Des is ja eher sel­ten, dass mer hier jemand trifft.”, der alte Herr, den ich heute auf meinem Weg nach Sauerthal traf, musste direkt mal ste­hen bleiben und mit mir einen kurzen Schwatz halten.

Von Sauerthal erzählte mir neulich eine Bekan­nte. Ihr Vater lebte mit sein­er Mut­ter dort. Die bei­den kan­nten die Gegend wie ihre Wes­t­en­tasche und gin­gen mehrmals die Woche zu Fuß von Sauerthal durch den Wald runter nach Lorch an den Rhein und zurück. In Sauerthal wohnen heute 193 Men­schen. Es ist das südlich­ste Dorf in Rhein­land-Pfalz auf der recht­en Rhein­seite und liegt am Ende, tief drin im Wald, am Ende des Tiefen­bach­tals, einem Seit­en­tal des Wispertals.

Los gings in Lorch, ins Wis­per­tal hinein, dann links ab ins Tiefen­bach­tal über einen schö­nen, bre­it­en Wald­weg direkt am Bach und unter­halb der Burg Waldeck ent­lang bis zum Ort­sein­gang von Sauerthal. Der Weg zur Waldeck ist mit gefäll­ten Bäu­men versper­rt und fast unpassier­bar, erzählt mir der alte Herr, den ich über 80 Jahre schätze. Do bin ich dorsch gekrabbelt”, berichtet er. Ab Fried­hof Sauerthal” folge ich der Markierung Hirsch” hoch zum Sauer­berg. Von dort geht es über die Weisel­er Straße (ein Feld­weg) über san­fte Rhein­gau Alp­wiesen wieder runter durch das Ret­zbach­tal, über den Peter­swald­weg an die Rhe­in­front mit sagen­haftem Blick auf den Strom und rüber in den Binger Wald. Auf dem Fran­zosenkopf liegt noch Schnee.

Die Weisel­er Straße” war ein mit­te­lal­ter­lich­er Han­del­sweg. Lorch war damals ein wohlhaben­der und bedeu­ten­der Han­del­splatz. Ein großer Teil des Waren­verkehrs von Lorch nutzte die Weisel­er Straße nach Nor­den in die Graf­schaft Katzenel­len­bo­gen. Geschützt wurde der Weg durch ein Gebück (undurch­dringliche Heck­en). Das bekan­nte Rhein­gauer Gebück ver­lief quer zu dieser Verbindung.

Ich war heute also auf einem ural­ten Weg unter­wegs. Der offen­bar heute nicht mehr sehr oft gegan­gen wird. Die Weg­weis­er haben jeden­falls schon bessere Tage gese­hen. Der Abschnitt über die Weisel­er Straße” hat mir am besten gefall­en; die weit­en,  san­ft abfal­l­en­den Hochwiesen und der weite Blick in den Taunus und rüber zum Binger Wald (dessen Buck­el noch mal ein gutes Stück höher sind) und in den Hun­srück erin­nerten mich an Almen in den Alpen. Hier möchte ich noch mal bei klar­er Sicht gehen. Ins­ge­samt ging die Strecke über eine Dis­tanz von 16 Kilo­me­tern und rund 600 Höhen­metern durch Täler und Höhen des Rhein­gaus. Wenn alles grün ist und die Sonne scheint, komme ich wieder!

Wegweiser nach Sauerthal.
Weg­weis­er nach Sauerthal am Ein­gang des Tiefenbachtals.

 

Buchenblatt im Schnee.
Buchen­blatt im Schnee.

 

Moos mit Schnee.
Die gute Nachricht: Der Schnee wird weniger.

 

Weiseler Straße. Mittelalterlicher Handelsweg.
Weisel­er Straße. Mit­te­lal­ter­lich­er Han­del­sweg von Lorch zur Graf­schaft Katzenellenbogen.