Stimmt schon. Das Grün fehlt. Das Zwitsch­ern der Vögel fehlt. Der Duft nach Moos, Blu­men und frischem Gras fehlt. Wer gewohnt ist, im Früh­ling, Som­mer, Herb­st zu wan­dern, der trifft im Win­ter da draußen auf eine für ihn zunächst fremde Welt. Die Natur ist im Ruhemodus.

Tote Hose? Mit­nicht­en. Im Win­ter gibt es Draußen jede Menge Leben zu ent­deck­en. Auch wer das ursprüngliche, ein­same Wan­dern mag, weiß den Win­ter dur­chaus zu schätzen. Zum Beispiel lässt sich im Win­ter Abgeschieden­heit auch auf Routen erleben, die im Som­mer viele, viele Wan­der­freudi­ge anzieht: den so genan­nten Pre­mi­umwe­gen. Ihre Vorteile: Augen und Ohren kön­nen sich mit ganz­er Aufmerk­samkeit der Natur wid­men. Der Ori­en­tierungssinn hat Sende­pause. Diese zer­ti­fizierten Wegen sind unver­lauf­bar markiert. Diskus­sio­nen über den richti­gen Weg haben keine Chance. Ergo: Abso­lut (ehe)paartauglich! ;-)

Ide­al also für unsere gemein­same tra­di­tionelle Sil­vester­wan­derung, die wir dieses Mal kurz­er­hand auf den vor­let­zten Tag des Jahres vorver­legt haben. Am let­zten reg­nete es. Sonne und blauer Him­mel ver­lei­hen ein­er Win­ter­wan­derung natür­lich einen zusät­zlichen Kick. Das ver­ste­ht sich von selbst.

Die Traum­schleife Dünnbach-Pfad ent­deck­ten wir im Zusam­men­hang mit der neuen Hänge­seil­brücke bei Mörs­dorf im Hun­srück. Die ste­ht schon ger­aume Zeit auf meinem Plan. Im unmit­tel­baren Umfeld der Brücke fan­den wir keine Route, die uns ansprach. Deshalb fiel die Wahl auf den nur wenige Kilo­me­ter von Mörs­dorf ent­fer­n­ten Dünnbach-Pfad mit anschließen­dem Abstech­er zur Geier­lay-Brücke. Übri­gens ein echt­es Mikro-Aben­teuer in der Heimat von dem ich dem­nächst genauer bericht­en werde.

Wie erwartet. Um diese Jahreszeit hat­ten wir die Traum­schleife ganz für uns alleine. Keine Men­schenseele unter­wegs. Muße für das Licht der tief­ste­hen­den Dezem­ber­son­ne, das das Win­tergeäst in einzelne Strahlen bricht. Ohren für das kristal­lk­lare Plätsch­ern des Dünnbachs. Augen für die mor­bide, urige Brücke aus Holz, die schief und gebrochen überm eiskalten Wass­er hängt. Wer wagt sich wohl noch drüber? Sog­ar Duft nach Kuh. All­gäufeel­ing auf der Hun­srück­er Hochebene.

Topographisch bietet die Traum­schleife Dünnbach-Pfad von allem etwas: schmale, recht ambi­tion­ierte Ab- und Auf­stiege, bre­ite Wege, jet­zt zum Win­ter­an­fang noch vom Herb­st­laub weich gepol­stert, Tief­blicke ins Dünnbach­tal, Weit­blicke über die Hun­srück­höhen, Wald, nebelver­hangene Wiesen am Bach. Mit rund 10 Kilo­me­ter ist die Strecke auch an käl­teren Tagen genau richtig für eine Win­ter­wan­derung. Lang genug, um sich warm zu laufen. Kurz genug, um ohne lang Rast auszukom­men und der damit ver­bun­de­nen Gefahr auszukühlen beim Rum­ste­hen zu entgehen.

Für diejeni­gen, die nach all der ganzen Ruhe zum vol­lkomme­nen Glück doch noch etwas Ner­venkitzel oben drauf brauchen: Diese Wan­derung lässt sich mit einem abschließen­den Abstech­er zu der 360 Meter lan­gen und 100 Meter hohen Geier­lay-Hänge­seil­brücke ganz ein­fach zu einem Mikro-Aben­teuer auf­pep­pen! Vom Aus­gangspunkt dieser Traum­schleife in Zil­shausen sind es mit dem Auto 10 Minuten nach Mörs­dorf. Der Hun­srück kann Berge: Schon die Fahrt über schmale, enge Ser­pen­ti­nen durch das Dünnbach­tal ist nichts für schwache Nerven. ;-)

Winterwandern auf dem Dünnbach-Pfad
Win­ter­wan­dern auf dem Dünnbach-Pfad im Hunsrück.