Bergauf, bergab, schmale Sträßchen um 400er Berghütchen herum. Wilde Täler. Urwald kommt mir in den Sinn. Rote Felstürme. Skurile Sandsteinskulpturen ragen über Wipfel. Manchmal eine neben der anderen; gewaltige Wände aus uraltem Gestein. 70 bis 80 Meter hoch. 250 Millionen Jahre alt.
Das Dahner Felsenland ist eine eigene Welt im Südwesten der Pfalz. Als Teil der Nordvogesen mit dem Nachbarland Frankreich nahtlos verwachsen. Ein Wander‑, Mountainbike und Klettereldorado: „Wir wollen zum Sonnenuntergang oben sein!“, lacht mich die junge Frau an. 10 Meter über ihrem Kopf klettert ein Mann den Westfelsturm des Hochsteinmassivs hoch. Sie sichert. Es ist halb Sieben am Abend. Anfang Oktober steht die Sonne im Westen bereits knapp über dem Horizont. Viel Zeit bleibt nicht mehr. Ich wünsche den beiden, dass sie es geschafft haben, rechtzeitig oben zu sein!
Das Dahner Felsenland ist ein Heimatwanderntipp. Wir hatten eine wunderbare Herbstwoche dort. Mit blauem Himmel und Sonnenschein. Esskastanien gesammelt, auf Felsen und Burgen geklettert, auf Pfaden gewandert und Flammkuchen gegessen.
Getestet und für sehr gut befunden: Vier Lieblings-Wanderungen im Dahner Felsenland
Vier Routen haben mein Heimatwandernherz erobert: Die Premiumwege „Hauensteiner Schusterpfad“ und „Dahner Felsenpfad“. Dazu zwei Kreuz- und Quer-Wanderungen, die ich mit den Suchbegriffen „Dahner Felsenland“ und „schwindelfrei“ im Web entdeckt habe: die eine östlich und die andere südlich von Dahn.
Der Hauensteiner Schusterpfad (15 km) ist eigentlich langweilig. Er führt auf breiten Wegen fast ausschließlich durch Wald. Warum steht er trotzdem auf meiner Tippliste? Ei, weil er mit zwei Weitgucker- Highlights aufwarten kann! Der Hühnerstein. Ein 12 Meter hoher Felsknubbel auf einem Bergkamm. Der Hit: über eine Leiter können Schwindelfreie hochsteigen und oben einen tollen Weitblick genießen. Der Nedingfelsen oberhalb von Hauenstein ist auch 12 Meter hoch, steht auch auf einem Kamm. Er ist als Naturdenkmal ausgewiesen, hat ein Gipfelkreuz und zwei Bänke! Wer sich traut, kann über Eisen auf den vorgesetzten Felsturm rüber und einen exponierten Platz über dem Felsentor besetzen.
Der Dahner Felsenpfad (13 km) dagegen hält was sein Name verspricht. Ich bin ja nicht so eine Premiumweggeherin, aber der Felsenpfad hat mich beeindruckt. Fast ausschließlich auf schmalen, felsigen Pfaden und ein Felsturm, ein Ausblick nach dem anderen. Auf viele Felsen konnte ich sogar rauf steigen. Dabei erinnerte ich mich an die Klettereien meiner Kindheit am Lemberg. Apropos Lemberg! Wir sind den Felsenpfad an einem Mittwoch gegangen. Mittwochs, samstags und sonntags haben die Hütten des Pfälzer Waldvereins (wie mein Opa auf dem Lemberg in den 60er Jahren eine führte) geöffnet! So konnten wir uns für wenig Geld mit selbstgebackenem Kuchen und Apfelsaftschorle stärken. Ich denke, der Mittwoch ist ein guter Tag, um den Dahner Felsenpfad zu laufen. Am Wochenende ist hier vermutlich die Hölle los!
