Der Höhepunkt kommt noch. Denn der Wandermarathon auf dem WesterwaldSteig mit 19 anderen Wanderbloggern findet erst am kommenden Wochenende statt. Trotzdem bin ich schon stolz auf mich. Stolz wie Oskar!
Das äußert sich durch etwas Wehmut beim Gedanken an die vergangenen dreieinhalb Monate. Von Frühlingsbeginn bis Sommeranfang habe ich Langstreckenwandern trainiert. Schade, dass diese Zeit nun vorüber ist. Schön war’s. Staunen ist auch dabei. Staunen, dass ich tatsächlich mein Vorhaben umgesetzt habe. Außerdem merke ich natürlich bei jedem Schritt, dass ich körperlich viel, viel stärker geworden bin.
Drei Gründe, warum ich stolz auf mich bin, obwohl die 45 Kilometer noch vor mir liegen:
Trotz Widrigkeiten drangeblieben
Als wir beim Trainingslehrekurs im Februar den Trainingsplan aufgestellt haben, wusste ich noch nicht konkret, auf was ich mich da eingelassen hatte. Wie zeitintensiv und aufwändig so ein Wandertraining ist. Insgesamt habe ich 22 von 26 geplanten Trainingseinheiten absolviert. Vor allem die Mittwochstouren waren Zeitfresser. Meistens war ich 6 bis 7 Stunden unterwegs. Ein paar mal bin ich um 4 Uhr aufgestanden, um möglichst früh am Ausgangspunkt der Wanderung zu sein. Pi mal Daumen jeweils 1 Stunde An- und Abfahrt mit der Bahn. Freitags bin ich zu Fuß vom Büro nach Hause zurück. Einmal um die halbe Stadt! Montags standen 30 Minuten Trail Running auf dem Programm.
Von März bis Anfang Juni hat es viel geregnet. Da ich oft auf Wiesenwegen und auch mal quer über Wiesen gehe, waren nasse Füße in diesen drei Monaten stets auf der Tagesordnung. Die Route von Stromberg nach Bad Sobernheim habe ich deswegen in der Bockenauer Schweiz nach 27 Kilometern abgebrochen. Nasse Füße sind auf die Dauer eklig. Im Moment habe ich echt die Nase gestrichen voll davon.
Bei den langen Einheiten über 25 Kilometer haben dann auch schon mal die Knie ordentlich gezwickt. Nach einem Powerwalk über eine Distanz von 28 Kilometer mit einem Schnitt von 4,8 Kilometer/Stunde haben die Muskelfasern um die Hüftgelenke rebelliert. In den Tagen danach war jeder Schritt ein kleines Abenteuer. Jetzt ist wieder alles gut. Muskelkater gehört halt dazu.
Motiviert haben mich die vielen schönen Erlebnisse auf meinen Trainingswanderungen und die tollen Landschaften. Um Gewicht zu sparen habe ich das leichte 50er-Objektiv auf meine Kamera geschraubt und damit neue Erfahrungen beim Fotografieren gesammelt. Nach zwei Jahren ausschließlich mit dem 105er-Makro musste ich mich erst mal umstellen. Inzwischen bin ich firm mit der “neuen” Brennweite.
Kreuz und quer durch heimatliche Gefilde
Bei meiner ersten Trainingstour bin ich komplett um den rheinhessischen Westerberg herum gelaufen. Gegen den Strich. Hohlwege stellten sich quer. Ich packte die 15 Kilometer gerade so. Die größte Herausforderung war die erste Rheinhessenetappe von Bingen nach Wörrstadt. Bei Nebel ging es los und endete mit einem Gewaltmarsch im strömenden Regen durch den rheinhessischen Ackermatsch. Ich war von oben bis unten ein Dreckspatz. Nur durch Vorwarnung und gute Worte meiner Freundin ließ mich der Wirt der Eisdiele in Wörrstadt die Tür rein.
