Aus Erfahrung in meinen Kursen weiß ich: Aus Trittunsicherheit kann Ausrutsch-Angst werden. Dann sind die Hürden auf dem Weg zum stabilen, sicheren Gang auf Bergwegen hoch. Besonders wenn’s unter den Füßen rutschig wird. Anfänglich leichte Zweifel, wie „Wie soll ich die Füße jetzt setzen? Was denken die anderen in der Wandergruppe über mich?“ haben sich über die Zeit zu fiesen Blockaden entwickelt: „Ich kann nicht. Ich will nicht. Ich schaffe das nicht!“ Schon alleine beim Gedanken an rutschige Situationen oder spätestens beim Anblick von möglicherweise rutschigen Stellen zieht das Gehirn vorsorglich die Notbremse. Es ist, als ob die Verbindung zwischen Kopf und Körper unterbrochen ist. Dann verlierst Du tatsächlich die Kontrolle über Füße und Beine und fühlst Dich wie gelähmt. Nichts geht mehr!
Ausrutsch-Ängstlichen fällt es schwer, sich mental auf den eigenen Körper einzulassen, die eigenen Fähigkeiten zum Gleichgewicht auszuprobieren. Das Grundvertrauen in die eigenen Kräfte hat einen gehörigen Knacks weggekriegt. Trittsicherheit für alle Zeit adé?
Mitnichten! Ein Ausweg aus diesem mentalen Dilemma ist ein Stück Ausrüstung, das bei Ausrutsch-Ängstlichen und auch bei vielen anderen Wanderern noch viel zu wenig Beachtung erhält: der Wanderschuh bzw. genauer die Wanderschuh-Laufsohle!
In diesem Artikel will ich Dir zeigen: wie Du mit Hilfe der Wanderschuh-Laufsohle den Kopf lockerst, mit dieser Hilfestellung aus der Ausrutsch-Angst aussteigst und in die natürliche Trittsicherheit findest, wie eine hirnlockernde Wanderschuh-Laufsohle für Frühjahr, Sommer und Herbst aussieht und wie Du dem Verschleiß der Laufsohle ein Schnippchen schlägst und auch ohne ständigen Neukauf mit ein paar kreativen Tricks immer Wanderschuhe mit der richtigen Sohle zur Verfügung hast.
Warum die Wanderschuh-Laufsohle eine besonders geeignet Hilfe ist, um natürliche Trittsicherheit zu trainieren
Ein Mensch hat alles an Bord, was er braucht, um im aufrechten Gang im Gleichgewicht zu bleiben und die Füße sicher zu setzen. Auch auf unebenen, schrägen Untergründen. Diese körpereigenen Fähigkeiten aktivieren und üben wir im Kurs.
Bei Ausrutsch-Angst spielt aber der Kopf nicht mehr mit. Dein Gehirn macht automatisch quasi einen Lockdown. Du wirst von Kopf bis Fuß unbeweglich. Kannst Dich nicht am eigenen Schopf aus dem Schlamassel ziehen. Für den nächsten Wanderschritt ist Hilfe von außen gefragt!
Viel zu viele verunsicherte Bergwanderer denken jetzt vor allem an Stöcke, wenn es darum geht, sich mit Ausrüstung auf moosigen, matschigen und holzigen Bergpfaden und ‑hängen bei feuchter, nasser Witterung mehr Sicherheit zu verschaffen.
Stöcke können eine Hilfe sein. Vorausgesetzt, Du wendest sie richtig an. Ja! Aber sie taugen nicht, um natürliche Trittsicherheit zu trainieren. Sie nehmen Dir und Deinem Körper Arbeit ab, statt Dich beim eigenen Tun zu unterstützen. Außerdem gibt es heikle Situationen am Berg, wo der Einsatz von Stöcken nur schwer oder gar nicht funktioniert. Zum Beispiel an engen, unübersichtlichen Stellen. Für ohnehin verunsicherte Menschen, die gerade in der Bewegung blockiert sind und kaum wissen, wo sie hingucken sollen, ist es in diesem Moment eine kaum machbare Aufgabe, auch noch auf den korrekten Stockeinsatz zu achten.
