Ver­sprochen ist ver­sprochen. Ich habe euch etwas mit­ge­bracht vom Blog­gertr­e­f­fen an der Mosel.

Was zum Wan­dern, was zum Genießen, was zum Mut erleben.

Keine Anleitung à la 10 Dinge, die Du an der Mosel gemacht oder gese­hen haben musst”, son­dern einige wenige hand­ver­lesene, einzi­gar­tige, uner­set­zbare, erstk­las­sig Schätze und echte Rar­itäten, die Lust machen, auf Ent­deck­ungsreise zu gehen.

Und so viel sei schon ver­rat­en: Schoko­lade ist auch im Spiel.

Für die drei Tage haben wir uns 34 von den 533 Mosel-Kilo­me­tern raus­gepickt und genauer unter die Lupe genom­men: Die Unter­mosel zwis­chen Cochem und Kobern-Gondorf.

Zu Fuß, mit der Bahn und mit Einkehrschwung.

Steige, Traumpfade und Wünschelrouten [Was zum Wandern]

Nur wo du zu Fuß warst, bist Du wirk­lich gewe­sen.” An der Mosel war er also auch, der Johann Wolfgang.

Moselsteig. Etappen Neunzehn.
Rauf und runter. auf  dem Mosel­steig. Etappe Neun­zehn. Hier rauf.

Weil die Mose­lan­er wollen, dass Dir kein Winkelchen ihrer Region ent­ge­ht, haben sie das Moseltal mit einem feinen Wan­der­we­genetz über­zo­gen. Hauptschla­gad­er ist der 365 Kilo­me­ter lange Mosel­steig von Perl nach Koblenz. An seine 24 Etap­pen dock­en rechts und links zahlre­iche Rundwege und Spazier­wan­der­wege an. Sie heißen Seit­en­sprung, Traump­fad und Traumpfäd­chen. Alle­samt zer­ti­fizierte und top aus­geschilderte Premiumwege.

Wer kann bei solchen Namen noch die Füße stillhalten?!

Bei unser­er Stip­pvis­ite Anfang Novem­ber haben wir zwei Steige­tap­pen und einen Traump­fad erkun­det; und dann war da ja noch die Sache mit den Wün­schel­routen und der Schokolade.

Schließe ich die Augen, schießen mir als Erstes diese Bilder in den Kopf:

Es ist später Mit­tag. Die Sonne ste­ht schon tief. Häuser aus schiefrigem Grauwack­en-Mauer­w­erk, eine Gasse mit Blick durch offene Hoftore, Trestergeruch.

Typisches Haus an der Terrassenmosel. Aus Grau-Wacken gemauert mit Schiefer gedeckt.
Typ­is­ches Haus an der Terrassenmosel.

Wir ver­lassen ger­ade Pom­mern am Moselufer und brechen auf nach Kail. Unser Ziel liegt gute 200 Höhen­meter über uns auf einem Hoch­plateau. Fünf Kilo­me­ter Fuß­marsch auf der 19. Etappe des Mosel­steigs habe wir vor uns. Gar nicht wenig nach ein­er Verkostung.

Weit­er über eine aus­ge­tretene Sand­stein­treppe direkt in die Wein­berge. Schmale Pfade gesäumt von altem Mauer­w­erk; zügig hin­tere­inan­der weg einen Fuß vor den anderen set­zend, gewin­nen wir rasch an Höhe. Erste Aus­blicke: Das Moseltal, der mäan­dernde, spiegel­nde Fluss [der erstaunlich viel Wass­er führt in diesem trock­e­nen Jahr 2018] und die Wein­berge. Kom­plett in warmes Licht getaucht. Noch hän­gen die Blät­ter an den Reben. Ein Meer aus sat­tem Gelb; durch­set­zt mit dem Rot des Bur­gun­ders. Die Far­ben der flauschi­gen Wan­derblusen unseres Spon­sors Maier Sports.

Terrassenmosel im November
Ter­rassen­mosel im Novem­ber. Von ein­er Ter­rasse herunter fotografiert.

Kurz­er Blick zurück. An ein­er exponierten Stelle, eine alte bogen­för­mig aufge­set­zte Trock­en­mauer aus Schiefer, schauen wir flussab­wärts zu den Hän­gen, wo wir mor­gens in dichtem Nebel in Treis-Kar­den ges­tartet sind. Rote, gelbe, blaue, grüne Regen­klam­ot­ten wan­dern durch einen Eichen­wald den Ser­pen­ti­nenpfad zum Mart­berg hoch; wie von unsicht­bar­er Hand Zug um Zug hochge­hieft. Gegen eins nach Pom­mern runter blitzt der erste Son­nen­strahl des Tages durchs herb­st­bunte Laub.

