Da komme ich mit einem Buch um die Ecke, das sich vornehm­lich an Eltern, Großel­tern und Men­schen richtet, die mit Kindern zu tun haben. Dabei geht es hier im Blog doch um selb­st­sicheres und stress­freies Berg­wan­dern für Erwach­sene. Wieso denn bloß?

Ganz ein­fach: Eigentlich geht es in diesem Buch um Quellen kindlich­er Entwick­lung. In Wirk­lichkeit reicht es jedoch viel weit­er. Es beant­wortet die Frage, warum sich Men­schen – große und kleine – so sehr nach Natur sehnen.

Es trifft mich. Meine Leserin­nen und Leser wis­sen, wenn ich ein Buch empfehle, dann hat es immer auch was mit mir zu tun. Lies diesen Buchtipp, dann wird’s klarer.

3 Gründe, warum ich Berg­wan­der­ern ein Buch über kindlich­es Ler­nen, Fühlen und Denken empfehle 

Neuer Blick­winkel – Natur als Entwicklungsraum

Wer hier schon länger im Blog liest, der ken­nt meine Auf­fas­sung von Natur. Natur ist für mich nicht ein­fach nur ein Raum zum Spazier­wan­dern, in dem Du Dich erholen kannst, ein Aus­gle­ich zum All­t­ag. Natur und beson­ders die Berge sind das art­gerechte Ter­rain für Men­schen, um sich auszupro­bieren, sich prak­tis­chen men­tal­en und phys­i­ol­o­gis­chen Her­aus­forderun­gen zu stellen. Beispiele aus mein­er Erfahrungswelt find­est Du unter der Blogkat­e­gorie Heikes Mut­pro­jek­te“.

Bin­go! Meine Auf­fas­sung von Natur finde ich bei den bei­den Autoren wieder:

Weil Natur … eben nicht ein­fach eine nette Ergänzung zum All­t­ag ist. Weil sie mehr ist als ein Erhol­ungsraum, mehr als ein Ort, um seine Bat­te­rien aufzu­laden oder sich auszutoben.“

Erkenne ich Verbindun­gen, Zusam­men­hänge, Anknüp­fungspunk­te zwis­chen dem Denken ander­er Men­schen zu mein­er eige­nen Gedanken­welt, dann macht mein Herz einen Hüpfer. Bei diesem Buch macht mein Herz als Berg­wan­derin, Kreuz- und Quer-Geherin, Mama [und dem­nächst als Oma] und Sport Men­tal Coach mit neu­ro­bi­ol­o­gis­ch­er, phys­i­ol­o­gis­ch­er Aus­rich­tung ein Satz!

Da weißt Du schon mal, woher der Wind weht! :-)

Natur ist essen­ziell wie gute Ernährung“

Natur ist die unver­han­del­bare Quelle“ für Frei­heit, Unmit­tel­barkeit, Wider­ständigkeit und Bezo­gen­heit. Sie ist für Kinder essen­ziell wie gute Ernährung, lese ich im Vorwort.

Über­set­zt: Aus diesen Erfahrun­gen bauen Men­schen von klein auf das Fun­da­ment, das ihr Leben trägt.

Genau!

In acht Kapiteln dröseln ein Kinder­arzt und ein Hirn­forsch­er die Mate­ri­alien für den fes­ten Boden unter den Füßen im Leben auf: Ver­bun­den­heit, Hingabe, Langsamkeit, Mit­ge­fühl, Geduld, Ver­trauen, Acht­samkeit, Beharrlichkeit.

Jedes Kapi­tel ist so aufge­baut: Her­bert Renz-Pol­ster, der Kinder­arzt, beschreibt, wie sich Kinder – oder all­ge­mein­er aus­ge­drückt: Men­schen —  entwick­eln. Am Ende schreibt Ger­ald Hüther aus der Sicht des Hirn­forsch­ers zum jew­eili­gen The­ma — öffnet ein Fen­ster”, lese ich.

Was zum Wach­sen und Entwick­eln – Men­schen bleiben Ent­deck­er ihr Leben lang!

Alles gut und schön. Aber was hat ein Buch, das sich mit der Entwick­lung von Kindern beschäftigt mit Erwach­se­nen zu tun?

Klar: Zum einen lenkt es Deinen Blick und Deine Aufmerk­samkeit als Mut­ter oder Vater, als Oma oder Opa, als Tante oder Onkel, als Erzieherin oder Erzieher, als Lehrerin oder Lehrer auf das, was Kinder brauchen, um auf natür­liche Art und Weise Selb­stver­trauen und Selb­st­sicher­heit zu entwick­eln. Früher hätte man es als Erziehungsrat­ge­ber ein­ge­ord­net. Ich würde es als Leit­faden für Erwach­sene beschreiben, die Kinder beim Wach­sen begleit­en, unter­stützen und bei Seite stehen.

Ander­er­seits lassen sich diese Voraus­set­zun­gen fürs Groß-wer­den auch unter einem uni­versellen Blick­winkel betra­cht­en: Wir haben alle klein ange­fan­gen; im wahrsten Sinne des Wortes.