Ideal wäre nun ein Hilfsmittel, das vom Körper als ihm zugehörig wahrgenommen und empfunden wird statt als störender Fremdkörper.
Die Wanderschuh-Laufsohle ist eine solche körperintegrierte Lösung. Sie ist quasi eine 2. Fußsohle, die über den Schaft des Wanderschuhs direkt mit dem Körper verbunden ist. Der Mensch spürt das Mehr an Halt direkt im ganzen Körper. Wie bei einer Fußmassage der sanfte Druck der Hand verbreitet sich der Sicherheit vermittelnde Druck beim Auftreten als wohltuendes Gefühl vom Fuß aus über das Bein durch den ganzen Körper bis zum Kopf hoch.
Diese positiven direkt über die Sinne wahrgenommenen, gespürten Erfahrungen durchbrechen den mentalen Teufelskreis „Ich kann das nicht!“ Sie konfrontieren Dein Gehirn in situ vom glatten Gegenteil: Der Fuß hält!!! Komme was da wolle! Mit jeder einzelnen gelingenden Erfahrungen lockst Du jetzt Dein verunsichertes Gehirn ein Stück mehr aus der Reserve, gewinnst Zutrauen in Dich selbst und beginnst plötzlich von ganz alleine, mit Armen, Beinen … mit dem ganzen Körper das Gleichgewicht auszutarieren!
Damit dieser Plan für Ausrutsch-Ängstliche aufgeht, ist es ganz wichtig, dass die Laufsohle des Wanderschuhs tatsächlich für zusätzlichen Halt sorgt! Kurz: Sie muss rutschfest sein. Extra rutschfest!!!
Was macht eine Laufsohle eigentlich rutschfest und warum es auf das Extra ankommt!
Zum Verständnis der weiteren Zusammenhänge hilft vorab ein bisschen einfache Physik: Die Rutschfestigkeit einer Schuhsohle hängt mit dem Reibungswiderstand zusammen. Der Reibungswiderstand ist die Kraft, die zwischen zwei Objekten wirkt, die sich aufeinander bewegen: hier die Laufsohle und der Untergrund.
Die Rutschfestigkeit einer Laufsohle nimmt mit dem Reibungswiderstand zu. Je weniger Reibung desto weniger Rutschfestigkeit. Je mehr Reibung desto mehr Rutschfestigkeit. Um den Unterschied anschaulich zu machen ein Bild: Stell‘ Dir vor Du gehst auf Eis. Erst mit glatten Ledersohlen und dann mit aufgezogenen spitzen Spikes. Voilà!
Klar: Anders als die glatte Ledersohle zum Beispiel eines Tanzschuhs, die ja gerade für den richtigen Schwung auf dem Parkett sorgen soll, sind die Laufsohlen von Wanderschuhen extra dafür gemacht, sich draußen auf natürlichen Untergründen sicher fortzubewegen.
Aber: Wie bei den Reifen fürs Auto oder fürs Fahrrad gibt es auch bei Wanderschuh-Laufsohlen solche und solche. Die Eierlegendewollmilchsau und Speziallösungen: Sohlen fürs Wandern auf einfachen Wegen im Tal und Sohlen für anspruchsvolle Hochtouren. Und dann wäre da ja auch noch Aquaplaning. Der Reibungswiderstand ist nicht nur eine Sache zwischen Laufsohle und Untergrund, sondern kann von dritten Elementen beeinflusst werden: zum Beispiel Wasser oder kleine Steinchen, die wie Kugellager wirken.
Eine Wanderschuh-Laufsohle, die Dir eben noch auf dem breiten, ebenen aber regennassen Zuweg ausreichend Halt gab, kann später beim Abstieg über einen matschigen Hang ins Schwimmen kommen und Dir unerwartet ihren Dienst versagen. Dir flutschen einfach die Beine weg und Du findest Dich bestenfalls auf dem Allerwertesten wieder.
