Toller Win­ter­wan­der­weg! Das dachte ich, als ich an den Schnee­ta­gen im Jan­u­ar auf der Börfinker Ochsen­tour im Nation­al­park Hun­srück Hochwald gegan­gen bin. Ver­lauf­sich­er aus­geschildert. Eben­er bis leicht ansteigen­der bzw. absteigen­der Ver­lauf. Gut zu gehen bei 20 bis 30 Zen­time­ter Schnee­höhe. Mit­ten-in-der-Woche-Wan­der­er prof­i­tieren vom Spuren der Woch­enend­wan­der­er. Mit knapp 10 Kilo­me­tern eine ide­ale Winterrunde.

Zwei, drei Pas­sagen der Börfinker Ochsen­tour kön­nen allerd­ings bei Schnee knif­flig wer­den. Sie sind zwar nur kurz; zwis­chen 3 und 5 Metern. Aber steil. Bei Neuschnee sind diese Abschnitte kein Prob­lem, weil der Fuß noch genug Halt find­et. Rutschig wird es vor allem, wenn schon mehrere Leute drüber gelaufen sind.  Nach eini­gen Tagen wer­den sie dann meist immer aus­ge­treten­er, matschiger und manch­mal glatt wie eine Eis­bahn, zumal wenn der Schneematsch in der Nacht friert.

Mein­er Erfahrung nach ist mit solchen Stellen ver­mehrt zu rech­nen, wenn Touren über­wiegend auf schmalen Pfaden ver­laufen, wie die Börfinker Ochsen­tour. Wie lassen sie sich generell aufwärts und abwärts passieren, ohne unsan­ft auf dem Hin­tern zu lan­den? Bei einem aus­gewach­se­nen Men­sch kann das einen ordentlichen Plumps geben. Selb­st eine ein­fache Prel­lung kann sehr schmerzhaft sein. Ins­beson­dere, wenn der Boden mit kanti­gen Spurrillen gefroren ist. Gefährlich wird die Schräge dann nicht nur für Wan­der­er mit Knieprob­le­men. Nie­mand möchte so etwas gerne erleben.

Deshalb habe ich hier drei Tipps aufgeschrieben, wie beim Schnee­wan­dern steile Stellen sich­er gemeis­tert wer­den können:

1.) Gäm­sen­schritt
Die Gäm­sen­schrittmeth­ode ver­dankt ihren Namen den wendi­gen Gäm­sen im Hochge­birge. Diese über­winden in den Alpen schein­bar müh­e­los die steil­sten Hänge; sog­ar fast senkrecht abfal­l­ende Stau­mauern! Und zwar mit der Strate­gie der kleinen Schritte. Ein Fuß wird geset­zt. Erst wenn dieser auch bei Belas­tung Halt gefun­den hat, wird der andere Fuß nachge­zo­gen und in einem gerin­gen Abstand posi­tion­iert und so weit­er. Zusät­zlich wird der Kör­per­schw­er­punkt so aus­gerichtet, dass er genau über dem Mit­telpunkt der Fuß­sohle liegt, auf der das Gewicht liegt. Ab- oder Auf­stieg erfol­gen nach diesem Muster. Diese Gan­gart ist übri­gens auch bei steil­eren, geröl­li­gen, aus­ge­set­zten Auf- und Abstiegen im Som­mer ange­sagt. Prak­tisch und aus­führlich ver­mit­tele und übe ich sie übri­gens draußen im Gelände mit den Teil­nehmerin­nen und Teil­nehmern im Kurs Selb­st­bes­timmter Wan­dern“.

2.) Trep­pen­gang
Der Trep­pen­gang ist eine Option, wenn auf dem reg­ulären Pfad nichts mehr geht, weil er zur rein­sten Rutschbahn gewor­den ist. Und zwar wählt man dafür den Weg durch die unberührte Schneedecke rechts und links der steilen Pfad­pas­sage. Im seitlichen Gang wird ein Fuß nach dem anderen (wie beim Gäm­sen­schritt) nach oben bzw. nach unten geset­zt. Schritt für Schritt wird der frische Schnee von den Schuh­sohlen zusam­men­presst und zu ein­er fort­laufend­en Treppe geformt. Ist bere­its auch unmit­tel­bar neben dem Pfad alles aus­ge­treten, dann empfehle ich eine Alter­na­tive zu suchen. Auch wenn diese etwas ab vom aus­gewiese­nen Weg mit­ten durch den Wald führen sollte. Bess­er einen Umweg gehen als sich die Knochen brechen!

3.) Hosen­bo­den­rutsche
Die Hosen­bo­den­rutsche ist bei Abstiegen immer eine Möglichkeit. Nach dem Mot­to runter kommt man immer, kön­nen glat­te, abfal­l­ende Unter­gründe sich­er über­wun­den wer­den, indem man sich kon­trol­liert auf den Hosen­bo­den beg­ibt. Wer keinen nassen Po riskieren will, kann sich ja für den Fall der Fälle ein altes Hand­tuch zum Drauf­set­zen in den Win­ter­wan­der-Ruck­sack packen.

Grund­sät­zlich kön­nen Stöcke in solchen Sit­u­a­tio­nen eine wertvolle Hil­fe sein. Auch wenn ich in meinen Kursen das Wan­dern ohne Stöcke propagiere, beim Schnee­wan­dern kön­nen sie in diesem beson­deren Fall zusät­zlichen Halt geben – beson­ders, wenns durch unberührten Schnee geht. Ein heißer Tipp sind hier außer­dem Gam­aschen, damit die Hosen­beine trock­en bleiben. Dass beim Schnee­wan­dern feste Schuhe mit genug Grip ange­sagt sind, muss ich nicht beson­ders beto­nen. Ganz auf Num­mer sich­er gehen Sie mit Schuh­spikes oder Eiskrallen, die im Ruck­sack nicht viel Platz weg­nehmen und im Fall der Fälle schnell und leicht am nor­malen Wan­der­schuh mon­tiert wer­den können.

Außer­dem: Wan­der­er neigen beson­ders beim Bergge­hen dazu – nicht nur bei Schnee – sich in wack­e­li­gen Sit­u­a­tio­nen rechts und links an Sträuch­ern oder Ästen festzuhal­ten. Davon rate ich ab. Denn die ver­meintlichen Sicherun­gen der Natur bieten keinen zuver­läs­si­gen Schutz. Äste kön­nen morsch sein und bei der ger­ing­sten Belas­tung brechen. Auch dünne Grashalme hal­ten kein Men­schengewicht, wenn es darauf ankommt. Wenn über­haupt, dann eignen sich zum Fes­thal­ten dicke Baum­stämme oder Fels.

Die Börfinker Ochsen­tour stelle ich dem­nächst aus­führlich hier im Blog vor.

Schneewald
Ein­fache Pas­sage auf der Börfinker Ochsen­tour im Nation­al­park Hun­srück Hochwald.