„Kennst du den Calmont-Klettersteig an der Mosel?“, fragen mich meine Kursteilnehmer immer mal wieder. Seit gestern kann ich antworten: „Yes!“
Über die Hunsrückhöhenstraße kommend fährt man von Zell an der Mosel entlang nach Bremm. Dort ist einer der Einstiege. Nach der letzten Kurve liegt die aus dem Weinbau bekannte Steillage beeindruckend vor einem. Der steilste Weinberg Europas! Wow!
Wir sind den 3,5 Kilometer langen Steig von Bremm aus Richtung Eller und über den Calmont Höhenweg zurück nach Bremm gegangen (insgesamt 7 Kilometer).
Was den Schwierigkeitsgrad betrifft: Schwindelfreiheit, Trittsicherheit und Kondition [dazu unten mehr] sind grundsätzliche Voraussetzung! Hier kannst Du Dich voll und ganz auf die offizielle Beschreibung im Web und im Flyer verlassen. Zwar ist überall wo ich gelesen habe von mehreren Leitern die Rede; wir sind nur über eine Leiter hoch. Möglicherweise sind weitere auf der Passage von Eller hoch kommend. Über diese Ecke kann ich nichts berichten. Alle kniffligen Abschnitte sind zuverlässig mit Seilen und Krampen gesichert. Auf einer Website habe ich gelesen; dass der Calmont ein Klettersteig im unteren alpinen Schwierigkeitsgrad sein soll, angeblich aber so manchen Alpenklettersteig in dieser Kategorie in der Anforderung übertreffen soll.
Wenn Du die oben genannten Voraussetzungen mitbringst ist das die halbe Miete.
Hier im Blog geht es unter anderem um stressfreien Naturgenuss.
Damit der Calmont für Dich wirklich ein stressfreies Vergnügen wird, solltest Du unbedingt weitere Aspekte beherzigen.
Hierüber ist wenig zu lesen und zu hören: Lufttemperatur, Energie und Körperkraft
Warmer Berg in astreiner Südlage
Der Calmonthang ist nicht umsonst einer der top Weinlagen an der Mosel. Hangneigung, Südlage und Schiefer machen den Fels zu einem optimalen natürlichen Wärmespeicher. Der Name Calmont leitet sich aus dem Lateinischen ab: cal(i)dus: warm, heiß; mons, montis der Berg. Calmont heißt so viel wie warmer Berg. An heißen, sonnigen Tagen im Sommer oder Spätsommer bergwanderst Du quasi wie direkt unter einer Höhensonne! Wer Hitze eh nicht gut abkann, sollte sich den Calmont lieber für kühlere Tage und Jahreszeiten aufsparen. Nicht nur der Steig, sondern auch der Spaßfaktor steigt dann garantiert steil an!
Geh‘ den Calmont mit genug Kohlehydraten an Bord an!
Von der Distanz her ist die Route keine große Sache. Fordernd ist die Steilheit. Insbesondere der Abschnitt vom Amphitrion hoch zur Schnutzhütte Galgen-lay ist anspruchsvoll. Um die Kletterpassagen und die steilen Auf- und Abstiege gut zu meistern, brauchst Du Kraft. Wer bei sich schon früher beobachtet hat, dass Hunger mit einem deutlichen körperlichen Leistungsabfall verbunden ist, der sollte den Calmont nur satt und mit genug Vorräte angehen. Genug Wasser ist selbstredend; unabdingbar ist aber auch genug feste Nahrung im Magen und im Rucksack.
Wer morgens nach einem guten Frühstück um 10 Uhr zu Hause startet und eine längere Anfahrt hat, der ist um die Mittagszeit in Bremm. Die Idee unterwegs im Steig zu rasten und eine Mittagsvesper zu nehmen, halte ich für nicht ratsam. Besser vor dem Einstieg noch mal Nahrung aufnehmen und zwar etwas was vorhält. Also statt einen schnellen Müsliriegel oder Schoki ein Vollkornbrot mit Wurst oder Käse und etwas Obst. Nach einer kurzen Verdauungspause bist Du damit bestens für den Steig gerüstet und kommst nicht in einen Hungerast. Der Hungerast ist ein plötzlicher Leistungseinbruch des Körpers infolge eines Mangels an Kohlenhydraten. Wie gesagt, wenn Du von Dir selbst weißt, dass Du dafür anfällig bist, dann achte auf ausreichend Power in Deinen Kohlehydratspeichern! Andernfalls kann der Calmont eine echte Quälerei werden!!!
Hast Du ausreichend Kraftkondition?
Auch wenn Du genug Kohlehydrate gebunkert hast: der Calmont verlangt Dir grundsätzlich Muskelkraft ab! Das heißt, Du solltest ausreichend Kraftkondition mitbringen und den Steig nicht völlig untrainiert gehen. Schon alleine aus Sicherheitsgründen. Trittsicherheit hat nicht nur mit Gehtechnik zu tun. Sondern erfordert Aufmerksamkeit und Standfestigkeit. Wer kräftemäßig leicht an seine Grenzen kommt, der ist schnell erschöpft und müde. Beides wirkt sich unmittelbar auf Aufmerksamkeit und Stand aus und beeinträchtigt Deine Sicherheit. Du bist im Steig für Deine eigene Sicherheit verantwortlich, deshalb überlege sorgfältig, ob du von der Kraftkondition her fit bist für eine solche Herausforderung. Bedenke auch, dass einen Berg hoch und runter steigen Muskeln und Bändern anders beanspruchen als Fahrrad fahren oder auf gerader Strecke joggen.
Mit meinen Anmerkungen will ich keine Panik machen. Aber wie gesagt: über die genannten Aspekt wird oft wenig geschrieben und gesagt. Hinterher ist man dann immer schlauer. Ich will, dass meine Leserinnen und Leser vorher wissen, worauf sie sich einlassen.
Wenn Du jetzt immer noch der Meinung bist: Jo, den Calmont traue ich mir zu, dann wünsche ich Dir viel Spaß dabei. Diese Tour ist technisch und landschaftlich etwas ganz Besonderes. Die Aussicht ist grandios.
Übrigens: Eine super Position um eine der berühmten Moselschleifen in voller Gänze zu sehen.
Alla hopp! :-)
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