Die Konsequenz aus diesen Überlegungen: Es ist zu kurz gedacht, einfach einen Schuh zu wählen, der im Schuhgeschäft bei den Wanderschuhen steht und dann blind darauf zu vertrauen, dass der dann automatisch die richtigen i.S. für Deine speziellen Zwecke geeigneten Laufsohle hat.
Wer als Ausrutsch-Ängstlicher seine natürlichen Fähigkeiten für Trittsicherheit in den Bergen mit Anti-Rutsch-Hilfe an den Füßen schulen möchte, muss darauf achten, dass seine Wanderschuhe nicht nur gut ausschauen, gut sitzen und Laufkomfort bieten, sondern eben auch extra rutschfeste Laufsohlen draufhaben! Nachdem wir die notwendigen Grundlagen geklärt haben, schauen wir uns an, wie eine rutschfeste Wanderschuh-Laufsohle konkret ausschaut.
Woran erkennst Du eine für Ausrutsch-Ängstliche geeignete rutschfeste Wanderschuh-Sohle?
Eins vorweg: Die Bodenhaftung einer Laufsohle hängt natürlich in erster Linie von der Beschaffenheit des Bodens ab. Für die eisfreien, wärmeren Jahreszeiten sieht eine rutschfeste Sohle anders aus als für gefrorene, schneebedeckte Böden.
Ich schreibe diesen Artikel im Mai. Damit Du mit meinen Tipps gleich loslegen kannst, erläutere ich die Beschaffenheit einer für das Training natürlicher Trittsicherheit geeigneten Laufsohle am Beispiel von rutschigen Untergründen, die wir hauptsächlich in den wärmeren Jahreszeiten vorfinden [Frühjahr, Sommer, Herbst]: feuchte, nasse, matschige — formbare, nachgebende Böden als auch trockene, feste mit Steinchen, Sandkörner und Tannennadeln durchsetzen Grund [Kugellagereffekt].
Wie oben bereits erwähnt, stellt nasses Material, wie Gras, Moos, Holz und dazu noch besonders glattes Zeugs wie Felsplatten oder kleine als Kugellager wirkenden Teilchen den Reibungswiderstand zwischen Boden und Laufsohle auf die Probe.
Noch mal zur Erinnerung, weil man es nicht oft genug sagen kann: Sind die Wege und Pfade dann auch noch abschüssig oder steil, womöglich von Kühen zertrampelt und von vielen Wanderfüßen zerfurcht, reicht es nicht aus, dass die Auftrittsfläche der Wanderschuh-Laufsohle nicht bloß nicht glatt, bissl aufgeraut oder irgendwie gröber als beim Alltagsschuh ist.
Für sicheren Halt braucht es jetzt richtig greifendes Werkzeug unter den Füßen. Keine aalglatten Schlappen wie beim Formel1-Rennwagen, sondern eine Besohlung vom Format eines Gelände- oder Traktorreifens. Mit einem Profil, das sich in die Erde rein beißt; ja sich regelrecht mit dem Territorium verzahnt. Grrr … 😉
Gefragt ist eine Laufsohle mit Grip oder wie man auch sagt: mit Traktion!
Zu den Grip-Faktoren einer Laufsohle zählen die Struktur des Profils, die Beschaffenheit der Kanten von Stollen, Außenrand, Spitze und Hacke sowie der Grad der Flexibilität der Sohle. Auch das Material spielt eine Rolle. Dazu später mehr.
Um Dich auf formbarem, glitschigem Terrain, wie Matsch, feuchter Erde, Moos oder wurzeligem Boden vor Ausrutschen zu schützen, brauchst Du eine Laufsohle, deren Profil sich schön in weichem Untergrund oder in nachgebende Substanz festbeißt und so viel Halt garantiert: hohe Profiltiefe [tiefe Furchen zwischen den Stollen], omnidirektional geformte Stollen, die nach allen Seiten mit ausreichend Reibungswiderstand wirken, sowie Kanten mit Biss. Damit sich die Furchen zwischen den Stollen nicht mit Matsch zusetzen, hilft eine selbstreinigende Anordnung der Stollen.
