Für wanderideenarme Zeiten habe ich mir eine Notration angelegt. Gute Wanderideen für schlechte Zeiten sozusagen.
Neulich ging ich an meine Vorräte: Ab Haustür raus ins Rheinhessische, an der Bahntrasse entlang, persönliche Erstbegehung, rund 10 Kilometer. Perfekt!
Als ich so an den Schienen entlang durch den Schnee stapfte, dachte ich darüber nach, wie ich eigentlich auf diese Tour gekommen war.
Weil das meine Lieblingszugstrecke in der Heimat ist: Von Nord nach Süd quer durchs Land der 1000 Hügel – Rheinhessen. Mit der Bahn bin ich diese Strecke schon oft gefahren; habe jedes Mal begeistert am Zugfenster gehangen und über die schöne Landschaft gestaunt. Immer im Hinterkopf da auch mal zu wandern.
Dann fiel mir plötzlich das Allerallerbeste ein: Diese Strecke führt bis runter zu einem meiner Lieblingsberge in der Heimat! Dem Donnersberg (686 Meter) in der Pfalz, wo ich familiäre Wurzeln habe und wo ich schon oft unterwegs war.
Plötzlich machte es Klick und ich fing Feuer!
Die Idee für ein neues Wanderprojekt war geboren: “Entlang der Transrheinhessischen Eisenbahn”. In mehreren Etappen der Trasse zwischen Mainz und Alzey nach und von dort weiter nach an den einspurigen Schienen der Donnersbergbahn entlang nach Kirchheimbolanden. Geschätzte +/- 80 Kilometer.
Inzwischen bin ich schon zwei Etappen gewandert: Von Mainz nach Klein-Winternheim und von dort nach Saulheim. Heute habe ich mir eine Liste sämtlicher Orte mit Bahnhof an dieser Strecke im Internet recherchiert. Langsam finde ich echt Gefallen an dieser Sache!
Bemerkenswert an dieser Wanderidee ist weniger die Route als vielmehr die Art und Weise, wie sie entstanden ist:
Aus einem zeitlich begrenzten Vorhaben, dreistündige Wanderung von A nach B, ist unterwegs, draußen vor Ort unerwartet und unbeabsichtigt etwas ganz Neues entstanden.
Zuerst fiel mir beim Gehen ein lohnendes Ziel ein. Der höchste Berg der Pfalz. Dann erkannte ich nach und nach, wie genial diese Route eigentlich auch aus organisatorischen Gründen ist: von Bahnhof zu Bahnhof wandernd ist das Ziel in flexiblen Etappen zu Fuß zu erreichen, An- und Abfahrt sind klar geregelt und in einer Zeit zu realisieren, die mir erlaubt, am frühen Nachmittag zurück zu sein (was mir gerade wichtig ist). Während des ganzen Projektes gibt es eine fortlaufende Wegmarke, an der ich mich optisch und mental orientieren kann: die Bahnstrecke. So eine Art Geländer fürs Hirn.
Schließlich tauchte sogar eine Vision vor meinem inneren Auge auf [was bei mir nicht sooo oft der Fall ist], die mir zusätzlich Schub verleiht, um wirklich dran zu bleiben: Wenn ich die Augen schließe, sehe ich mich am Ende oben auf dem höchsten Punkt des Donnersbergs stehen und weit über das Land, wo ich gegangen bin, schauen.
Mit jedem Schritt den ich tat wuchs in meinem Kopf der Plan für ein kleines Wanderabenteuer heran. Auf meinem eigenen Mist sozusagen.
Der eigene Mist, also der fruchtbare Nährboden, das sind Deine Träume, Erfahrungen, Vorstellungen, Bilder, Vorlieben, Neugierde, Wünsche und Bedürfnisse. Wenn die in Kontakt mit der Wirklichkeit kommen, dann sprießen und keimen die heran zu Wanderungen, die Dich echt glücklich und zufrieden machen. Wirklich!
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