Wie kommt es, dass ein Mensch scheinbar angstfrei mit einem Finger an einer Felskante baumelt; während unter ihm ein mehrere hundert Meter tiefer Abgrund klafft? Die Antwort lautet: Können und daraus resultierendes Vertrauen in sich und dieses Können.
Üben, üben, üben. Das ist der Weg zum Selbstvertrauen, den ich nicht müde werde hier im Blog und in meinen Kursen und Coachings zu predigen. Damit keine Missverständnisse aufkommen: Free Solo steht bei mir weder auf dem persönlichen Plan noch im Kursprogramm. ;-)
Mir ist dieser Weg nahe, weil ich damit sehr gute Erfahrungen gemacht habe. Wachsendes Selbstvertrauen aus reiner Praxis heraus habe ich in mehreren eigenen Projekten persönlich erlebt: Sei es meine 50-Kilometer-Wanderung, mein erster (und einziger) Trail Run oder die Begehung des Hinderlanger Klettersteigs vor zwei Jahren. In allen drei Fällen habe ich nach regelmäßigem, fokussiertem Üben gespürt: Ich schaffe das! Aller Zweifel am Anfang, ich könnte mein gestecktes Ziel verfehlen, fiel nach einer bestimmten Zeit des Trainings ganz von alleine von mir ab.
Fleißig üben ist ein Weg, um Vertrauen in sich selbst aufzubauen. Aber eben nur einer.
Eine ganze Palette weiterer Möglichkeiten zeigt der französische Philosoph und Autor Charles Pépin in seinem Büchlein “Sich selbst vertrauen. Kleine Philosophie der Zuversicht” auf. Ich will sie Dir nicht vorenthalten.
Philosophen sind geübte Gedanken-Wanderer. Wie von bewanderten Zu-Fuß-Gehern, die viel Erfahrung haben beim Finden echter Wege, können wir von Profidenkern lernen, dass es auch beim Denken neben den ausgetretenen Pfaden noch andere Spuren gibt, die zum Ziel führen. Und wer hier regelmäßig mitliest oder einen meiner Kurse besucht hat, der weiß: Zielführende, auf das konkrete Handeln bezogene Gedanken sind der erste Schritt Richtung Zuversicht. In den Bergen und im Leben!
Wenn ein Experte einen Weg vorschlägt, der auf den ersten Blick scheinbar sogar nichts mit dem angestrebten Ziel zu tun hat [z.B. Selbstvertrauen entwickeln], wird es interessant. Beispielsweise handelt das erste Kapitel in Pépins Ratgeber von zwischenmenschlichem Vertrauen. Gerade top aktuell. Wo wir alle zu Haus bleiben sollen, nicht in die Berge können, Höhenangst und Trittunsicherheit möglicherweise von existenziellen Ängsten überrollt werden, sind wir extrem abhängig von den Entscheidungen und dem Handeln von anderen: zum Beispiel Politikern, Medizinern, Supermarktmitarbeitern, Bäckern, Metzgern, Bauern oder den Klopapier‑, Seifen- und Desinfektionsmittel-Herstellern. Da ist es doch gar nicht so verkehrt, sich mit dem Thema „Vertrauen zu anderen“ auseinanderzusetzen. Aber was zum Teufel hat Selbstvertrauen mit anderen zu tun? Besteht etwa neben „digital sozial“ eine weitere Verbindung, die in Zeiten verordneter sozialer Distanz funktioniert?! Eine Art Geheimweg im Miteinander?!
Pépin lädt Dich ein zehn Wege (Schwierigkeitsgrad im übertragenen Sinne blau bis blaurot) zum Selbstvertrauen zu erkunden: Neben “Pflege gute Beziehungen”, “übe fleißig” außerdem noch: “Höre auf Dich selbst”, “staune”, “sei entschlussfreudig”, “lege Hand an”, “schreite zur Tat”, “bewundere”, “bleibe Deinem Begehren treu” und “vertraue dem Mysterium der Existenz” (ein spirituelles Kapitel ist ok). Alle samt zu Hause und alleine auf Brauchbarkeit und Relevanz anwendbar und überprüfbar. Absolut coronaviruszeittauglich.
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“Das Vertrauen in uns selbst ist eine geheimnisvolle Mixtur. Das Ergebnis der Verknüpfung mehrerer Faktoren. Die Wege, die dorthin führen, sind unterschiedlich, aber haben wir es einmal gewonnen, trägt es jeden von uns auf dieselbe Weise. Es gibt nur ein Selbstvertrauen, aber viele Mittel und Wege, es zu erlangen.” Charles Pépin
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