Auch auf trockenem, rutschigem Grund sorgt eine derart gestaltete Auftrittsfläche zuverlässig für griffige Bodenhaftung. Und das funktioniert so: Die Furchen zwischen den Stollen teilen die gesamte Auftrittsfläche der Laufsohle in viele einzelne kleine Flächen. Die Auflage der Sohle auf dem Untergrund reduziert sich dadurch und damit auch die Angriffsfläche für Feuchtigkeit und die Kugellagerwirkung von kleinteiligem Geröll und Sand [die rutschen in die Furchen und werden dadurch bestenfalls außer Gefecht gesetzt]. Die parzellierte Profil-Struktur minimiert den Rutsch-bzw. Rolleffekt. Zudem greifen die scharfen Kanten von Stollen und Außenkanten einer reibungsstarken Gummisohle auch in trockenen, sandigen, gerölligen Gründe; wenn auch logischerweise mit viel weniger bzw. gar keiner Verzahnung.
Auch gut zu wissen: eine solche profilstarke Laufsohle gepaart mit einer härteren Auftrittsfläche wird zum echten Werkzeug. Spitze, Hacke und Längskanten können benutzt werden, um Trittstufen in den formbaren Untergrund zu schlagen! Eine sehr flexible Laufsohle, die zwar hohen Lauf- und Abrollkomfort bietet, gibt möglicherweise schon bei relativ weichen Böden zu sehr nach, verbiegt und wird als Hau-Werkzeug unbrauchbar.
Harte Gummisohle?! Und was ist mit meiner Fußgesundheit? Stichwort: Abrollen? Richtig: Solange Du nicht auf einer Hochtour in weglosem Gelände unterwegs bist oder auf einem Firnfeld, wo Du Steigeisen anlegen musst, macht eine womöglich mit steifem Material zusätzlich verstärkte richtig harte Sohle keinen Sinn.
Aber bedenke: Wenn Du als Ausrutsch-Ängstlicher in den Bergen Deiner Laufsohle zu 100 Prozent vertrauen können willst, macht es aus meiner Warte wirklich Sinn, nach einem akzeptablen Kompromiss zu suchen. Eine Laufsohle mit Traktion durch die Auftrittsfläche sowie Abroll-Komfort und Dämpfung durch eine flexible, den Stoß mildernde Zwischensohle.
Die gute Nachricht: Die Wanderschuh-Hersteller haben inzwischen ein breites Repertoire an Laufsohlen im Angebot, das ausreichend Grade der Flexibilität zur Auswahl bietet und es möglich macht, einen sinnvollen Mittelweg zwischen wirksamen Rutschschutz und natürlichem Abrollen der Fußsohlen zu finden.
Damit hätte wir die Frage, wie Du eine rutschfeste Wanderschuh-Laufsohle für Ausrutsch-Ängstliche erkennst beantwortet: Du brauchst eine “Traktor-Laufsohle”! 😊
Nein keine Trampeltier-Knobelbecher-Laufsohle à la Bundeswehr: Klobig, breit und lähmend schwer. Sondern eine leichte, unter Umständen auch schmale Laufsohle mit einer Auftrittsfläche mit tiefen Furchen und einer verzahnenden Anordnung von Stollen (wie bei einem Traktor), einer selbstreinigenden Struktur, bissigen Kanten der Stollen und der Außenränder plus abroll- und fußfreundlicher Ergonomie.
Nehme wir an, Du hast ein passendes Paar Wanderschuhe gefunden, das Dich mit einem super Traktor-Profil wie Bolle auf rutschigen Böden vor dem Ausrutschen schützt, wie angegossen an Deinen Füßen sitzt und mit dem Du sicher auf und ab steigen und längere Strecken geradeaus gehen kannst ohne Dir die Füße wund zu scheuern.
