st­dorf die geführte, dre­itägige Tour Heil­bron­ner Weg“.

Beim Abstieg wird mir das Tem­po eines Bergflohs attestiert. Rauf geht es allerd­ings eher mit Schnauf. Von Anfang an war klar: Ohne flankierende Maß­nah­men wird es bergauf müh­selig. Deshalb begann ich schon im Novem­ber let­ztes Jahr mit täglichem Trep­pen­train­ing, entledigte mich inner­halb der Vor­bere­itungszeit von rund sechs Kilo Kör­pergewicht und beschränk­te mich schließlich gewis­senhaft beim Ruck­sack­gewicht auf die vom Ver­anstal­ter emp­fohle­nen acht Kilogramm.

Was die Höhenangst ange­ht, habe ich mir schon vor Jahren einen jährlichen Schwindel­frei-Check in den Alpen verord­net. Vor­let­zten Som­mer wählte ich als Test­strecke den Hin­de­langer Klet­ter­steig. Auf­grund der sehr pos­i­tiv­en Erfahrun­gen damals kon­nte ich jet­zt beim Heil­bron­ner Weg gelassen bleiben und brauchte mir keine Gedanken zu machen.

So befähigt und motiviert, stand ich an einem regen­grauen Fre­itag­mor­gen Mitte August zusam­men mit sieben Berg­wan­derkam­er­aden tat­säch­lich im Büro der Alpin­schule und erhielt let­zte Instruk­tio­nen von der uns zugeteil­ten Berg­wan­der­führerin: Regen­schirm am Berg sieht zwar Scheiße aus, ist aber eine höchst effek­tive Meth­ode um bei Regen und schweißtreiben­den Tem­per­a­turen beim bevorste­hen­den Auf­stieg zur Rap­pensee­hütte halb­wegs trock­en zu bleiben.“  Sag’ ich doch!

Den Touren­bericht gibt es dieses Mal als Bildergeschichte mit Unter­ti­tel.
Klick‘ und komm‘ mit!

PS: Bei der Über­schrift hat mich Gitte Härter inspiri­ert mit ihrem Artikel Wo sind die flankieren­den Maß­nah­men?” auf www.gitte-haerter.de.