Von der Sehn­sucht nach Heimat und Ursprünglichkeit“ ist das Vor­wort des Buchs über­schrieben, das ich heute vorstellen möchte. Diese Worte weck­en Assozi­a­tio­nen zu mein­er eige­nen Art als Wan­derin unter­wegs zu sein und aus dem Stand weg ein Gefühl der Ver­bun­den­heit. Hat ein Kochbuch etwas in einem Wan­derblog zu suchen?”, fragt sich vielle­icht der ein oder andere Leser. Ver­trauen Sie mir: Dieses hat es!

Über­raschung. Bei uns kocht mein Mann. Er meint, er würde son­st ver­hungern. Was soll ich sagen? Ver­mut­lich hat er recht. Zum Glück nimmt er meine Kochfaul­heit sportlich. Ich sorge im Gegen­zug für das Wohl unser­er Wan­der­see­len. ;-) Aber es kann doch anders kom­men. Bes­timmte Reize sind dur­chaus in der Lage, das tief in meinem Hirn ver­grabene Kochgen zu aktivieren, dass ich von meinem Papa geerbt habe.

Kochen reizt mich, wenn Rezepte etwas Leck­eres und Außergewöhn­lich­es in Aus­sicht stellen. Also: Fotos vor allem und Texte, die mir das Wass­er im Munde zusam­men­laufen lassen. Also meine niederen Instink­te ansprechen. Klar. Noch bess­er funk­tion­iert mein neu­ronales Moti­va­tion­ssys­tem allerd­ings, wenn das Ganze in einem Bezug ste­ht, der etwas mit mir per­sön­lich zu tun hat.

Der Köder. Das neue Rhein­hessen-Kochbuch von Kat­ja Mailahn ist ein solch­er Lock­vo­gel, der es schafft, mich hin­ter dem Ofen her­vor an den Herd zu verführen.

Erstens kenne ich die Autorin. Vor drei Jahren haben Kat­ja und ich gemein­sam unser Wan­der-Koch-Buch Rhein­hes­sis­che Spazier-Gänge“ erfol­gre­ich auf den Weg gebracht. Kat­ja ist Köchin aus Lei­den­schaft, Vielschmeck­erin, Geschmacksent­deck­erin, mit eigen­em aber offen­em Geist und Sinn für Details und Heimat. Solche Men­schen sind mir lieb.

Zweit­ens sind alle Rezepte in der Küche von Kat­jas Kochschule im rhein­hes­sis­chen Vender­sheim ent­standen. Gerichte und Weine sind ver­wurzelt in ein­er mein­er Lieblingsre­gio­nen. Tra­di­tionell aber nicht von gestern. Das mag ich: Altes bewahren und mit neuen Ideen und Akzen­ten fort­führen. Stich­wort: Heimat, Ursprünglichkeit, eigen­er Stil. Sie wis­sen schon!

Drit­tens serviert Kat­ja Rezep­turen und Weinempfehlun­gen mit Geschicht­en über Land­schaft und Leute. Mit Herz und eigen­er Hand­schrift. Emo­tion­al und pro­fes­sionell fotografiert von Cora Banek. Wein­fach­lich hieb- und stich­fest begleit­et von der Som­me­liere Petra Mohr. Und wen wun­dert s: Hin­ter dem Ganzen steckt ein Mann. Mar­tin Beck­en­bach ver­mit­telte die Köchin, die eine Fotografin suchte“ und die Fotografin, die eine Köchin suchte“ und ini­ti­ierte damit typ­isch rhein­hes­sis­che Tea­mar­beit: kein Ein­heits­brei, son­dern alles passt per­fekt zusam­men ohne dass das Indi­vidu­elle ver­loren geht.

Last but not least: Die Rezepte sind gut nach zu kochen. Die Anforderun­gen sind für mich als tal­en­tierte aber ungeübte Köchin mach­bar, d.h. die Zubere­itung wird ver­ständlich und nachvol­lziehbar erklärt.

Die erfahrene Kochlehrerin Kat­ja führt Schritt für Schritt zum fer­ti­gen Gericht. Die Fotos sind deko­ra­tiv und informieren. Zum Beispiel, in welche Form das Gemüse gebracht wer­den soll oder wie die einzel­nen Bestandteile eines Gerichts zum Schluss zum Gesamtkunst­werk angerichtet wer­den, damit sie auch fürs Auge etwas hermachen.

Aus­pro­biert habe ich einen Aper­i­tifhap­pen für unser beson­deres Aben­dessen an Silvester:

// gebratene blutwurst auf pikan­ter vanille-kür­bis­creme, lau­gen­stange, u. reduk­tion vom weinbergpfirsischessig //

Mein lieber Mann sagte Worte, wie Geschmack­sex­plo­sion“ und da muss ich ja jet­zt nach­le­gen“. Das will schon etwas heißen. Ich war jeden­falls stolz wie Oskar. Danke an das raf­finiert rheinhesssisch“-Team. ;-)

Das Kochbuch bietet auf 132 Seit­en zwölf Aper­i­tifhap­pen, ein Frühlings‑, Sommer‑, Herb­st- und Win­ter­menü mit jew­eils passenden Weinempfehlun­gen und der Kennze­ichung ein­fach, mit­telschw­er und anspruchsvoll. Außer­dem Grun­drezepte, wie Fonds, Sirup, Pesto, Teig oder ein­gelegte grüne Walnüsse.

Der Anhang verze­ich­net Winz­er, Anbi­eter, Erzeuger, Hoflä­den und Wochenmärkte.

Der Clou: Alle Zutaten­lis­ten kön­nen für den Einkauf auf www.raffiniert-rheinhessisch.der herun­terge­laden wer­den. Unter dieser Quelle kön­nen Sie auch das Buch zum Preis von 29,80 Euro bestellen.

Die Blutwurst ist übri­gens aus der Pfalz und wurde von der Bio-Land­met­zgerei Korschelt hergestellt. Als Teilzeit-Veg­e­tari­erin essen ich seit Som­mer 2015 nur noch Wurst und Fleisch, die aus art­gerechter Tier­hal­tung stammen.

Blutwurst mit Kürbis
Food­fo­tografie kann ich, habs bloß noch nicht gemacht. Inspiri­ert von Coras Profi-Fotos: Meine Blutwurst-Kürbiscreme-Laugensstangen-Türmchen.