Bleibt immer noch die Frage, wie Du Deine neuen Freunde bei jeder Wanderung fit und einsatzbereit hältst. Und damit sind wir beim Problem des Verschleißes angekommen. Eine dauerhaft Trittsicherheit garantierende Wanderschuh-Sohle hat nämlich spürbare Konsequenzen für Dein Wanderausrüstungs-Budget. Ein qualitativ hochwertiger Wanderschuh kostet ein dreistelliges Sümmchen im unteren, mittleren Bereich. Je nachdem wie oft Du unterwegs bist, beginnen die Kanten des Profils bereits nach zwei, drei Jahren rund zu werden. Dann gehören die Anti-Rutsch-Helfer ausgetauscht!
Der ein oder die andere Leserin runzelt jetzt vielleicht bedenklich die Stirn. Bevor Du meinen Tipp voreilig aus ökonomischen Gründen ad acta legst, final noch ein Blick auf nachhaltige Alternativen zum allzu dicht getakteten Neukauf bzw. auf kostengünstige lebensverlängernde Maßnahmen: Was kannst Du tun, um die Funktionstüchtigkeit der Laufsohlen fortwährend zu gewährleisten ohne Dir „ständig“ neue Wanderschuhe zu kaufen?
Dem Verschleiß ein Schnippchen schlagen!
Das versteht sich von selbst: Die zuverlässige Funktionstüchtigkeit des Laufsohlen-Profils hängt grundsätzlich davon ab, wie Du Deine Wanderschuhe pflegst. Hier kannst Du Dir ein Beispiel an der Bergrettung nehmen, die nach jedem Einsatz ihr Material checkt und die Ausrüstung wieder auf Vordermann bringt. Nach jeder Wanderung gilt: Eingetrockneter Matsch, der die Profilstruktur zusetzt und die Griffigkeit schwächt, muss aus den Furchen raus! Also merken: gewissenhafte Pflege-Routine auch bei der Laufsohle etablieren!
Neben der sorgfältigen Reinigung [ich betone dieses Thema, weil ich da selbst einen Denkzettel gebrauchen kann 😉] habe ich drei clevere Strategien für Dich, wie Du ganz einfach die Leistungsfähigkeit Deiner Anti-Rutsch-Helfer-Mannschaft unter den Füßen aufrecht erhältst ohne sofort das gesamte Team auszuwechseln, wenn einzelne Teammitglieder [Laufsohle] schwächeln.
Auftragen auf einfachen Wegen statt in die Tonne
Du kennst das Prinzip des Auftragens sicher von anderen Kleidungsstücken: Die schon etwas aufgeribbelte aber sonst noch brauchbare Büro-Hose wird in der Freizeit weiter benutzt, das einst schicke T‑Shirt für den Casual-Friday leistet beim Grillabend mit der Familie noch gute Dienste. Genauso gut kannst Du Wanderschuhe auftragen, die zwar beim Grip allmählich nachlassen aber sonst noch völlig intakt sind.
Das Auftragen eingelaufener, aber nicht mehr antirutschtauglicher Wanderschuhe geschieht im Wechsel mit neuen Schuhen mit extra Grip, die Du jeweils situationsabhängig trägst.
Den neue Schuh mit dem sehr guten bis gut griffigen Traktorprofil setzt Du für Wanderungen im Hochgebirge oder auf anspruchsvollen Mittelgebirgswegen mit rutschigen Untergründe und in den eher nassen und feuchten Jahreszeiten [dazu zählt inzwischen auch der Winter], an Regentage im Sommer und bei Wanderungen mit mittlerer bis hoher Wahrscheinlichkeit auch auf abschüssiges, rutschiges Terrain zu kommen, ein.
Den eingelaufenen Wanderschuh mit dem angefressenen Profil [heißt, für Dich als Ausrutsch-Ängstlicher nicht mehr ausreichend vertrauenswürdig, da auf abschüssigen, rutschigen Untergründen nicht mehr genug Rutschschutz] benutzt Du in der trockenen Jahreszeit und auf einfachen Wegen, also in Situationen, bei denen es nicht so sehr auf eine perfekte Rutschfestigkeit ankommt: für die Wochenend-Runde auf abgetrockneten, einfachen Wegen im Mittelgebirge oder kurze Erkundungstouren im Urlaub.