Herbstwald an der Terrassenmosel
Herb­st­wald an der Terrassenmosel.

Behalte den Mart­berg bitte im Kopf. Den brauchen wir noch!

Jet­zt erst mal weit­er nach Kail. Das Steil­stück ist geschafft. Die Haus­fas­sade à la Böh­mis­che Dör­fer ent­pup­pt sich beim Näherkom­men als DIE Pom­mern­er Son­nenuhr. Große Augen auch angesichts ein­er riesi­gen offe­nen Schiefer­flanke schräg im Hang; auf bre­it­em Wiesen­weg an der Kante wandernd.

Schieferplatte am Moselsteig kurz vor dem Schilzergraben.
Schiefer­plat­te am Mosel­steig kurz vor dem Schilzergraben.

Dann ein let­zter langer Zug durch den Schilz­er­graben. Abgeschieden, eng, ursprünglich. Auf einem Tram­pelp­fad über den Bach hin und her, unter bemoost­en Baumvet­er­a­nen und Lia­nen aus Wal­dreben durch. In dieser Schlucht hat die Sonne so spät im Jahr keine Chance. Das Helle oben voraus markiert das Ende des Tals. Da zieht es mich hin. Ich höre eine Kirch­tur­muhr schla­gen. Gutes Zeichen: Unsere Ankun­ft in Kail ste­ht unmit­tel­bar bevor. Als ich im let­zten Licht des Tages über eine Holzbrücke hin­aus auf das Hoch­plateau trete, das Gefühl aufzu­tauchen. Bitte ein­mal dur­chat­men. Wir sind oben.

St. Bartholomäus in Kail.
St. Bartholomäus in Kail. An dieser Stelle naht ungeah­nt ein weit­er­er Höhen­punkt. Der hat auf den ersten Blick nix mit Kirche am Hut. Noch bin ich ver­hal­ten gegenüber dem näch­sten Pro­gramm­punkt, bleibe aber offen und harre der Dinge, die da kommen.

Behalte auch Kail im Kopf. Unbe­d­ingt. Denn Kail ist unter anderem wichtig wegen der anfangs erwäh­n­ten Schoko­lade. Also merken!

Der Mosel­steig bei Sonne am zweit­en Tag hat berührt. Was berührt, bleibt im Gedächt­nis haften. Unser Wan­der-Guide war Petra Richard von Mose­len­ergie. Nein, keine Stromver­sorg­erin. Lebensphilosophie!

Kopfki­no einen Tag zurück­spulen. Stopp. Das Blog­gertrüp­pchen auf dem Traump­fad Hatzen­porter Laysteig. Vorne weg Orts­bürg­er­meis­ter und Winz­er Albrecht Giet­zen. Ein stat­tlich­er Mann. Ein­er, der nicht anders kann, als sich einzu­mis­chen, wenn es um seine Heimat geht. Eine Geschichte nach der andern her­aus­prudel­nd, aus­ladend über seine” Hänge gestikulierend, uns über die schmalen, steilen Pfäd­chen bugsierend. Es geht um Wein, his­torische Wein­bauland­schaften, wie er seinen alten Lieblingswein­berg vor dem staatlichen, naturschützen­den Zugriff für die mose­lanis­che Weinkul­tur gerettet hat und das Kochbuch sein­er Frau mit den Moseltap­pas. Diese Wan­derung in den Hatzen­porter Wein­ber­gen endet damit, dass ich mit einem Wein­glas in der linken Hand über Schiefer­schrä­gen bal­anciere. Mit der recht­en Hand an der Seil­ver­sicherung. Da kommt mir meine Trittsicher­heit zupass. Diese Sto­ry erin­nert mich an drei Dinge: Erstens an die Einkehrschwünge. Damit eng verknüpft zweit­ens an die Wün­schel­routen [und die Schoko­lade]. Und drit­tens, dass wir die Bahn zurück ins Hotel Lell­mann in Löf ger­ade so erre­icht haben.

