Abgesehen von den Glückspilzen, die alle Wanderungen ab Haustür unternehmen, fahren die meisten von uns Wanderern erst einmal ein Stück in die Natur raus, bevor sie starten dürfen. Mit Auto, Bus oder Bahn.
Das gilt für Rundwanderungen als auch für Streckenwanderungen.
In beiden Fällen stellt sich für diese Zeitgenossen unter uns die Frage der An- und Abreise. Bei Streckenwanderungen ist die Organisation eine besondere Herausforderung, weil Ausgangspunkt und Ziel nicht identisch sind. Dies transfertechnisch in den Griff zu bekommen, kann den Puls ordentlich in die Höhe treiben, bevor von entspanntem Wandern überhaupt die Rede sein kann.
Meiner Erfahrung nach organisierst Du An- und Abfahrt bei Streckenwanderungen am aller stressfreiesten gleich von zu Hause aus mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Die Alternativen — 2‑Autolösung (eins am Start und eins am Ziel parken) oder mit dem Auto zum Ausgangspunkt und mit dem ÖPNV zum Auto zurück oder umgekehrt – sind entweder unnötig aufwändig, kompliziert oder meistens schlicht nicht machbar (vor allem am Wochenende, wenn der ÖPNV eh ausgedünnt ist).
Der Transfer vom trauten Heim zur Wanderroute und retour komplett mit ÖPNV funktioniert am besten, wenn Du den Verlauf Deiner Wanderungen von Anfang an an die Gegegebenheiten anpasst. Im Klartext: entlang oder zwischen Bahnstrecken planst. Ich habe bisher mit zwei Projekten sehr gute Erfahrungen gemacht: Bei meiner Jahrestour durch die Nordpfalz und der aktuellen Etappenwanderung von der Haustür zum höchsten Berg der Pfalz.
Damit hast Du schon mal grob Orientierung drin in Deinem Plan.
Klassische Fallstricke beim ÖPNV sind das Einhalten von Abfahrtszeiten und der Kauf der Fahrkarten. Beides kann zu einem Abenteuer ausarten, das kein Mensch wirklich braucht.
Diese tatsächlichen Hürden lassen sich jedoch mit ein paar wenigen Vorsichtsmaßnahmen im Vorhinein gut in den Griff kriegen.
3 Tipps für entspannendes Feintuning der An- und Abreise mit dem ÖPNV bei Streckenwanderungen:
- Ein Knackpunkt beim ÖPNV ist, dass Du Dich nach ihm richten musst und nicht umgekehrt. Mit dem Auto ist man freier und flexibler. Das gebe ich gerne zu. Wir reden über Streckenwanderungen und hier spricht unterm Strich einiges für Bus und Bahn [wie oben erläutert].Bedeutet, Du hast zu einer bestimmten Abfahrtszeit an Ort und Stelle [Bahnsteig] zu sein. Damit dies möglichst stressfrei gelingt, suchst Du Dir die Abfahrtszeiten für die Hinfahrt mit Bus und Bahn am Abend vorher schon online raus und notierst sie griffbereit. Diejenigen, die ihren Bahnhof fußläufig erreichen, dürfen die letzten Sätze dieses Absatzes überspringen.Für alle anderen habe ich diesen Extratipp: In der Woche, wenn die Busse enger getaktet von Deinem Stadtteil zum Bahnhof fahren, wählst Du zwei Abfahrtszeiten für die Hinfahrt: eine bei der Du just in time am Bahnhof ankommst und eine wo noch Luft ist. Wenn Du dann morgens fit bist und gut in der Zeit liegst, hast Du die Option den früheren Bus zu nehmen und so noch mehr Ruhe in die Anreise zum Wanderweg zu bringen, weil Du am Bahnhof nicht zum Bahnsteig hetzen brauchst.