Mit dieser Strategie mache ich seit einiger Zeit gute Erfahrungen. Meine altgedienten sicher schon an die 10 Jahre alten Treter, kommen an die Füße, wenn ich es relativ sicher mit trockenen, zwar abschüssigen aber weniger steilen Passagen zu tun bekommen werde. Die fürs Hochgebirge angeschafften Neuen kommen auch bei Bergwanderungen im Mittelgebirge zum Einsatz: nach einer längeren Regenperiode, an Regentagen [vor allem, weil sie auch noch wasserdicht sind] oder im eh nassen Herbst und Winter.
Motivationsschub: Bergwanderschuhe sind für Berge gemacht. Auch ein nicht mehr ganz soooo frisches Traktor-Profil schützt Dich auf Schrägen mehr vor dem Ausrutschen als völlig glatte Latschen. Vorausgesetzt Du verfügst über das nötige Selbstvertrauen und Wissen, wie Du Deine Körperhaltung flexibel den wechselnden Untergründen anpasst und auch auf rutschigen Böden im Gleichgewicht bleibst. Sprich: Mit zunehmender Übung und stärker werdendem Vertrauen in die eigenen Kräfte und Fähigkeiten werden auch Ausrutsch-Ängstliche unabhängiger vom Biss ihrer Laufsohlen, müssen nicht mehr ganz streng auf die Funktionstüchtigkeit achten und gewinnen auch in dieser Hinsicht mehr Freiheit!
Abriebfestigkeit im Auge behalten
Die Griffigkeit einer Wanderschuh-Laufsohle hängt nicht nur von der Struktur des Profils ab, sondern auch vom Material der Sohle.
Wer jemals mit einem Alltagsschuh mit Ledersohle auf glatten Fliesen den Abgang gemacht hat, kann diesen Zusammenhang gut nachvollziehen.
Die Laufsohlen von Wanderschuhen sind aus Gummi oder besser gesagt aus einem Gummigemisch. Gummi bietet auf natürlichen Böden nicht nur den besten Halt, sondern auch die beste Haltbarkeit. Aber auch da gibt es Qualitätsunterschiede. In Bezug auf Abriebfestigkeit die besten Sohlen stellt die italienische Firma Vibram her. Dieser Traditionshersteller hat bereits 1937 ein Patent auf seine Sohlen angemeldet und ist der einzige Produzent, der Vollgummisohlen ohne Zusatzstoffe herstellt. Experten berichten: Der Abrieb einer Vibram-Sohle ist um 10 bis 15 Prozent geringer als bei einer Standardsohle, das haben zahlreiche Tests bewiesen. Vibram-Sohlen halten länger als herkömmliche Sohlen. Wer also hohen Wert auf eine nachhaltige Leistungsfähigkeit bei der Griffigkeit des Laufsohlen-Profils legt, der sollte beim Kauf von Wanderschuhen auf das gelbe Vibram-Oktagon auf der Sohle achten!
Nur neue Sohle statt neuer Schuh!
Eine dritte Möglichkeit die Funktionstüchtigkeit von Laufsohlen zu gewährleisten ohne das Ausrüstungsbudget zu sehr zu belasten, ist, runtergelaufene Wanderschuhe wieder neu zu besohlen. Das geht nicht bei jedem Wanderschuh. Die Wiederbesohlbarkeit hängt von der Schuhkonstruktion ab; also die Art und Weise, wie Schuhschaft und Schuhboden miteinander verbunden sind. Hier unterscheidet man zwischen der gestrobelten, der gezwickten und der zwi- oder trifach genähten Bauart.
Beim gestrobelten Schuh, ist die Sohle verklebt und vernäht. Diese Sohle kann nicht wiederbesohlt werden. Wenn der Schuh abgelaufen ist, muss er in die Tonne bzw. kann je nach Grad des Abriebs noch eine Weile aufgetragen werden, wie oben beschrieben.
