Im Hochgebirge verschieben sich die Dimensionen. Die Weite der Täler und Höhe der Berge offenbaren sich erst im Vergleich. Die Schirme der Paragleiter schrumpfen zu Schmetterlingsflügeln. Blaue, rote, gelbe Punkte. In Wirklichkeit beträgt ihre Spannweite 10 bis 13 Meter. Was ist das schon im Vergleich einer 2000 Meter hohen Felswand.
Von einem Grat auf der anderen Seite des Hochtals beobachte ich das Schauspiel. Ein Menschlein läuft nach vorne gebeugt 3 bis 4 Schritte wagemutige eine Bergwiese hinunter, die eigentlich zu steil ist, um dort runter zu rennen. Der Schirm füllt sich mit Luft. Richtet sich auf. Bevor das Wesen kopfüber in die Tiefe stolpert zieht er es gen Himmel in sichere Höhe.
Blauer Himmel. Grüne Wiesen. Himbeerfarben Bergblumen. Ein Postkartenmotiv nach dem anderen. Hochvogel. Die schiefe Ebene des Hohen Ifen. Widderstein. Zugspitze. Rubihorn. Einige Gipfel im Panorama kenne ich. Auf den Wegweisern bekannte Orte und Orte die noch auf dem Plan stehen. Zusammenhänge werden deutlich. Von hier aus kommt man nach. Hier käme man raus, wenn man den Weg durchs Seitental gehen würde. Hier oben braucht man keinen Kompass. Das Wegenetz ist im Sinne des Wortes überschaubar. Wie in einer riesigen Wanderkarte fühle ich mich. Maßstab 1:1.
Durch den Tobel steige ich über Wurzeln, Leitern und ausgesetzte Stellen über eine Distanz von 2 Kilometern von 1280 auf 880 Meter ü. NN ab. Über meinem Kopf schweben 50 Leute mit der Seilbahn mühelos zu Tal. Wie anspruchsvoll das Gefälle tatsächlich ist, spüre ich in den Beinen, die meinen Körper nach unten tragen und ihn im Zusammenspiel mit Augen und Gehirn beständig im Gleichgewicht halten. Unten sind Kopf und Beinmuskeln so müde, dass ich selbst geradeaus nicht mehr allzu weit gehen möchte. ;-)
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