Mal ist sie da, mal ist sie nicht da: die Zuversicht. Sie ist wankelmütig: Besonders, wenn Du sie brauchst, zieht sie sich gerne ins Schneckenhaus zurück: wenn Du auf einen Gipfel willst, auf dem Du noch nie warst, wenn Du eine Bergroute gehen willst, die Du nicht kennst, wenn Du Dir sportliche Ziele setzt, die noch außerhalb Deiner Wohlfühlzone liegen. Kurz, wenn Du etwas Neues, Ungewohntes angehst, was Dich physisch und mental herausfordert, wenn Du nicht weißt, was Dich erwartet. Da wäre man ja schon froh über etwas Zuversicht.
Zuversicht ist eine innere Haltung, die sich auf den Körper überträgt und zu einer äußeren Haltung führt, die die Dich beim Bergwandern, Trail Run oder Gratgehen unterstützt: aufrecht, entspannt, der Aufgabe zugewandt.
Die gute Nachricht: Zuversicht ist kein Schicksal. Etwas was Du hast oder nicht hast. Zuversicht ist Übungssache.
Unerwartete Entdeckung
Dieses Jahr standen mehrere Mutprojekte in meinem Kalender: 50 Kilometer wandern im Westerwald, 9 Kilometer + 140 Höhenmetern laufen beim Pfalz-Trail sowie Gratweg gehen vom Fellhorn zum Söllereck im Allgäu. Alle drei Vorhaben waren für mich völlig neu. Nie zuvor bin ich jemals am Stück soweit zu Fuß gegangen. Mit dem Laufen habe ich erst im vergangenen Spätsommer nach einer 10jährigen Pause wieder begonnen. In den Bergen bin ich noch nie schneller als im Schritttempo unterwegs gewesen. Noch im Sommer 2015 stand ich auf dem Gipfel des Fellhorns und staunte ehrfürchtig über Leute, die offenbar furchtlos über den Grat stiefelten.
Als ich diese Pläne schmiedete, war ich alles andere als zuversichtlich: Weißt Du noch, als Du bei der 28 Kilometern in der Nord-Pfalz an den Rand Deiner Kräfte kamst? Wie Deine Füße weh getan haben? Wie Du am Bahnhof auf der Bank vor Erschöpfung beinahe eingeschlafen wärst? Solche Gedanken gingen mir durch den Kopf. Was habe ich nach Luft geschnappt beim ersten Mal mehrere hundert Meter den Berg rauf laufen. Wie meine Knie gezittert haben als ich das erste Mal den zu beiden Seiten ausgesetzten, scheinbar nur Zentimeter breiten Pfad oben auf 2000 Metern sah – dieses Gefühl konnte ich mir lebhaft in Erinnerung bringen.
Nichtsdestotrotz bin ich alle drei Mutprojekte angegangen: Bin im Frühsommer nach Trainingsplan 13 Wochen lang zweimal die Woche bis zu 28 Kilometer gewandert. Bin von Juli bis September nach Trainingsplan 11 Wochen lang dreimal die Woche bis zu 8 Kilometern und 140 Höhenmetern gelaufen. Den ganzen Sommer bin ich regelmäßig in den Binger Wald gefahren und auf den Salzkopfturm geklettert. Bin drangeblieben. Habe schließlich ein Mutprojekt nach dem anderen in die Tat umgesetzt und jeweils mit einem höchst zufriedenen Gefühl abgeschlossen.
Was die Zuversicht betrifft, habe ich während dieser Vorbereitungen eine unerwartete Entdeckung gemacht: Sie kommt mit der Zeit von ganz alleine!
Zuversicht lässt sich trainieren
Sei es beim Wandertraining, beim Trail Running-Training oder beim Üben auf Türme zu steigen: Je mehr Kraft und Ausdauer ich entwickelte, je öfter ich die Erfahrung machte Türme stehen fest und stabil und diese Erlebnisse bewusst wahrgenommen und in meinem Kopf abgespeichert habe, desto mehr fuhr die Zuversicht ihre Fühler aus.
Alle drei Mutprojekte [über das Gratabenteuer habe ich noch gar nicht gebloggt, fällt mir gerade auf] bin ich am Ende der Vorbereitungen nicht nur körperlich bereit, sondern mit mentalem Grip angegangen: statt mit Zaudern, Grübeln und an den Nerven zerrenden Gedanken, mit der Gewissheit „Du schaffst das – komme was da wolle!“
Signal aus dem Hirnkastl
Diese Erfahrungen zeigen, dass das Gefühl der Zuversicht eine natürliche Signalfunktion hat: Wenn sie fehlt, wenn sie bei einem Vorhaben, in einer Situation erschreckt die Fühler einzieht, dann fehlt Dir im wahrsten Sinne des Wortes etwas, um Deinen geplanten Weg sicher und entspannt zu gehen: Information, Erfahrung, Kraft, Ausdauer, Trittsicherheit, Know How, mentale Fähigkeiten.
Zuversicht drückt aus: Du bist physisch und mental bereit für das, was Du Dir vorgenommen hast oder, wenn sie am Boden liegt, eben nicht bzw. nicht ausreichend.
Was ich sagen will: Nimm‘ Dich mit Deinen Empfindungen ernst! Mangelnde Zuversicht heißt nicht schwach, unvermögend oder ein Angsthase zu sein. Sondern das ist ein Signal . Ein wohlwollend gemeinter Wink mit dem Zaunpfahl Deines Gehirns, das Dir damit zu verstehen gibt: Du darfst einfach noch was tun! Für Deine Kondition, Deine Orientierungsfähigkeit, Deinen Umgang mit der Höhenangst oder was auch immer Dein Kopf und Dein Körper brauchen, um Dich zuverlässig, und souverän mit Freude zu Deinem Ziel zu tragen.
In diesem Sinne, wünsche ich Dir viel Spaß und Erfolg beim Zuversicht-Üben!
Denk dran: Wenn Du Unterstützung brauchst, bin ich sehr gerne an Deiner Seite! Melde Dich einfach per E‑Mail bei mir.
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