„Zusammen ist man weniger allein“, heißt ein bekannter Roman von Anna Gavalda. Noch weniger allein ist man mit 19 Bloggerwanderinnen und Bloggerwanderern auf dem Westerwald-Steig. Am aller, aller wenigsten allein ist man mit 19 Bloggerwanderinnen und Bloggerwanderern plus rund 10köpfigem Betreuer- und Versorgungsteam, zwei Hunden und einem rasenden Reporter auf dem Westerwald-Steig.
Als Solo-Wanderin sind größere Wandergruppen zwar naturgemäß nicht der Traum meiner schlaflosen Nächte.
Nichtsdestotrotz [ist das nicht ein cooles Wort]: Beim Bloggerwandern 2016 auf dem Westerwald-Steig vor einer Woche habe ich mich sehr wohlgefühlt und ich habe enorm von dieser Gruppe profitiert. Denn wir sind nicht nur so ein bisschen herumgewandert, sondern wir hatten uns richtig was vorgenommen.
Buntes Blogger-Trüppchen mit einem Ziel
Die Rheinland-Pfalz-Touristiker hatten ein buntes Völkchen nach Bad Marienberg im Westerwald eingeladen. Bei der Auswahl lag der Fokus nicht auf der sportlichen Leistungsfähigkeit. Das war jedenfalls mein Eindruck schon bei Ausschreibung. Wettbewerb war von vornherein ausgeschlossen.
Vom Wanderblogger bis zum Reiseblogger – alle Typen, Talente und Themen rund ums unterwegs sein in der Welt und vor der Haustür waren vertreten. Aus allen Himmelsrichtungen kommend versammelte sich die bundesdeutsche Bloggerwelt am Westerwald-Steig. Männlein und Weiblein, Jüngere und Ältere, erfahrene Weit-Wanderer , Quereinsteiger und Unbedarfte. Sogar einen mit Metallstange im Bein hatten wir dabei!
Auch als Alleinwanderin war ich in dieser Truppe nicht allein. Es waren schon noch ein paar weitere ruhigere Typen dabei, die für gewöhnlich solo wandern. Schon aus diesem Grund habe ich mich in diesem bunten, durch die Bank weg sympathischen Trüppchen von Anfang an keine Minute allein gefühlt.
Das Spektrum der Charaktere und Interessen war breit gestreut und an diesem Wochenende durch ein Ziel zusammengeschweißt:
Den Stöffel erreichen. 48 Kilometer Steigweg vom Start an der Holzbachschlucht entfernt. Gehend, begleitend versorgend.
Das Beste gleich zum Anfang: ALLE haben wohlbehalten dieses Ziel erreicht.
Freiraum zwischen den Grüppchen der Gruppe
Streckenweise bin ich allerdings schon für mich allein gegangen. Und wenn ich die Fotos im nach hinein betrachte und Berichte von anderen lese, ging nicht nur ich über den Tag auch mal solo.
Ich habe das nicht gemacht, um mich von der Gruppe abzukoppeln. Im Gegenteil! Schließlich hatte ich ja unter anderem gerade wegen der Gruppe für diesen Wandermarathon trainiert: Ich wollte in der Gruppe gehen, mithalten können!
Vielmehr ist es so, dass ich aus energietechnischen Gründen das Für-mich-sein, das Nix-Reden ab und zu brauche. Die Gruppe hat es zugelassen. Wenn mich mein Eindruck nicht täuscht, hat es niemanden gestört. Und es war ja auch nicht so, dass ich als temporäre Einzelgeherin komplett aus der Welt gewesen wäre. Tatsächlich war ich immer im lockeren Verbund unterwegs. Nutzte hin und wieder die Freiräume zwischen den Grüppchen der Gruppe für eine kleine Auszeit, um meine mentalen Batterien aufladen.
Von Du zu Du-Gespräche
Die ganzen 13 Stunden bin ich natürlich nicht alleine gegangen. Immer kam ich mit den Anderen ins Gespräch. Wir haben uns über unsere Blogs und Projekte ausgetauscht, mit dem Outdooractive-Experten Yves habe ich über Online-Kartensysteme gesprochen und wir haben uns gegenseitig immer wieder nach dem Befinden gefragt, uns über sinkende Kilometerstände informiert und damit motiviert. “Wir sind jetzt einstellig!” “Auf geht’s, den Rest packen wir jetzt auch noch!”