Der „Östliche Rundweg durch die Dahner Felsenwelt“ (14 km) bietet für Weitgucker mehrere Möglichkeiten: Jungfernsprung, Kuckucksfels, Römerfels, Burgruine Altdahn und zum Schluss der Mittelberg des Hochsteinmassivs. Sensation für Schwindelfreie ist der 22 Meter hohe Römerfels, der über luftige Leitern bis aufs Top bestiegen werden kann. Die Wegbeschreibung hinterlege ich als PDF-Datei (siehe unten) mit folgender Anmerkung: Bis zum Römerfels leitet die Beschreibung zuverlässig den Weg. Danach wird der Text ungenau. Jedenfalls haben wir uns damit ein wenig verfranzt. Nur über Sonnenstand und Standortfindung per GPS (wir sind ohne Karte los) haben wir die Kurve nach Erftweiler bekommen und sind wieder auf die richtige Route gelangt. Ich habe mir das Ganze noch mal auf einer Wanderkarte betrachtet und schlage ab Römerfels folgenden Weg vor: Kurz hinter dem Römerfels links den steilen Hang runter bis zur im PDF beschriebenen Kreuzung. Dann nach rechts Richtung „Finstertal, Erftweiler“ (Schild) bis zum Anfahrtspunkt für Rettungsfahrzeuge Nr. 341 (das sind letzten 3 Ziffern) — ein weißes Kreuz auf grünem Grund. Von dort der Markierung „8“ bzw. dem gelbroten Rechteck folgen bis zur Erftweiler Klamm. Dann weiter mit der Markierung rotweißes Rechteck durchs Finstertal bis nach Erftweiler. Von dort dem Wegweiser „Burg Altdahn“ nach. Der Rückweg nach Dahn ist prima ausgeschildert! Die Burgengruppe Altdahn ist eine tolle Anlage, die zu entdecken es sich lohnt. Wer ganz bis nach oben will, sollte schwindelfrei sein! Aber auch für Vorsichtige geeignet. Alles gut gesichert! Außerdem können durstige und hungrige Wanderer schön einkehren. Tourbeschreibung (PDF) / Quelle
Die zweite Kreuz-und Quer-Wanderung habe ich auf einem Wanderportal entdeckt. Die Rundwanderung Nr. 7: Heidenberg und Drachenfels (10 km) verspricht „tiefe Einblicke ins Dahner Felsenland“. Wir werden nicht enttäuscht. Absolute Highlights sind der Heidenfels und der Drachenfels. Doch zuvor geht es durch ein herrliches Wiesentälchen. Wenn die Wiesen gemäht werden im Sommer, muss es hier herrlich nach Wildkräutern duften! Auch dieser Text (PDF siehe unten) enthält einen kleinen Fehler. Und zwar steht geschrieben im 2. Absatz: „An Pferdekoppeln und Schafweiden vorbei kommen wir so ins Scharbachtälchen. Hier nehmen wir talaufwärts, also linkshaltend – den Raubritter-Radweg…“ bis hierhin stimmt die Beschreibung. Nur folgt man dann nicht weiter der Markierung des Holzschuhpfades (die zweigt nämlich nach der Brücke rechts ab), sondern eben der Markierung des Raubritter-Radwegs! Den Wegweisern später am Waldrand, die unter anderem die Weisensteiner Hütte anzeigen, nicht folgen! Vielmehr den asphaltierten Weg weiter nach oben gehen. Das ist die Zufahrt zur Weisensteiner Hütte. An der Weisensteiner Hütte vorbei, geht’s immer weiter den Berg hoch. Oben steht der Wegweiser „Heidenfels (Schlüsselfels)“. Diesem folgen. Unmittelbar hinter dem markanten Felsturm geht es gleich rechts steil den Heidenberg auf einem Serpentinenweg nach oben (ab hier wieder Markierung des Holzschuhpfades). Ab diesem Punkt stimmt die Beschreibung im PDF wieder einwandfrei. Der Heidenfels ist ein ungesicherter, abgeschiedener, ruhiger Aussichtspunkt. Jedenfalls an diesem Donnerstag. Mit natürlichen Sandsteinbänken und den angekündigten atemberaubenden „tiefen Einblicken ins Dahner Felsenland“. „Was für ein schönes Fleckchen Erde, nicht wahr?!“, meinte ein Wanderer aus Karlsruhe. „Mindestens einmal im Jahr müssen wir hier her kommen!“ Später lockt der Drachenfels mit schönen Klettereien und Weitblicken. Mittwochs, samstags und sonntags kann in die gleichnamige Hütte des Pfälzer Waldvereins eingekehrt werden. Tourbeschreibung (PDF) / Quelle
Entdeckt: Gasthäuser mit Heimatwandern- Sternchen
In Sachen Gastronomie ist im Dahner Felsenland noch Luft nach oben. Gute Adressen zu finden, erfordert Spürsinn. Ich verrate die drei besten Entdeckungen:
1.) Bärenbrunnerhof bei Schindhart, Gasthof einer Bioenklave am Ende der Welt, die nur über ein ca. 2 Kilometer langes, autobreites Sträßchen erreichbar ist. Das Essen ist bio, mit Liebe gekocht und schmeckt wie zu Hause! 2.) Wasgauperle, Fachwerk-Gasthaus oberhalb von Dahn. Zwei Frauen mit dem Herz auf dem rechten Fleck führen dort das Regiment und haben ihren Laden im Griff. Mit Pfälzer Charme und Mundwerk sorgen sie dafür, dass es ihren Gästen gut geht und dass sie satt werden. Das Essen ist bodenständig, der Grauburgunder der Beste, den ich in dieser Woche getrunken habe. Die Gaststube ist geschmackvoll eingerichtet. Um 18 Uhr öffnet die Wasgauperle und um 18.05 sind fast alle Tische besetzt. Reservieren lohnt sich – vor allem am Wochenende! 3.)Das Landgasthaus Wegelnburg in Nothweiler, lohnt sich auch, schon wegen der Lage in einem wunderschönen Tal mit Streuobstwiesen, die sich fast wie Almen die Berghänge ringsum hoch ziehen. Die Straße endet hier. Vor der Einkehr empfehle ich Reservieren und eine kurze Wanderung zu Burg. Dann gibt’s Flammkuchen bis zum Abwinken. Der Knaller ist der Süße mit den flambierten Äpfeln!