Bloggerwandern 2018
Die Blog­gertruppe 2018 bei der Wein­probe auf dem Hatzen­porter Laysteig. Die Gläs­er hän­gen umge­dreht mit dem Stiel in einem eingekerbten Led­er am Hals; oder man trägt sie beim Klet­tern gekon­nt in der linken Hand. ;-)

Apro­pos Bahn. Im Som­mer machte eine Kundin aus der Schweiz [pas­sion­ierte Bah­n­fahrerin] zwis­chen zwei Coach­ing­ta­gen einen Aus­flug nach Tri­er. Mit der Bahn. Mir war der Plan sus­pekt. Von Ober­we­sel am Rhein nach Tri­er an der Mosel? Mit der Bahn? Jet­zt weiß ich, wie sie es gemacht hat: über Koblenz. Von dort ver­läuft die Trasse der Moseltal­bahn ent­lang bis ans west­liche Ende von Rhein­land-Pfalz. Auch für Mosel­steig­wan­der­er sehr prak­tisch. Etap­pen lassen sich damit in Tagesstreck­en­wan­derun­gen umfunk­tion­ieren, oder über­sprin­gen und man kommt damit am Ende auch wieder aus dem Moseltal heraus.

Bevor ich nun wirk­lich zu den Wün­schel­routen komme…Du ahnst es bere­its: Behalte auch den Hatzen­porter Laysteig im Kopf. Den brauchen wir auch noch. Wegen dem Mut erleben. You see!

Jet­zt aber flott zum kuli­nar­ischen Teil der Wanderreise.

Den Göttern und Geistern nahe! [Was zum Genießen]

Wer bei Wün­schel­routen an Y‑förmige Holz­ga­beln denkt, der liegt nur knapp daneben. Bei den Wün­schel­routen geht es um Genusss­chätze. Zum Herb­stausklang pack­en die Touris­tik­er an der Mosel jedes Jahr spezielle Päckchen für ihre Gäste: geführte Wan­der­touren, mit Einkehrschwung an kuli­nar­ischen Sta­tio­nen. Was Du wis­sen soll­test: Bei diesen Wün­schel­routen führt der Weg niemals am Wein oder anderem, was einen geistig in andere Sphären ver­set­zt, vorbei.

Bei den bere­its erwäh­n­ten Giet­zschen Moseltap­pas in Hatzen­port sind wir ohne Umschweif mit­ten drin bzw. mit­ten drauf auf ein­er Wün­schel­route. Da haben wir schon eine Ries­ling-Suppe mit Kräutern aus dem dor­feige­nen Garten intus. Noch gibt es Wass­er und Apfel­saft. Das ändert sich in den Wein­ber­gen. Der elo­quente Bürg­er­meis­ter hat Ries­ling im Ruck­sack! [Eine Erk­lärung für die Sache mit dem Wein­glas und der Seil­ver­sicherung. You know.] Noch sind mir die Nuance zwis­chen trock­en und fein­herb unklar. Immer­hin habe ich jet­zt eine Nase für: Der Wein hat Kork. So schade!”, stellt  kon­stantiert unser Wan­der-Guide aufrichtig enttäuscht.

Im Hatzenporter Kräutergarten
Mit Orts­bürg­er­meis­ter Albrecht Giet­zen im Hatzen­porter Kräutergarten.

Im Ver­lauf der Wün­schel­routen üben wir weit­er. Zum Beispiel bei der größten Wein­probe meines Lebens. Bruno Fuchs vom Weingut Leo Fuchs in Pom­mern kre­den­zt 10 Weine. In Worte: zehn. Danach schmecke ich trock­en, fein­herb und süß, ohne aufs Etikett zu lup­pern. Zum Glück serviert Onkel Otto als Grund­lage römis­ches Fingerfood.

Römis­che Küche gibt es wegen dem Mart­berg. Ihr wisst schon, die Stelle, an der am zweit­en Wan­dertag die Sonne durch­bricht. Egal ob vor oder nach Chris­tus: Die Chance auf Sonne ist auf den Höhen ein­fach am größten. Das wussten schon die Kel­ten. Die Römer fan­den es ver­mut­lich selb­st raus: Auch den Göt­tern ist man auf dem Mart­berg näher. Deshalb ist [oder sollte ich bess­er schreiben: war] der Pom­mern­er Mart gespickt mit tausenden und aber­tausende Münzen, wertvollen Span­gen, Schnallen und ein­ma­li­gen Wert­stück­en. Über zweitausend Jahre später wer­den diese Opfer­gaben vom Fördervere­in Pom­mern­er Mart und Berufs-Archäolo­gen der Uni­ver­sitäten des Lan­des aus­ge­graben, gere­inigt, mit nach Hause genom­men, in Museen zur Schau gestellt und ein­fach so an einem Novem­bertag im Jahre 2018 n. Chr. Wan­der-Blog­gern in die Hand gelegt:  eine antike Froschbrosche mit far­bigen Emaille-Ein­la­gen! Nach den Grabun­gen baut der Vere­in mit Spenden­geldern die kom­plette römis­che Tem­pelan­lage orig­i­nal­ge­treu wieder auf. Salve!