Beim gezwickten Schuh, ist die Sohle an den restlichen Schuh „genagelt“. Gezwickte Schuhe lassen sich ebenso wie genähte [leicht außen an der Nähnaht zwischen Schaft und Sohle zu erkennen) problemlos drei bis vier Mal neu besohlen. Das wird in Deutschland gemacht und dauert in der Regel zwei Wochen. Dieses Foto zeigt, woran Du erkennen kannst, wie Dein Schuh bzw. der Schuh den Du kaufen willst, gebaut ist und ob er wiederbesohlbar ist.
Nochmal zum Mitschreiben und ein Wunsch an Dich
Aus einer unbehandelten Trittunsicherheit kann über die Zeit eine Ausrutsch-Angst entstehen. Der Kopf macht dann schon dicht, wenn Du bloß denkst, Du könntest ausrutschen. Wenn es ganz blöd kommt, verlierst Du die Kontrolle über den Körper, kommst in die Blockade und kannst Dir nicht mehr selbst helfen. Dann macht eine Art „Anfahrt“-Hilfe Sinn.
Geeignet dafür sind rutschfeste Wanderschuh-Laufsohlen. Sie wirken wie eine 2. Fußsohle, vermitteln dem Kopf direkt körperlicher Sicherheit ohne ihn in der Beweglichkeit einzuschränken, lockern die mentale Anspannung und machen den Weg frei, Deine eigenen Koordinations- und Gleichgewichtsfähigkeiten und damit über die Zeit Deine natürliche Trittsicherheit zu trainieren.
Vor allem dann, wenn draußen realistisch mit rutschigen Wegen und Pfaden zu rechnen ist, macht es für Ausrutsch-Ängstlich Sinn Bergwanderschuhe, die man fürs Hochgebirge benutzt auch im Mittelgebirge zu tragen [nicht gemeint sind Hochtourenschuhe!]. Sie zeichnen sich durch eine abriebfeste Vollgummi-Sohle mit traktionsstarkem Profil aus: Stollen, die nach allen Seiten Reibungswiderstand entfalten, tiefe, selbstreinigende Furchen zwischen den Stollen, Kanten mit Biss und mit einer gewissen Steifigkeit, die zwar das Abrollen des Fußes gut mitmacht aber bei weichen, formbaren Gründen das Einhauen von Stufen erlaubt.
Damit die Wanderschuh-Laufsohle Dein zuverlässiger Partner auf dem Weg in die natürliche Trittsicherheit wird, musst Du unbedingt den Verschleiß im Auge behalten. Um allzu häufigem, kostenintensivem Neukauf vorzubeugen und Dein Ausrüstungsbudget zu schonen, habe ich drei clevere, nachhaltige Strategien genannt, wie Du der Verschleiß-Falle ein Schnippchen schlägst: Auftragen von abgelaufenen Wanderschuhen in einfachem Terrain, Einsatz von besonders abriebfestem Laufsohlen-Material sowie die Anschaffung von wiederbesohlbaren Wanderschuhen!
Übrigens: Auch fürs ausrutschsichere Wandern auf Eis oder Schnee lassen sich die Hersteller inzwischen etwas einfallen. Klar: Grödel anlegen geht immer. Aber es werden jetzt auch für Wanderer Laufsohlen aus speziellen Gummimischungen entwickelt, die bei Minustemperaturen Bodenhaftung garantieren. Sobald ich diesbezüglich Ausrüstungs-Tests bei meinen Blogger-Kollegen entdecke, werde ich hier verlinken.
Ich würde mich freuen, wenn dieser unkonventionelle Tipp mit der Traktor-Laufsohle Dir die Augen geöffnet hat, wie Du ganz praktisch gedacht mit Hilfe eines simplen Stücks Ausrüstung in die eigene Kraft kommst, Deinem Selbstvertrauen bildlich gesprochen eine griffige Unterlagen unter den Hintern schiebst und den Weg zur Trittsicherheit freimachst!
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