Den Weichkäse verkauft die Sen­ner­in uns nicht. Zu heiß. Keine adäquate Ver­pack­ung. Der hält keine 30 Minuten durch bei der Hitze, ohne Molke und Küh­lung. Wir nehmen Fleis­chkäse, Stre­ich­wurst und Press­sack im Glas. Pro­duk­te aus freilaufend­en Schweinen der Alpe.

Seit eini­gen Wochen habe ich meine Ess­ge­wohn­heit­en umgestellt. Ich esse auss­chließlich Wurst und Fleisch von Tieren, die art­gerecht gehal­ten wur­den. Die Hor­rorgeschicht­en aus den Fleis­chfab­riken und den Massen­tier­hal­tun­gen haben mir den Appetit ver­dor­ben. Ein­er­seits. Ander­er­seits bin ich der Mei­n­ung, dass es mein Bedürf­nis Fleisch zu essen nicht wert ist, dass Tiere wie eine Sache behan­delt werden.

Ich bin keine Veg­aner­in. Aber meine neue Hal­tung beim Kon­sum­ieren von Fleisch führt dazu, dass ich zumin­d­est Teilzeit-Veg­e­tari­erin gewor­den bin.

Fleisch und Wurst aus Tieren, die art­gerecht gehal­ten wur­den, ist mehr als dop­pelt so teuer als Fleisch aus der herkömm­lichen Theke. Außer­dem gibt es diese Ware nicht an der jed­er Ecke.

Dadurch wird zum Beispiel in der Mit­tagspause die Auswahl ziem­lich eingeschränkt. Wurst­brötchen vom Straßen­verkauf ist nicht mehr. Keine Ahnung wo das Fleisch dafür herkommt.

Als Neul­ing finde ich es noch schw­er auf die Schnelle etwas für mich Ess­bares aufzutreiben. Zur Not greife ich dann schon mal zur trock­e­nen Brezel. Das wird sich noch ein­renken. Einige mein­er Kol­legin­nen sind Veg­e­tari­erin­nen, da hänge ich mich ein­fach mal öfter dran. Außer­dem habe ich die Option, mir etwas zu essen von zu Hause mitzubringen.

Ich bin Anfän­gerin­nen. Es braucht Zeit bis sich die neuen Ver­schal­tun­gen in meinem Gehirn gefes­tigt haben! Übung macht die Meisterin.

Fre­itags zum Beispiel habe ich mir angewöh­nt beim Bio­met­zger Korschelt auf dem Mainz­er Wochen­markt einen Vor­rat an Wurst für die Woche einzukaufen; auch mal Fleisch für Sam­stag oder Sonntag.

Auf der Grill­par­ty neulich hat­te ich leicht­es Spiel. Hat­te mich schon auf Salat eingestellt. Dann stellte sich her­aus, dass der Gast­ge­ber selb­st auch auf die Tier­hal­tung achtet und bei einem Bio-Met­zger eingekauft hatte.

Über­haupt hätte ich gedacht, dass es mir schw­er­er fällt, auch mal auf Wurst oder Fleisch zu verzicht­en. Aber inter­es­san­ter­weise ist es mir bis jet­zt auch in Momenten gelun­gen auf Kurs zu bleiben, in denen Selb­stkon­trolle schwierig wird: bei Hunger, Stress oder Müdigkeit zum Beispiel.

Primär geht es mir nicht um Bio! Ob Biofleisch beim Dis­counter wirk­lich von Betrieben kommt, die Tiere zu Lebzeit­en auch als Lebe­we­sen behan­deln? Ich bin mir nicht sich­er. Für mich entschei­det die art­gerechte und respek­tvolle Hal­tung des Schlachtviehs, ob ich die Bratwurst oder das Steak esse oder nicht. Und da gehe ich auf Num­mer sich­er. Ich ver­trauen dabei auf das Com­mit­ment des Metzgers.

Wenn ich nicht weiß, wo die Wurst aufgewach­sen ist, dann esse ich eben keine. So ein­fach ist das. Die Herkun­ft der Wurst auf der Alpe war klar. Ich glaube, es waren keine Schweine mit offiziellem Biosiegel. Aber sie hat­ten ein schönes Leben hier in den Bergen. Deshalb habe ich gle­ich drei Gläs­er gekauft und den um rund 1 Kilo­gramm schw­er­eren Ruck­sack gerne den Berg runter getragen.

Wurst von glücklichen Schweinen.
Wurst von glück­lichen Alp-Schweinen.