Original 2000 Jahre alte römische Froschbrosche.
Orig­i­nal 2000 Jahre alte römis­che Froschbrosche.

Zoom: Ein Berg weit­er flus­saufwärts. Wir sind wieder in Kail. Kirch­tur­muhr, Schlucht, Auf­tauchen, ihr erin­nert euch?! Gle­ich am Ort­sein­gang ste­ht St. Bartholomäus [Foto oben] Eine Kirche wie eine schot­tis­che Burg. Jeden­falls hat sie Huber­tus Val­len­dar zum Namen seines Lieblingswiskeys inspiri­ert: Malt of Kail. 3.11. Die Zif­fern sind das Datum seines Namen­stages. Huber­tus Val­len­dar betreibt eine Des­til­lerie. Er des­til­liert alles an Aromen, was an Aromen des­til­lier­bar ist. Von Kaf­fee über den Roten Wein­bergsp­fir­sisch bis zum Laven­del. Dazwis­chen alles Obst was bei drei vom Baum fällt oder auch nicht. Huber­tus Val­len­dar bren­nt Brände und Geiste, die Leute mit Genuss trinken, die eigentlich gar keine Brände und Geiste mögen.

Edelbrenner Hubertus Vallendar
Edel­bren­ner Huber­tus Val­len­dar zeigt seine Schätze.

Wir sind am Ende der Verkos­tung von sechs Hoch­prozenti­gen. Einen habe ich noch…”, gluckst der Edel­bren­ner mit der Super­nase. Stäubt ein Glas mit Minze-Des­til­lat aus, gießt einen Schuss Piemont Hasel­nuss Brand dazu und hält das Glas mit Tri­umpf im Blick der Näch­sten unter die Nase. Voilà: After Eight. Spätestens als das Glas in der Runde rum ist, ist es um uns geschehen. Wie anders kann es sein, dass ich später Orangengeist für 30 Euro die Flasche ohne mit der Wim­per zu zuck­en kaufe?! Es ist der Typ Val­len­dar. Der ver­dreht einen sehr char­mant den Kopf. Mach’ Dir selb­st ein Bild vom Meis­ter der Geister!

Destillate Vallendar.
Des­til­late Vallendar.

Die Wün­schel­route auf der Etappe 19 des Mosel­steigs heißt Wiskey, Wein und Schoko­lade”. Wein ham­mer, Wiskey ham­mer, wo ist die Schoko­lade? Die liegt gle­ich im Regal unter­halb der Kasse des Des­til­lerie-Shops in Kail. In edlen Schachteln gestapelt. Eine Sym­biose aus Handge­fer­tigter vom Choco­lati­er Eber­hard Schell aus Gun­delsheim und Huber­tus Val­len­dars Edel­brän­den. Veg­e­tarisch aber sauleck­er. Eins von zwei Päckchen habe ich noch. Einteilen!

Nach­dem Du weißt, wie Du ver­lauf­sich­er die Ter­rassen­mosel zu Fuß erkun­d­est, die kuli­nar­ischen Hotspots dieser Mosel­reise kennst und von mir aufgek­lärt bist, wo und wie Du an der son­ni­gen Unter­mosel an sauleckere Schoko­lade kommst, bist Du bere­it für Aben­teuer, stimmt’s?!

Ein Name ste­ht noch auf Dein­er Merk­liste im Kopf:
Hatzen­porter Laysteig. Richtig!

Steillagen, Terrassen und Terroir! [Was zum Mut erleben]

Ein Blick auf die Karte. Die Ter­rassen­mosel zwis­chen Kobern-Gon­do­rf und Cochem. An den Ufern des Flusses: Immer wieder grün unter­legte Flächen durch­zo­gen von sehr eng geset­zten hell­braunen Höhen­lin­ien. Die berühmten Steil­la­gen der Mosel.

Die Steillage Stolzenberg bei Hatzenport.
Die Steil­lage Stolzen­berg bei Hatzenport.

Vor Ort ver­wan­delt sich das harm­los ausse­hende Ter­rain auf der Wan­derkarte in eine span­nende Mittelgebirgslandschaft.

