Schon die Stromberg­er Klamm ist ein Erleb­nis für Berg­wan­der­er. Auf fel­sigem Pfad klet­tert man aus dem Gulden­bach­tal rund 200 Meter hoch auf den Schin­del­berg. Am gluck­senden, wilden Schin­del­bach ent­lang durch den Wald.

Diese Felss­palte im Hun­srück ist der Aus­gangspunkt ein­er Berg­tour durch den Großen Soon [his­torisch­er Name für den Soon­wald]. Diese Wan­derung ste­ht in keinem Wan­der­führer. Die Route ist auf meinem Mist gewach­sen. Sie startet in Stromberg und führt über Eck­en­roth, Schöneberg, Spabrück­en, Spall sowie Allen­feld schließlich nach Bock­e­nau (26 km).

Diese abwech­slungsre­ichen 26 Kilo­me­ter im südlichen Hun­srück bieten alles, was eine Berg­tour im Mit­tel­ge­birge ausze­ich­net: Aus­blicke, Täler und kleine, über­schaubare Krax­eleien. Die Klamm zu Beginn ist der einzige steile und anspruchsvolle Part. Übri­gens: Höhep­unk­te der Wan­derung lassen sich auch auf kürz­eren Teil­run­den genießen, die ich Ihnen mit Links zu Beschrei­bun­gen im Inter­net zugänglich mache.

Wan­der­herz bewe­gende Weitblicke

Wer am höch­sten Punkt der Klamm ange­langt ist und schließlich vom Schin­del­berg runter nach Eck­en­roth schaut, erken­nt mit einem Run­dum­blick den ganzen Charak­ter dieser Land­schaft: Berge und Täler über­zo­gen von Wiesen, Wei­den und Wälder. Mor­gens um 7 Uhr an einem son­ni­gen Tag im Mai ist die Welt von hier aus gese­hen noch in Ord­nung: Kirch­turm, Zäune und duf­ten­des Gras. Win­dräder und Hochspan­nungstrassen ver­schwinden im Mor­gen­dun­st. Fast.

Diesem Aus­blick schließen sich im weit­eren Ver­lauf der Wan­derung weit­ere High­lights für Weit­blick­fans an. Das Panora­ma über das Gräfen­bach­tal südlich von Spabrück­en. Ein ander­er herzbe­we­gen­der Weit­blick öffnet sich, wenn man ober­halb von Bock­e­nau aus dem Wald tritt und runter ins Eller­bach­tal läuft. Vor den Füßen liegen Nahe­land, Nordp­falz und am Hor­i­zont ihre höch­ster Punkt, der Donnersberg.

Alle drei Weit­blicke lassen sich sep­a­rat mit kleineren Run­den genießen: Michels Vital­tour (kurze Vari­ante von Stromberg über Klamm und Schin­del­berg nach Eck­en­roth von dort auf der Vital­tour zurück nach Stromberg), Panora­maweg Spabrücken/Dalberg  und die 10-Kilo­me­ter-Runde der Wan­der­fre­unde Bock­e­nau.

Mini-Canyon ohne Karte queren

Wo es Berge gibt, gibt es auch Täler. Diese Berg­wan­derung prägt ein einziges Tal. Das Gräfen­bach­tal. Es legt sich immer wieder quer zur Route. Hier oben im Großen Soon ist es richtig fordernd, weil tief eingeschnit­ten. Zwis­chen Schöneberg und Spabrück­en ober­halb von Dal­berg und zwis­chen Spabrück­en und Spall. Hier hat der Gräfen­bach über die Jahrtausende einen Mini-Canyon in den Fels gefräst. Den zu über­winden hat mich ein paar zusät­zliche Kilo­me­ter gekostet. Erstens, weil ich unvor­bere­it­et drauf stieß. Ich hat­te auf ein­er Karte mit kleinem Maßstab nur grob die Rich­tung geplant: die Peilzahlen für die Streck­en zwis­chen Wen­depunk­te ermit­telt. Bei diesem aufs Große und Ganze aus­gerichtete Vorge­hen habe ich die mit Höhen­lin­ien markierten Einker­bun­gen schlichtweg überse­hen. Und zweit­ens, hat­te ich auch unter­wegs nur die 1:50.000 Karte dabei. Den Weg durch den Mini-Canyon kon­nte ich schlecht vor­ab erken­nen. Ich musste mir ihn vor Ort spon­tan erlaufen. Mit Tri­al and Error habe ich immer wieder zur Querung ange­set­zt. Bin in Sack­gassen und im Kreis gelaufen.  Auf diese Weise habe ich mir die Umge­hung qua­si ohne brauch­bare Karte Schritt für Schritt erschlossen.

Quer­feldein immer der Peilung nach

Im Track, den ich aufgeze­ich­net habe, kön­nen Sie die Stellen, an denen ich herumge­dok­tert habe, gut erken­nen. Das waren die bei­den Tal­querun­gen, von denen ich eben berichtet habe. Außer­dem sehe ich im Nach­hinein in Höhe Wall­hausen­er Wald Möglichkeit­en die Route zu opti­mieren. Um der Kom­passpeilung zu fol­gen und auf meinem Kurs zu bleiben, bin ich dort quer­feldein über eine Wiese in den Wald hinein. Denn der Weg, den ich auf der Karte sah und der sich zunächst auch vor Ort auf­tat endete in knieho­hem, nassem Gras. Bei größerem Maßstab betra­chtet, hät­ten sich nasse Hose und Füße ver­mei­den lassen, wenn ich mich mehr Rich­tung Georgshof und Ober­hub gehal­ten hätte. Das kön­nen Sie ja dann bess­er machen. Wenn Sie keine Lust auf solche spon­ta­nen Aben­teuer haben, empfehle ich, meinen Track auf ein­er 1:25.000 Karte nach zu pla­nen und die Route anzupassen.

Ich habe die Route absichtlich nur mit weni­gen markan­ten Stellen beschrieben. Ich wollte Ihnen nicht den ganzen Spaß der Wan­der­pla­nung vor­weg­nehmen. Inter­essierte haben zwei Möglichkeit­en, sich die Route zu erschließen: den GPS-Track auf der dig­i­tal­en Karte oder auf den bei­den angegebe­nen Wan­derkarten aus Papier.

Wer sich das Ganze noch nicht alleine zutraut, aber Wil­lens genug ist, so eine Wan­derung in Zukun­ft anzuge­hen, den unter­stütze ich gerne mit meinen prak­tis­chen Berg­wan­derkursen, in denen ich Ori­en­tierung mit Karte und Kom­pass lehre und ver­mit­tele, wie man sich selb­st beim selb­st­bes­timmten Wan­dern unter die Arme greift.

Wan­derkarten:
1.) Natur­park Soon­wald-Nahe – Blatt 3. Natur­park Soon­wald-Nahe — Binger Wald/Stromberg/Rheinböllen –  Topographis­che Karte 1:25.000 – ISBN 978–3‑89637–374‑8++

2.) 1.) Natur­park Soon­wald-Nahe – Blatt 4. Natur­park Soon­wald-Nahe — Bad Kreuznach/Langenlonsheim/Bad Mün­ster am Stein-Ebern­burg/Bad Sobernheim/Rüdesheim  –  Topographis­che Karte 1:25.000 – ISBN 978–3‑89637–375‑5++

Blick vom Schindelberg nach Süden
Blick vom Schin­del­berg nach Süden; unten der Kirch­turm von Eck­en­roth im Morgendunst.