Jörg Thamer kenne ich aus den sozialen Netzwerken. Er betreibt diverse Blogs, unter anderem outdoorsuechtig.de.
Dort schreibt er über seine Wandertouren und Ausflugsziele und gibt Reisetipps.
Persönlich haben wir uns das erste Mal beim Bloggerwandern an der Mosel getroffen. Letztes Jahr sind wir zusammen die 50 Kilometer auf dem Westerwaldsteig gewandert. Jörg, war für mich der Herr der Zahlen. Mit seinem GPS hatte er die zurückgelegte Distanz immer zuverlässig unter Kontrolle. Bei meiner regelmäßigen Frage: “Jörg, wie viel haben wir auf dem Tacho?”, gab er jedes Mal geduldig Auskunft.
Jörg gehörte zum MegaMarsch-Team, das ich im August mit einem Motivationsvortrag unter die Arme griff. Er hat tatsächlich die 100 Kilometer-Marke gerissen. Im Oktober ist er von Frankfurt nach Weinheim im Odenwald gegangen. In 20 Stunden und 30 Minuten. Seinen Bericht findest Du hier .
Im Nachgang haben wir uns ausgetauscht und Jörg war bereit, mir ein paar Fragen zu beantworten.
Hallo, Jörg, der MegaMarsch liegt nun schon ein paar Wochen zurück. Wie geht es Dir heute?
Jörg: Hallo Heike! Dankeschön, mir geht es gut. Die ersten längeren Wanderungen liegen bereits wieder hinter mir und das ohne Probleme. Muskelkater hatte ich nur am “Tag danach”. Mental fühle ich mich sehr gut. Wenn ich mal ein kleines Motivationsloch habe, denke ich an den Megamarsch zurück und an das, was ich da geschafft habe. Das hilft.
Abgesehen von meinem Vortrag, hast Du Dich auf den MegaMarsch vorbereitet und wenn ja, wie?
Jörg: Ach… ich hatte ja eigentlich ein schlechtes Gewissen weil ich relativ wenig trainiert hatte. Doch wenn ich es genauer überdenke, dann bin ich wegen meiner vielen Wandertouren ja eigentlich immer im Training. Zudem habe ich 2017 an drei Wandermarathons (42 km) erfolgreich teilgenommen. Die beiden Wandermarathons am Lahnwanderweg sogar an zwei aufeinander folgenden Tagen. Dort habe ich Thorsten Hoyer kennengelernt. Thorsten ist ein erfahrener und bekannter “Weitwanderer”. Und seine lobenden Worte für meine Leistung taten mir besonders gut. Von daher hab ich mir im Vorfeld des MegaMarsches immer wieder gesagt: Klappt schon!
Die ursprüngliche Taktik, in der Gruppe zusammen zu bleiben, hat sich nicht realisiert, hast Du mir erzählt. Das habe ich auch in den Berichten anderer Teammitglieder gelesen. Dennoch schreibst Du, der soziale Faktor war Dir sehr wichtig. Was ist Dein Learning aus dieser Erfahrung?
Jörg: Ja natürlich. Auch wenn ich gerne alleine wandere, wird das doch über längere Strecken langweilig. Und wenn man dann unterwegs Gesprächspartner findet, ist das klasse. Nach zwei Dritteln der Strecke habe ich Dietmar kennengelernt. Er lief ungefähr mein Tempo und hatte am Schluss noch “ein paar Körner” mehr als ich. Doch ich hab mich bemüht dranzubleiben was mir im Endeffekt genutzt hat. Man motiviert und pusht sich gegenseitig. Einfach ein gutes Gefühl. Für uns Blogger sind ja neben “Live-Kontakten” auch die “sozialen Netzwerke” wichtig. Und die aufmunternten Worte, die ich im Vorfeld dort bekommen habe, haben mir zusätzlich Kraft gegeben. Ich denke soziale Interaktion ist in jeder Hinsicht einfach hilfreich.
Welche persönlichen Faktoren haben Dich bei dieser Wanderung unterstützt?
Jörg: Ich glaube, mir ist zu Gute gekommen, dass ich seit je her ein sehr zuversichtlicher Mensch bin. Der eigentlich etwas abgenutzte Spruch “Alles wird gut” war schon immer mein Motto. Wenn man positiv denkt, wird auch alles gut. Ein weiterer Faktor, der mich unterstützt, ist bestimmt auch mein beruflicher Werdegang. Als Berufssoldat habe ich gelernt, mich auch mal zu fordern und an meine Grenzen zu gehen. Sowohl körperlich als auch im mentalen Bereich. Seit drei Jahren bin ich jetzt im Ruhestand. Auch das beeinflusst mich bei solchen Vorhaben positiv. Denn ich habe einfach auch die Ruhe und die Möglichkeit, mich auf solche Events zu konzentrieren. Da ist kein Arbeitgeber mehr, den ich fragen muss ob ich mal einen Tag frei bekomme wenn ich wandern will. Und auch keiner, der mich am Montag nach dem MegaMarsch gleich wieder fordert. Zudem noch das Gefühl von Sicherheit und Rückhalt in der eigenen Familie. Das passt einfach.
Was war Dein schönstes und was war Dein schrecklichstes Erlebnis während der 100-Kilometer-Wanderung?
Jörg: Das schönste Erlebnis war eindeutig der Zieleinlauf, der war einfach sehr emotional. Da stehen fremde Leute und klatschen und so langsam wird einem klar, dass es nichts Alltägliches ist, was man geschafft hat. Euphorie, Stolz, Freude — so lässt sich das zusammenfassen. Anderes war auch schön: der Start, der Sonnenaufgang, der Kaffee in der Frühe. Aber der Zieleinlauf — da geht nichts drüber! Und schrecklich? Na ja, richtig schrecklich war eigentlich zum Glück nichts. Als unangenehm und gefährlich empfand ich die letzten Kilometer vor Weinheim. 6 Kilometer auf einer viel befahrenen, kurvigen Straße mit entgegenkommenden “tieffliegenden” Motorrädern. Und kein Seitenstreifen auf den man sich flüchten konnte. Da hätte leicht etwas wirklich schreckliches passieren können.
In Deinem Bericht schreibst Du, dass Du Dich relativ flott erholt hast. Keine Blasen! Alle Achtung. Da sollte ja eine Wiederholung nichts im Wege stehen, oder? Machst Du es noch mal?
Jörg: Sag niemals nie… ich empfand den MegaMarsch als echtes Highlight in meinem Jahreskalender. Etwas, was mich durch das ganze Jahr hindurch begleitet und motiviert hat. Von daher würde ich im nächsten Jahr gerne wieder etwas außergewöhnliches in dieser Richtung machen. Ob das nun 100 km sind oder was auch immer. Da lasse ich mir noch ein wenig Zeit. Was ich aber unbedingt machen möchte, ist wieder ein Wandermarathon. Denn meine Frau möchte das gerne auch mal ausprobieren. Ich traue ihr das zu und deshalb werde ich versuchen, sie dabei so gut es geht zu unterstüzten.
Danke Jörg für dieses Gespräch!
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