Zwar haben die Altvorderen in mühevoller Han­dar­beit die Hänge und Felsen des Rheinis­chen Schiefer­ge­birges auch an der Unter­mosel gebändigt. Hun­derte, ja ver­mut­lich tausende von Trock­en­mauern durchziehen die teil­weise Respekt ein­flößend abfal­l­en­den Schrä­gen, die das Wass­er in Jahrmil­lio­nen gegraben hat.

Trockenmauer aus Schiefer mit Treppe aus Schieferplatten.
Trock­en­mauer aus Schiefer mit Treppe aus Schiefer­plat­ten. Diese Art Stufen zu bauen, sehe ich das erste Mal.

Inzwis­chen erobert sich die Natur den Berg an den steil­sten Stellen zurück. Im Kampf mit heimatver­bun­de­nen Mose­lan­ern, wie dem Bürg­er­meis­ter, der sich der Ver­buschung aufgegeben­er Wein­berge wider­set­zt und für Jobs wirbt, um die zer­brösel­nden Mauern stoisch immer wieder aufzusetzen.

Zum Glück. Denn die schmalen Pfade auf den Schiefer­mauern, wo einst die Winz­er auf dem Rück­en die schw­eren Büt­ten mit Trauben den Hang hin­unter bal­ancierten, sind heute attrak­tive Steige für Wan­der­er. Wie zum Beispiel der Hatzen­porter Laysteig.

Wanderer gehen an einer Schiefermauer auf schmalem Pfad einen Berg hoch.
Wan­dern auf dem Hatzen­porter Laysteig. Grauen Schiefer unter den Wan­der­schuhen. Später ler­nen wir ihn auch in ander­er Form kennen.

Der macht nicht nur eine gute Fig­ur als Kulisse ein­er Wün­schel­route, son­dern ent­pup­pt sich, noch bevor die Wan­der­reise richtig begonnen hat, als ide­ales Ter­rain für sportlich­es Wandern.

Zoom. Wir ste­hen am Raben­lay. Eine markante Fel­snase zwis­chen Löf und Hatzen­port. Der geo­graphis­che Name Lay oder Ley leit­et sich von dem keltischen Wort Lik­ka ab. Er bedeutet, Fels, Fel­swand oder Fel­splat­te. Fels hat das Moseltal zuhauf. Gefühlt endet hier jed­er zweite Orts- oder Ter­rain­name auf ‑lay oder ‑ley. Ein Laysteig ist also ein Felssteig.

Die Spitze des Raben­lay zeigt zum Hun­srück im Süden. Drehst
Du Dich nach Nor­den, schaust Du in die Eifel. Vor Dir einen mit aufge­fal­teten Schiefer­felsen durch­set­zen Hang, der von der Abbruchkante des Eifel­er Hoch­plateaus erst stark geneigt, dann immer san­fter runter zum Fluss abfällt.

Hatzenport an der Mosel.
Hatzen­port an der Mosel. Kan­nte ich bish­er nur als Name ein­er Wet­ter­sta­tion aus dem Abendnachrichten.

Willst Du von hier runter an die Mosel, musst Du diesen Schiefer­hang durchsteigen.

Hatzenporter Layensteig
Hatzen­porter Laysteig

Ab dem Raben­lay haben wir uner­wartet die Wahl: Auf mod­er­at aus­ge­set­zten Pfaden oder über den Klet­ter­steig. Für die kleine Gruppe, die am ersten Tag zum Blog­gertr­e­f­fen anwan­dert, keine Frage. Angesichts der Option ste­ht uns der Sinn nach Abenteuer.

Ein­er nach der anderen steigen wir in den Raben­lay. Den grauen Schiefer noch unter den Wan­der­schuhen [in denen Wright­socks steck­en]. Wir wer­den ihn noch anders ken­nen­ler­nen. Von Dachdeck­er­meis­ter Arno Per­scheid im Hof vom Bürg­er­meis­ter — zack und zack und zack- pro­fes­sionell zu deko­ra­tiv­en Herzen geschla­gen. Und als Prädikatswein in den Leo Fuch­schen Gläsern der besagten Zehn­wein­verkos­tung. Noch sind wir klar im Kopf. Gut so, denn jet­zt heißt es trittsich­er auf den wack­e­li­gen Plat­ten die Füße setzen.

Der Rabenlay bei Hatzenport an der Mosel.
Der Raben­lay bei Hatzen­port an der Mosel.