Wildpark und Wipfelpfad: Ausflugstipps für Heimatwanderer
Jahaa…ein Wildpark! Als Kind fand ich Wildparks öde. Die interessanten Tiere verkrümeln sich meistens in die letzte Ecke. Kein Wolf oder sonst was weit und breit zu sehen. Das ist im Wild- und Wanderpark Silz auch so. Aber dranbleiben lohnt sich. Der Clou ist der große Rundgang! Der führt nämlich durch die Freigehege von Damwild und Rotwild. In diesem Park dürfen Heimatwanderer diese Tiere hautnah erleben. Sie laufen einem quasi fast über die Füße. Kein Zaun trennt Besucher und Tiere. Zudem waren wir zur richtigen Zeit am richtigen Ort:
„Wenn der erste Vollmond den Herbstanfang einläutet und die Nächte kühler werden, dann beginnt das wohl bemerkenswerteste Schauspiel: Die Brunft – das Röhren und Schreien der Hirsche. – so steht es auf der Website des Parks. Und so ist es tatsächlich. Was ein Geröhre!!! Mindestens 4 bis 5 Hirsche mit riesen Geweih buhlten um die Weibchen. Der Chef scharrte gut 100 weibliche Tiere um sich. Einer seiner Nebenbuhler stand röhrend keine 2 Meter von uns weg! Die Junghirsche hielten sich lieber dezent im Hintergrund. Sehr beeindruckend.
Der Baumwipfelpfad am Biosphärenhaus Pfälzerwald/Nordvogesen in Fischbach stand schon länger auf meiner Wunschliste. Aber entweder die Bäume sind gewachsen oder der Name „Baumwipfelpfad“ übertreibt etwas. Gut, es geht schon hoch hinaus. Aber wirklich über dem Blätterdach verläuft er nicht. Trotzdem ein Erlebnis. Für Kinder allemal.
Gut gefallen hat mir der 2,5 km lange Biosphären-Erlebnisweg durch das wunderschöne Spießwoogtal. Dort gibt es Mitmachstationen, an denen Erwachsene und Kinder aktiv etwas lernen können. Zum Beispiel , welche Strecke ein Mensch, eine Schnecke oder ein Hase in 10 Sekunden läuft. Außerdem gibt es Schaukelbänke, Hängematten und einen Badesee! Da ist ruck zuck ein Tag mit der Familie rum.
Besonders beeindruckt hat mich die Falknerin der Falknerei Felsenland und ihre Geier, Falken und Eulen. Beide Tiere der Flugshow machten sich aus dem Staub. Kurzentschlossen zeigte sie die Gehege und stellte uns jedes Tier einzeln vor. Mit strahlenden Augen, roten Wangen, viel Wissen, kleinen Anekdoten und Leidenschaft. Das hat richtig Spaß gemacht!
Muss ich noch etwas sagen zum Dahner Felsenland? Ich denke, es kommt rüber, dass ich mich verliebt habe! ;-)
Weil wir uns wirklich sehr wohlgefühlt haben, weil die Leute sehr nett, zuvorkommend und serviceorientiert sind und weil ich selten so ein leckeres und appetitlich hergerichtetes Frühstücksbuffet in einem gemütlichen Wintergarten genossen habe, empfehle ich als Unterkunft das Hotel Landhaus Felsengarten in Bruchweiler-Bärenbach.
Viel Spaß beim eigenen Entdecken dieser einzigartigen Weitguckerlandschaft vor der Haustür!
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