Einer der schönsten Trainingsrouten war die von Bretzenheim an der Nahe nach Staudernheim an der Nahe (28 Kilometer). Sonne, blühende Bäume und früh am Morgen der Dunst überm Fluss. Wunderbar. Später ist mir noch mein allererstes Wildschwein in freier Wildbahn begegnet — in gebührendem Abstand. Und in Bad Kreuznach bin ich per Zufall mit einem älteren Herrn ins Gespräch gekommen, dessen Nachbar meine Großeltern und meine Eltern kennt.
Ein großes Glücksgefühl habe ich, wenn ich an die Rheinhessen-Querung denke. Überhaupt bin ich viel in Rheinhessen unterwegs gewesen; obwohl ich es eigentlich so gar nicht geplant hatte. Hat sich einfach ergeben.
Selbstvertrauen gewonnen
Dieses 15-wöchige Langstreckentraining war mein zweites längeres Wandervorhaben. Das erste waren die Kreuz- und Quer-Wanderungen in der Nordpfalz.
Über einen längeren Zeitraum an einer Sache dranzubleiben, stärkt das Selbstvertrauen ungemein. Am Anfang ist man ja noch von Euphorie getragen. Nach ein paar Wochen merkt man, wie die ersten Sabotagegedanken auftauchen: Ach, was soll das. Das Aufstehen, der ganze Aufwand, das bringt doch nichts. Da auf dem Schreibtisch liegen noch jede Menge unerledigte Aufgaben. Mach’ Dir einen gemütlichen Tag zu Hause. Wenn Du Dich dann aber nicht unterkriegen lässt und Dich tapfer auf den Weg machst, dann wirst Du mit Zufriedenheit belohnt. Du hast Dich nicht im Stich gelassen mit Deiner Idee. Du kannst Dich auf Dich verlassen. Selbstvertrauen eben!
Von Kopf bis Fuß auf Westerwald eingestellt
Meine Beine, die Gelenke und Bänder – alles ist spürbar kräftiger geworden. Ich fühle richtig meine Power und würde am liebsten sofort los gehen.
Die Bedenken wegen der bevorstehenden 45-Kilometer-Distanz sind komplett verflogen. Im Gegenteil: Ich bin total motiviert. Dieser positive Effekt hat sich ganz von alleine irgendwann eingestellt. Die Angst vor langen Strecken ist komplett verschwunden.
Mein Kopf ist frei für das besondere Wandererlebnis am kommenden Wochenende, die Zeit und den Austausch mit den anderen Wanderbloggern, die neuen Landschaften, die ich kennenlernen werde.
Schon für diese entspannte Vorfreude hat sich der ganze Aufwand gelohnt!
Westerwälder Berge ich komme!
Noch vier Tage schlafen, schreibt uns heute Karin, die Projektleiterin. Mitfahrer sind organisiert. Die Strecke habe ich mir auf der Karte angeschaut. In Gedanken packe ich schon mal die Tasche für Freitag. Die Kamera mit dem 50er-Objektiv (ultraleicht) wird dabei sein. Samstagmorgen um 7 Uhr starten wir zu unserer rund 12stündigen Wanderung auf dem WesterwaldSteig.
Die Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH und der Westerwald Touristik-Service haben mich zum Bloggerwandern 2016 eingeladen. Ich sage schon mal Dankeschön!
Das sind meine Mitwanderer auf dem WesterwaldSteig 2016:
- Anderswandern
- Der Wanderfreund
- Deutschlandjäger
- Fisch&Fleisch
- Fotografisch Reisen und Wandern
- Funkloch
- Gehlebt
- Hiking Blog
- Jo Igele Reiseblog
- Maddie unterwegs
- Endlich Outdoor
- Outdoorsüchtig
- Outzeit-Blog
- Overlandtour
- Wandern mit Familie
- Wanderreporterin
- Wanderwegewelt
- Wanderwütig
- Wanderreporter
Bergwandern im Westerwald:
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