Der Wald öffnet sich. Steppe. Aber schräg. Wie auf ein­er Rampe gehe ich Rich­tung Him­mel. Steinin­sel im dür­ren Gras. Noch ein Schritt dann bricht der Boden 10 Meter vor mir abrupt ins Nichts. Ich ste­he an der Kante der höch­sten Steil­wand nördlich der Alpen. Aus dieser Per­spek­tive habe ich den Roten­fels noch nicht erlebt, soweit ich mich erin­nern kann. Meine Augen kleben an diesem Aus­blick. So ver­traut. Doch von hier oben ist alles wie neu. Als würde ich meine Heimat zum ersten Mal sehen.

200 Meter unter mir die Nahe. Die Straße, die sich dort hin­ten den Lem­berg hochschlän­gelt, bin ich sich­er schon hun­derte Male mit dem Auto gefahren. Nördlich der Heim­bach­turm. Nach West­en das Tal der Alsenz mit den Hochflächen des Nord-Pfälz­er Berg­lands. Ich brauche kaum den Kopf zu bewe­gen, um mein Wan­der­re­vi­er vom let­zten Jahr mit den Augen abzu­tas­ten. Am Hor­i­zont der mächtige Rück­en des Don­ners­bergs. Präsent thront er im Süden.

[pullquote]Wunderschön hier. Ein schönes Fleckchen Heimat! (aus Gipfel­buch des Rotenfels)[/pullquote]

Ganz früh am Mor­gen bin ich in Bad Kreuz­nach aufge­brochen. Jet­zt im Sep­tem­ber ste­ht die Sonne noch tief und taucht die Wein­berge auf dem Kauzen­berg in warmes Licht. Die Stadt lärmt zu mir hoch. Laufe an der Hangkante ent­lang in ruhigere Gefilde. Über Hüh­n­erkopf und Dachskopf gehe ich Rich­tung Traisen. Lasse mich von meinem natür­lichen Ori­en­tierungsinn und der Sonne leit­en. Am Gasthof Zur Bastei“ finde ich den Pfad zum Rotenfels.

Über eine Stunde ste­he ich dort und staune. Erforsche das Land wie auf ein­er überdi­men­sion­alen Wan­derkarte. Kann den Blick ein­fach nicht davon lassen. Erst gegen Mit­tag steige ich ab nach Bad Mün­ster am Stein.