Eine Passage bin ich mit Markus Müller gewandert, dem Redaktionsleiter der Westerwälder Zeitung und rasendem Reporter aus Leidenschaft. Der hat mir Geschichten aus der lokalen Medienwelt und seinen gut ausgebauten Connections erzählt, die ihn immer direkt über die Top-News auf dem Laufenden halten. Als einer der Ersten hat er damals vom Schicksal des Westerwälder Wolfs erfahren: Er so: „Krieg ich abends einen Anruf: Der Wolf ist tot.“ „Ich so: Wie, der Wolf ist tot? “ „Der Anrufer so: DER Wolf ist tot!!!“ ;-) Über solche Anekdoten vergisst man ganz leicht die Kilometer, die noch immer VOR einem liegen.
Interessante Leute habe ich persönlich kennengelernt, die ich vorher nur über die Social Media Kanäle im Internet oder per E‑Mail kannte. Lustiger Weise oft nur mit ihren Avatarnamen. Dazu zählt Anderswandern, Der Wanderfreund, Lahntastisch, die Wanderreporterin, Wanderwegewelten, Hiking-Blog und der Deutschlandjäger. Die richtigen Namen und Gesichter habe ich erst jetzt im nach hinein im Hirn! ;-) Schön, die jetzt auch als echte Menschen auf dem Schirm zu haben.
Und dann waren ja auch noch die vielen Helfer, Unterstützer und Begleiter vom Westerwald Touristik-Service, der Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH, dem Westerwaldverein und dem Industrie-Erlebnispark Stöffel am Rand der Strecke, die uns an den strategisch wohl durchdachten Versorgungsstationen empfingen und unter anderem mit Schoki, Würstchen, Kaffee, Kuchen, Brezel und alkoholfreiem Bier im wahrsten Sinne des Wortes durchfütterten. Wegemanager, Wegetechniker, Wanderführer und meine liebe Wanderkollegin Elke Bitzer, die dieses Mal im Besenwagen mit von der Partie war und das Bloggerwandern fotografisch dokumentierte.
Diese Gruppe pushte, zog und motivierte
Möglicherweise hätte ich die Distanz auch alleine durchgezogen. Ein Solo-Trip hätte mich allerdings sehr viel mehr mentale und daher auch körperliche Kraft gekostet. Und vor allem: Allein hätte die Tour viel, viel weniger Spaß gemacht: vor, während und nach der Wanderung. Und Spaß ist eine nicht zu unterschätzende Ressource gerade bei einem solch fordernden Unternehmen.
Dieses Bloggerwandern 2016 war eine echte Gruppenleistung. Und ich kann nur jedem empfehlen, der die Langstrecke neu angehen will, die eigentliche Tour mit anderen Gleichgesinnten zusammenzugehen. Trainieren kann man ja alleine; aber das eigentliche Vorhaben klappt mit anderen zusammen doch am Besten. Einfach weil eine Gruppe, bei der alle das gleiche Ziel und in etwa die gleichen Interessen (unterwegs sein) haben, gehirntechnisch betrachtet ein ausgewiesener Motivationsfaktor ist.
Natürlich kommt es in einer solchen Wandergruppe auch darauf an, dass die Organisation dem Einzelnen Spielraum lässt. Gruppenzwang wäre kontraproduktiv. Unser Häuptling Karin von den Gastlandschaften hat hier meiner Meinung nach genau die richtige Mischung hingekriegt.
Einen großen Dank auch dafür!
Allen Mitwanderinnen und Mitwanderern danke ich für diesen schönen Tag, den ich sicher nicht vergessen werde.
Die Webadressen aller Teilnehmer habe ich hier verlinkt.
Einen ganz großen Dank an die Wegbegleiter, Versorger und Touristiker aus dem Westerwald. Irgendwo habe ich gelesen, Westerwälder seien Basaltköpfe, also Sturköpfe. Dafür habe ich nicht den geringsten Anhaltspunkt gefunden! Alle waren sehr freundlich, herzlich und hilfsbereit. Einen lieben Gruß aus Mainz an die rheinland-pfälzischen Landesbrüder- und ‑schwestern im hohen Norden unseres Bundeslandes! ;-)
Die Berichte meiner Mitwanderinnen und Mitwanderer
Matsch, Land, Fluss – Wandermarathon im Westerwald (Laura)
48 KILOMETER AM STÜCK! (David)
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Der WanderMarathon durch den Westerwald – 2. Bloggerwandern in Rheinland-Pfalz (Jens)
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REISEBERICHT: UNTERWEGS AUF DEM WESTERWALDSTEIG BEIM BLOGGERWANDERN RHEINLAND-PFALZ 2016
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