Die erste Leit­er kommt in Sicht. Die Bauch­muskeln ziehen kurz an. Stöcke wer­den ver­staut, Jack­en fes­ter um die Taille ver­schnürt, tief Luft geholt, der Erste steigt vor. Klasse gelöst. Das macht den anderen, die noch unten ste­hen Mut. Alle oben. Weit­er. An der seil­ver­sicherten Schräge heißt es sich auf den Aller­w­ertesten set­zen; anders ist der hohe Absatz nicht zu meis­tern, wenn man Knie- und Fußge­lenke scho­nen will und aus diesem Grund einen beherzten Sprung meidet.

So klet­tern wir eine ganze Weile konzen­tri­ert Stück für Stück nach unten. Über unseren Köpfen Schiefer­fels. Eigentlich ja Meeres­bo­den. Vor Urzeit­en. Im Laufe der Erdgeschichte zusam­menge­presst, in die Ver­tikale geschoben, ragt er nun wie Riesen-Blät­terteig in luftiger Höhe ins Tal.

Typische Felsformation an der Untermosel.
Typ­is­che Fels­for­ma­tion ober­halb des Klet­ter­steigs Rabenlay.

In unmarkiertem Gebi­et suchen wir den Weg nach Hatzen­port; durch ver­holzte, knor­rige Reb­stöcke, die mit gelbem Wein­laub und winzi­gen Trauben malerisch an alte Zeit­en erin­nern. Alle sind sich einig: Dankbar für dieses uner­wartete Aben­teuer und ein wun­der­bar­er Auf­takt der Wan­dertage an der Mosel.

Wegweiser zum Klettersteig Rabenlay.
Weg­weis­er zum Klet­ter­steig Rabenlay.

Später erzählt mir ein Blog­gerkol­lege, der sich gut an der Unter­mosel ausken­nt, von weit­eren solch­er Klet­ter­steige, die sich immer mal wieder alter­na­tiv zu ein­facheren Wegen für einen Seit­en­sprung der beson­deren Art anbieten.

Neue Heimatliebe?!

Jet­zt liegen alle Mit­bringsel vor Dir. Ehrlich? Ich selb­st freue mich wie ein Kind daran. Dieses Mal hat es zwis­chen mir und der Mosel gefunkt. Die Ter­rassen­mosel hat mein Wan­der­herz erobert.

Die Men­schen sind mir aufrichtig, ehrlich begeg­net und lei­den­schaftlich im Ein­satz für das, was ihnen wichtig ist. Solche Men­schen haben bei mir leicht­es Spiel.

Heimatliebe der Weinmajestäten 2017 von Kobern.Gondorf.
Heimatliebe der Wein­ma­jestäten 2017 von Kobern.Gondorf. Mit diesem Foto schließen Weinköni­gin Julia Gries und ihre bei­den Wein­prinzessi­nen die Wein­probe im Hotel Lell­mann am ersten Abend.

Der Herb­st ste­ht der Mosel. Der Som­mer duftet in sein­er Fülle nach, die Far­ben sind warm und satt, durch­zo­gen von schwin­gen­den Lin­ien und Mustern der Wein­berge und dem ruhig und gle­ich­mäßig dahin­fließen­den Fluss. Du fühlst Dich von der Natur umarmt.

Die gebir­gige, boden­ständi­ge, urge­waltige Land­schaft; gewach­sen, kul­tiviert, zer­fall­en, erhal­ten, fort­ge­führt, geliebt und sein gelassen. Die tief eingekerbten Gräben, Schlucht­en und lufti­gen Höhen, auf der Karte an eng gezo­ge­nen Höhen­lin­ien zu erken­nen. Ich kön­nte sofort los, um sie weit­er zu erkunden!

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Das klingt roman­tisch, verklärt?
Das ist, was berührt. Passt in keine Schubladen.

Mein Dankeschön gebührt Karin von der Rhein­land-Pfalz Touris­mus GmbH und Chris­tiane von der Mosel­land­touris­tik GmbH. Sie haben mich zu dieser Wan­der­reise eingeladen.

PS: Wir waren auch in Cochem. Da war es schon dunkel. Dadurch kam die beleuchtete Burg ein­drucksvoll rüber und es war so richtig schön kusche­lig in der Wein­stube Schnei­der, bei Zwiebelkuchen und Fed­er­weißer. Wer mit­gezählt hat, dem fehlt Tag Drei. Stimmt. Über den liest Du bei meinem Blog­gerkol­le­gen, deren Texte ich in den näch­sten Tag hier unten ver­linken werde, wenn ich mich durchge­le­sen habe.

So sahen meine Bloggerkollegen diese Wanderreise: