Resilienz. Als ich diesen Begriff das erste Mal in einem Vortragsprogramm las, wurde ich sofort neugierig. Das Wort klingt so taff, so resolut, so nach „Ärmel aufkrempeln“, „mich wirft nichts um“. Finde ich jedenfalls. Und tatsächlich: Es geht um Kraft, um die innere Stärke eines Menschen. Um unser seelisches Immunsystem, das uns in die Lage versetzt, Widrigkeiten des Lebens zu meistern und uns für Krisen rüstet. Monika Gruhl nennt es in ihrem Buch „Die Strategie der Stehauf-Menschen“.
Ich bin ein Stehauf-Mensch. Ohne mir jemals darüber großartig Gedanken gemacht zu haben, was daran besonders ist bzw. welche Faktoren dabei zum Tragen kommen. Darüber wollte ich unbedingt mehr wissen.
Deshalb habe ich das Buch von Monika Gruhl gelesen und im vergangenen Oktober ein Training im Resilienzzentrum bei Sabine Horn (Arbeit im Gleichgewicht) in Offenbach am Main absolviert. Zum einen, weil mich interessierte, was hinter diesem Powerwort steckt (nur ein Modewort?), und was genau einen Stehauf-Mensch ausmacht. Zum anderen wollte ich herausfinden, welche Rolle das Wandern dabei spielt. Denn so viel war für mich klar: eine Quelle meiner Widerstandsfähigkeit ist das regelmäßige Unterwegs sein in der Natur. Und ich kann einer Sache am besten auf den Grund gehen, wenn ich sie direkt erfahre, höre, mich mit anderen darüber austausche, darüber spreche und nachfragen kann.
Das Konzept von Monika Gruhl basiert auf einem von ihr entwickelten Resilienzmodell, das von dieser Definition ausgeht:
„Resilienz ist die Stärke, die es Menschen ermöglicht, Lebenskrisen ohne langfristige Beeinträchtigung zu meistern.“
Resilienz gründet auf 7 Fähigkeiten bzw. Geisteshaltungen: Optimismus, Akzeptanz, Lösungsorientierung, Selbstregulation, Selbstverantwortung, Beziehungen und Zukunft gestalten.
Monika Gruhl nennt sie die 7 Schlüssel zu den inneren Kräften. Diese Kompetenzen bauen aufeinander auf und wirken im Zusammenspiel. Alle Menschen verfügen über diese Fähigkeiten — mehr oder weniger stark entwickelt. Das heißt, sie lassen sich üben und trainieren. Wie einen Muskel.
Genau wie sich ein Muskeltraining beispielsweise mit einer abgestimmten Ernährung unterstützen lässt, genau so müssten sich doch auch Faktoren ausmachen lassen, die Menschen bei der Stehauf-Strategie unterstützen und fördern.
Ich habe mir deshalb die oben genannten Fähigkeiten im Hinblick auf ihre körperlichen, geistigen und seelischen Grundlagen und Voraussetzungen genauer angeschaut und bin zu dem Ergebnis gekommen, dass Wandern auf Grund seiner Wirkung auf Körper, Geist und Seele ein regelrechter Katalysator für Resilienz ist! Lassen Sie mich mit einigen wenigen Beispielen verdeutlichen, wie ich auf diesen Zusammenhang komme:
Optimismus (damit ist nicht positives Denken bzw. Verdrängen von Negativem gemeint) gründet auf Lernen und Erfahrung. Menschen tun etwas, lerne eine Sache, lernen sich selbst Schritt für Schritt kennen, lernen ihre Fähigkeiten und Möglichkeiten einzuschätzen. Aus diesem Wissen heraus entwickeln sich positive Einstellung. Nach dem Motto: Ich schaff das! Aus der Gehirnforschung ist bekannt, dass vieles von dem, was wir lernen, unbewusst abgespeichert wird. Zugang zu diesem unentdeckten Wissensschatz verschaffe wir uns über Intuition. Bewegung, Wandern bahnt intuitives Denken, aktiviert unbewusste Ressourcen. Wandern macht die Seele leicht, hebt die Stimmung, macht optimistisch sein einfacher.
Akzeptanzfähigkeit, meint zum Beispiel Dinge, die ich nicht ändern kann, anzunehmen. Das setzt voraus, dass Menschen sich Zeit nehme Situationen, Zusammenhänge genauer anzuschauen, zu überdenken, die verschiedenen Seiten einer Angelegenheit zu betrachten. Ängste und Sorgen zu besänftigen. Wandern verschafft uns die dazu nötigen Atempausen und die innere Ruhe. Beides gönne bzw. gewinnen ich beim Wandern.
Kreativität und Perspektivenwechsel fördern die Fähigkeit der Lösungsorientierung. Wandern wirkt kreativitätsfördernd, schon nach kurzer Zeit stellt man fest, wie plötzliche neue Ideen anfangen zu sprießen. Wandern bringt Menschen aus dem Alltagstrott heraus in die Natur und eröffnet neue Blickrichtungen und Ausblicke. Beim Wandern kommen Lösungen oft von ganz allein. Festgefahrene Gedanken kommen in Bewegung, die Grübelstarre löst (!) sich.
Bewegung, eine Wanderung ist eine wunderbare Methode ins Gleichgewicht zu kommen, einen klaren Kopf zu gewinnen; unterstützt also dabei Gedanken, Gefühle, Stimmungen angemessen zu steuern, sich selbst zu regulieren.
Sich selbst etwas Gutes tun, sich etwas gönnen, mit anderen Worten den Hintern hoch kriegen, Verantwortung für sich selbst übernehmen statt Trübsal blasen – eine Wanderung ist ein toller Energiespender, reiner Balsam für die Seele. Statt gesetzte Ziele durch noch mehr Arbeiten, noch länger am Schreibtisch ackern versuchen zu erreichen, mit einer Wanderung neue Power tanken und am nächsten Tag Aufgaben in null Komma nix erledigen. Das nenne ich selbstverantwortlich handeln.
Soziale Kontakte pflegen: Wandern in der Gruppe ist eine gute Gelegenheit auch zum Netzwerken, um Beziehungen zu gestalten, gleichwürdige Beziehungen zu pflegen, andere (bei ihrem Business, ihren Vorhaben) zu unterstützen und Unterstützung von anderen anzunehmen.
Zukunft gestalten bedeutet im Einklang mit den eigenen Werten und Vorstellungen zu leben. Wandern unterstützt Menschen mit seiner entspannenden und klärenden Wirkung dabei den eigenen Werten überhaupt erst auf die Spur zu kommen. Ja Wandern selbst kann dieser Wert oder Traum sein, den man mit Unterwegs sein, Abenteuer und Herausforderung verwirklicht und lebt.
Zukunft gestalten heißt auch für sicheren Boden zu sorgen. Also für den Fall der Fälle mit einem Plan B gewappnet sein, den man sehr gut beim Wandern schmieden kann. Zukunft gestalten heißt auch, Verantwortung übernehmen und seinen Körper mit Bewegung, Entspannung und ja – auch Herausforderung gesund, kräftig und wach zu halten.
Eine resiliente Lebensweise, ein Resilienztraining lässt sich also wirksam mit Wandern fördern und unterstützen. Sie erkennen: Wandern ist der Resilienz-Schmierstoff überhaupt!
Resilienz als menschliche Eigenschaft und Aspekt der Persönlichkeitsentwicklung taucht immer öfter in Vorträgen, Seminaren und Buchlisten auf. Verschiedene Trainer, Coaches und Autoren beschäftigen sich damit. Wer sich interessiert und mehr über Resilienz wissen will, der googelt einfach diesen Begriff oder findet über folgende Quellen Informationen:
Gruhl, Monika: Die Strategie der Stehauf-Menschen. Krisen meistern mit Resilienz. Kreuz, 2011.
Maehrlein, Kathrin: Die Bambusstrategie: Den täglichen Druck mit Resilienz meistern. Gabal, 2012.
Mein Tipp: Wer sein seelisches Immunsystem aufbauen und kräftigen möchte, dem empfehle ich die 7 Schlüssel der Resilienz mit Wandern und Bewegung regelmäßig zu ölen und gängig zu halten.
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