Ursula, die nette Busfahrerin, die ich letztes Jahr kennengelernt habe, hätte mich ganz sicher raus gelassen! Heute antwortet der Fahrer auf meine Frage, ob ich bis ans Dorfende mitfahren und dort aussteigen könne: “Hier ist die Haltestelle. Sie können nur hier aussteigen!”
Von früheren Fahrten weiß ich, dass Bärweiler nur ein Abstecher auf der Fahrt nach Meisenheim ist, der Bus am Dorfende wendet und zurück zu Hauptroute fährt. Ich hatte gehofft, ich könnte sozusagen außerfahrplanmäßig am Wendepunkt “abspringen”. Denn just dort ist der Einstieg meiner heutigen Wanderung von Bärweiler nach Hochstätten (12 km). Aber ich muss in der Ortsmitte raus und deshalb noch ein Stück durchs Dorf. Immerhin entdecke ich auf diese Weise die schöne, alte Dorfschule und ich kann dem ärgerlichen Erlebnis etwas Gutes abgewinnen.
Nordwestkurs (310 Grad) über Kniekopf, Atzelskopf, Limbacher Höhe, Schinderskopf und Galgenberg. Bei Bärweiler steige ich hoch und erst kurz vor Hochstätten wieder runter. Dazwischen gehe ich wie auf einem Bergkamm. Schaue zur Rechten in Seitentäler der Nahe, entdecke im Osten den Lemberg. Zur Linken liegt mir die Nordpfalz zu Füßen mit dem markanten Donnersberg am Horizont. Oberhalb von Kirschroth laufe ich über den wilden Hang, der mir mal bei einer Winterwanderung im Naheland ins Auge gefallen ist.
Frühsommer ist es inzwischen geworden. Nach einer längeren Wanderpause bin ich endlich wieder unterwegs. Mohn und Kornblumen blühen. Das Getreide steht schon einen halben Meter hoch. Wiesen sind schon zum erste Mal in diesem Jahr gemäht. Das Land ist mit einem Flickenteppich in allen erdenklichen Grüntönen ausgelegt.
Begegnungen: Mitten in der Pampa treffe ich zwei Wanderer. Gut gekleidet. Sehen nicht so aus als kämen die von hier. Als ich auf ihrer Höhe bin, grüße ich freundlich, wie es sich gehört. Wortlos und ohne mich eines Blickes zu würdigen gehen die beiden an mir vorbei. Verblüfft drehe ich mich herum und schaue ihnen noch einen Moment hinterher. Auf der Limbacher Höhe ist plötzlich ein in die Jahre gekommener Polo hinter mir. Der Fahrer drosselt das Tempo, dreht den Motor ab und lässt den Wagen direkt neben mir ausrollen: “Wo wolln Sen hi?” “Nach Hochstätten.” Er legt die Stirn in Falten und will mir den Weg erklären, ungefragt. “Alles im Griff!”, kläre ich lachend auf. Doch zu spät, schon ist er halb aus dem Auto gesprungen. Schnell halte ich ihm durch das offene Seitenfenster die Karte vor die Nase. Als ich ihm aus dem Effeff eine exakte Standortbestimmung liefere, ist er beruhigt, wünscht mir einen schönen Tag, startet den Wagen und rumpelt über den Feldweg davon. Kontraste menschlicher Natur.
Im Norden kommen die Steinbrüche des Soonwalds in Sicht — der zwischen Kirn und Hochstätten und der bei Langenthal. Beide kenne ich von meinem Abstecher zum Skywalk im April. Der sieht von hier aus echt mickrig aus. Als ich drauf stand wars deutlich eindrucksvoller.
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