- Als absolut hilfreich empfinde ich, am Abend vorher auch die Rückfahrzeiten ab Zielbahnhof zu recherchieren. Bevor Du loslegst, kalkuliere Deine Ankunftszeit am Ziel [Streckenlänge auf der Karte ermitteln, als Wanderer benötigst Du 4 km pro Stunde im Schnitt]. Dann suchst Du die passende Abfahrtszeit als auch zwei frühere Verbindungen und zwei spätere Verbindungen. Sinn der Sache ist, das Du bei aller Berechnung der Ankunftszeit, nie ganz genau weißt, ob es hinhaut: Vielleicht brauchst Du unterwegs mehr Zeit zum Fotografieren, willst ein längeres Päuschen auf der Sonnenbank mit Aussicht machen, einkehren oder Deine Tagesform lässt zu wünschen übrig und Du brauchst einfach länger als gewohnt. Wenn Du Dir eine Auswahl an Abfahrtszeiten schon im voraus notierst, hat das den großen Vorteil, dass Du unterwegs besser planen kannst: Du bist beruhigt, weil Du alternative Abfahrtszeiten kennst und Du kannst entspannter die letzten zwei Kilometer angehen: Lohnt sich der Spurt zum Bahnhof oder kann ich mir noch Zeit lassen, weil der nächste Zug eh erst in einer Stunde geht?
Für die Cracks unter meinen Leserinnen und Lesern: Echte Onliner informieren sich über die nächsten Abfahrtszeiten des Zuges natürlich via Bahnapp auf dem Smartphone. Ich persönlich bin diesbezüglich old school und schreib mir einen Zettel (und stecke ihn auch ein!]. Leere Akkus bringen mich nicht aus dem Konzept. ;-) - Nichts ist ärgerlicher, als wenn Du knapp vor kurz am Bahnhof ankommst und den Zug fahren lassen musst, weil Du noch mit dem Automaten um die Fahrkarten kämpfst. Am aller ärgerlichsten finde ich dies am Ziel. Bisher habe ich es immer irgendwie geschafft [z.B. mit Rucksack halb über der Schulter, offenem Portemonnaie in der Hand, Sprint über die Brücke zum richtigen Gleis, Tür auf, Heike rein, Tür zu] Inzwischen habe ich mir Strategien überlegt, mit denen ich beim Ticketkauf am Automat Zeit sparen und Dampf rausnehmen kann.
Strategie 1: Tickets mit EC-Karte bezahlen und diese griffbereit in der Jackentasche vorhalten [Geldbörsen neigen dazu, an den Boden des Rucksacks zu sinken. Wenn es fix gehen muss, macht Rucksack auf dem Bahnsteig auspacken unnötig Stress] Aber Obacht: Ich bin schon an Automaten geraten, die EC-Karte nicht akzeptieren. In diesem unerwarteten Fall hast Du alles richtig gemacht, wenn Du zusätzlich Bargeld an Board hast [im Idealfall auch in einer kleinen Börse in der Jackentasche deponiert].
Strategie 2: Und zwar passendes: Die Automaten an Bahnstationen nehmen nicht in jedem Fall Geldscheine. 20 oder 50 Euro-Scheine werden nur ab bestimmten Ticketpreisen akzeptiert. Also: Alle Varianten parat haben. Gut gewappnet bist Du natürlich, wenn Du auch die Ticketpreise vorher recherchierst und vorher weißt, was Du an Scheinen und Kleingeld einsteckst.
Strategie 3: Eine niet- und nagelfeste Lösung ist, die Tickets für An- und Abreise am Abend vorher online zu kaufen. Dann hast Du die ganze Sache mit der Ticketkauferei vom Hals. Wehrmutstropfen: Online-Tickets werden nur bei Fahrten ab einer bestimmten Länge angeboten. Im Regionalverkehr ist das leider oft keine Option.
Im Idealfall beginnt Deine Streckenwanderung vor Deiner Haustür. Mir persönlich sind das die liebsten. Dann brauchst Du Dich nämlich nur um die Rückfahrt zu kümmern. Ansonsten kennst Du nun einige Tricks, mit denen Du Dir als Streckenwanderin und Streckenwanderer die An- und Abreise zum Wanderweg mit ÖPNV stressfrei gestalten kannst.
Viel Ruhe und Freude beim Wandern auf all‘ Deinen Strecken wünsche ich Dir!
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