Heute war ich dort unter­wegs, wo sich die rhein­hes­sis­chen Hügel zu san­ften Berglein auf­schwin­gen: In der Rhein­hes­sis­chen Schweiz. Am west­lichen Rand des Nord-Pfälz­er Berg­lands.  Anknüp­fungspunkt für die Pla­nung war die Siefer­sheimer Bänkelch­es-Route. Die Wan­derung von Aus­sichts­bank zu Aus­sichts­bank  sind wir schon öfter gegan­gen. Sie führt über den Gal­gen­berg ober­halb von Neu-Bam­berg. Von dort oben ist mir jedes Mal dieses  schmale, ruhige Land­sträßchen aufge­fall­en. Es schlän­gelt sich tief unten zwis­chen zwei bewalde­ten Hügel hin­durch san­ft in das grüne Appel­bach­tal. Wo es da wohl hinge­ht? Das wollte ich mir anschauen. Kurz­er Blick auf die Karte und der Rundweg ste­ht. Um den Eichel­berg (319 m) soll es gehen: Von Neu-Bam­berg über Hof Iben, Für­feld und Frei-Lauber­sheim zurück nach Neu-Bam­berg (ca. 11 ‑12 Kilometer).

Ich bin schon weit im West­en. Während der so genan­nten Fran­zosen­zeit war Neu-Bam­berg dem Kan­ton Wöll­stein im Departe­ments Don­ners­berg zuge­ord­net. Ein geschicht­strächtiges Örtchen mit Fach­w­erk, alter Bur­gan­lage (1253) und dem denkmalgeschützten Uhrturm! Schnell ist der alte Weg­weis­er R3 gefun­den. Schon bin ich in den Wein­ber­gen. Halte mich gen Osten. Schließlich möchte ich doch dem Land­sträßchen fol­gen. In der Sonne glänzt es sil­bern unten im Tal; vom Regen der let­zten Tage noch feucht. Endlich wieder ein Son­nen­tag. Endlich wieder sat­te Far­ben. Ich fotografiere. Kann meine Smar­phonekam­era nicht aus der Hand nehmen.

Ich folge dem R3, Für­feld — ein Zwis­chen­ziel mein­er Wan­derung — taucht immer wieder auf den Weg­weis­ern auf. Dann auf der Höhe von Hof Iben. Eine ehe­ma­lige Wasser­burg und Tem­plerk­om­mende. Seine Kapelle gehört zu den früh­esten Bauw­erken der Hochgotik in Deutsch­land. Hier lande ich irgend­wie auf meinem” Land­sträßchen. Bis kurz vor Für­feld laufe ich auf Asphalt. Dabei kommt mir Sebas­t­ian Christ in den Kopf. Seine Erfahrun­gen beim Wan­dern auf Land­straßen haben mich beein­druckt. Mal schauen, wie die Aut­o­fahrer hier zu Lande auf die Wan­derin am Straßen­rand reagieren. Auch wenn hier kaum Verkehr ist: Für eine kleine Studie reichts. In der Tat gibt es solche und solche. Die einen wech­seln sofort wenn sie mich sehen auf die linke Straßen­seite; hun­dert Meter Vor­lauf mit aus­re­ichend Sicher­heitsab­stand. Andere bleiben auf ihrer Spur. Erst wenige Meter vor mir ziehen sie kurz links rüber, um gle­ich hin­ter mir wieder nach rechts zu wech­seln. Grad so. Spannend. ;-)

Vor Für­feld ver­lasse ich die Straße. Laufe quer durch die Wein­berge hoch auf den Eichel­berg zum Nordp­falzblick. Hier gibt es was zu sehen! Großes Kino. Panora­ma ohne Ende. Nur fliegen ist schön­er. ;-) Erst weit hin­ten am Hor­i­zont am Don­ners­berg find­et das Auge Halt; sein markan­ter Buck­el ist nicht zu überse­hen. Grün wellt sich die Rhein­hes­sis­che Schweiz hinüber ins Nord-Pfälz­er Berg­land. Eine hand­voll Touren fall­en mir spon­tan ein angesichts der vor mir aus­geroll­ten Land­schaft; die will ich dieses Jahr unbe­d­ingt gehen!

Auf dem Eichel­berg wech­se­le ich von Wein­ber­gen in Wald. Rich­tung Frei-Lauber­sheim schieben sich am Hor­i­zont die Höhen des Binger Waldes ins Bild. Fre­undliche, weiße Birken­haine säu­men jet­zt den weichen Wiesen­weg. Hier geht man wie auf dem Tep­pich der Lounge eines 5‑Sterne-Hotels. Sehr angenehm. Eichen, Kiefern und immer wieder aus­gedehnte Areale mit Birken; Lieblings­bäume.  Im Kiefer­n­wald ober­halb von Frei-Lauber­sheim tönen meine Schritte auf dem tor­fe­nen Boden wie Klopfen auf die Kruste frisch geback­e­nen Brots. Anschließend fast laut­los durch eine Buchen­halle. Wenn die Bäume erst wieder Laub tra­gen! Aber auch im Feb­ru­ar ver­mit­teln Buchen irgend­wie ein erhabenes Gefühl.

Dann klafft ein Loch im Berg. Schon eine Weile höre ich Maschi­nen. In der Woche sind die Arbeit­en im nahen Stein­bruch natür­lich in vollem Gange. Por­phyr wird hier abge­baut. Schot­ter­ma­te­r­i­al. Ein rötlich­er Stein vulka­nis­chen Ursprungs. Bei ein­er Wan­derung im nahen Nahetal ist er mir schon früher aufgefallen.

Dann sind es nur noch wenige Meter bis zum Aus­gangspunkt. Der Weg führt ein Stück über eine alte Bah­n­trasse. Neu-Bam­berg lag an der 1898 eröffneten Bahn­strecke Sprendlingen–Fürfeld. Sie wurde 1960 still­gelegt. Das Bahn­hof­s­ge­bäude ste­ht noch. Gut intakt. Bewohnt. Sog­ar die Uhr hängt noch! ;-)

Übri­gens unver­hofft bin ich heute auf der neuen Hiwwel­route Eichel­berg gelaufen. Sie soll im Mai offiziell eröffnet wer­den. Die Markierun­gen hän­gen schon. Also unver­lauf­bar! Kann ich jet­zt schon wärm­stens empfehlen. Da haben die rhein­hes­sis­chen Wan­der­weg­mach­er wirk­lich ein gutes Händ­chen gehabt. Und mir klopfe ich auch auf die Schul­ter. Denn schließlich habe ich mal wieder bei der Routen­plaung feinen Spürsinn für schöne Wege bewiesen! ;-) Faz­it: Tolle Panoram­a­tour. Abwech­slungsre­ich, zwis­chen­drin kurze Stei­gun­gen und anson­sten leicht­es Auf und Ab durch topografisch bewegte Land­schaft —  eben eine Schweiz! ;-)