Wie sind wir aufgewach­sen: in der Stadt, auf dem Land, behütet oder frei draußen herumziehend, auf Bäume klet­ternd, in Bächen watend oder über­wiegend in der guten Stube, beschützt und abgeschirmt von direk­ten Erfahrun­gen im Gelände? Sind wir auf dem Land groß gewor­den, sind mit der Kinder der Nach­barschaft über die Felder gezo­gen auf Bäume und Felsen gek­let­tert, haben aber als Erwach­sene den Kon­takt zur Natur weit­ge­hend verloren?

Wun­dern wir uns manch­mal, warum es uns immer wieder so sehr nach Draußen zieht? Warum wie aus­ge­tauscht sind, wenn wir nach ein­er Berg­wan­derung nach Hause zurück­kehren? Warum wir eine wahnsin­nige Stärke und Kraft empfind­en, wenn wir uns auf den Gipfel eines Berges Schritt für Schritt hochgear­beit­et, eine aus­ge­set­zte Stelle gemeis­tert, Höhen­schwindel reg­uliert haben. Wenn es uns drängt, die sich­er aus­geschilderten Haupt­wan­der­routen zu ver­lassen, eigene Wege mit der Karte zu pla­nen, mit Hil­fe eines Kom­pass­es die Rich­tung zu halten.

Dieses Buch liefert Antworten auf unsere Fragen.

Früher hieß es: Was Hän­schen nicht lernt, lernt Hans nim­mer mehr. Heute wis­sen wir: Men­schen sind bis ans Ende ihrer Tage lern­fähig. Men­schen bleiben zeitlebens Ent­deck­er und Erkunder.

Wenn wir Glück haben, arbeit­en Kopf und Kör­p­er zuver­läs­sig und geben laut, wenn wir uns mit diesen Bedürfnis­sen im Stich lassen: Wir lang­weilen uns, sind unzufrieden, drehen uns im Ham­ster­rad, treten auf der Stelle, wer­den krank. Nehmen wir die Sig­nale wahr?

Mit diesem Buch ler­nen wir etwas über uns selb­st als Men­sch. Auch wenn es in der Kind­heit nicht ide­al gelaufen ist [Bei wem ist das schon so?] auch noch als Erwach­sene haben wir die Chance, nachzus­teuern, an der ein oder anderen Stelle neu anz­u­fan­gen, neue Wege zu gehen, im Nach­hinein Streben ins Fun­da­ment einzuziehen, um den Boden auf dem wir ste­hen für den Lebensweg zu sta­bil­isieren, der noch vor uns liegt.

Meine eigene Erfahrun­gen lehren mich: Die Natur ist auch für große Leute ein geeignetes Train­ingsare­al, um Fähigkeit­en zu entwick­eln, physisch und men­tal stark zu wer­den, Selb­stver­trauen und Selb­stver­trauen durch gelin­gende Erfahrung am Berg aufzubauen. Ich beziehe das zum einen auf Aktiv­itäten in den Bergen: Wan­dern, Ski­fahren, Klet­tern. Zum anderen meine ich das auch ganz bewusst für das Leben darüber hin­aus. Gelin­gende, stärk­ende Erfahrun­gen draußen in der Natur, bestandene Her­aus­forderun­gen, das Gefühl eine unge­wohnte Sit­u­a­tion selb­st­bes­timmt und in eigen­er Regie gemeis­tert zu haben, machen selb­st­sich­er. Aus diesen unmit­tel­baren Erfahrun­gen im eige­nen prak­tis­chen Tun entwick­elt sich echt­es, nach­haltiges Selbstvertrauen.

Dieses in der Natur entwick­elte Selb­stver­trauen trägt über die Gren­zen des Berg­wan­derns hin­aus bis in den All­t­ag hinein. Das sind keine war­men Worte, son­dern Erken­nt­nis aus meinen Wan­der­erfahrun­gen der let­zten Jahre.

Also liebe berg­wan­dern­den Mamas, Papas, Omas, Omas und so weit­er: Dieses Buch über die Entwick­lung von Kindern kann als Hand­buch über die Entwick­lung von Men­schen all­ge­mein gele­sen wer­den. Ihr lernt, was Euer Nach­wuchs braucht, um zu neugieri­gen, leben­stüchti­gen, freien, selb­st­bes­timmten und zufriede­nen berg­wan­dern­den Men­schen her­anzuwach­sen. Und neben­bei gewin­nt Ihr nüt­zliche Erken­nt­nisse über Euch selbst.

Renz-Pol­ster, Her­bert und Hüther, Ger­ald: Wie Kinder heute wach­sen. Natur als Entwick­lungsraum. Ein neuer Blick auf das kindliche Ler­nen, Fühlen und Denken. 263 Seit­en, Beltz Ver­lag, 2013, 17,95 Euro.

Du erhälst dieses Buch bei Deinem Buch­händler um die Ecke und online beim Ver­lag.