Die Weiden, Wiesen und Felder in und auf den Höhen von Taunus und Hunsrück haben es mir angetan. Diese fruchtbaren, sanften Weiten am Rand oder besser im Hintergrund des eigentlich schroffen Oberen Mittelrheintals macht mich froh. Ich kann nicht genau sagen warum; es ist einfach so. Wenn ich über oder am Rand solcher Hochflächen gehe, stellt sich mit dem Fernblick bis zum Horizont von ganz allein Zufriedenheit ein. Möglicherweise aktivieren solche Augenblicke tief in meinem Hirn aufbewahrte Erinnerungen an beschwingte Kindertage in den österreichischen Bergen. Wer weiß.
Nachdem ich letzte Woche schon die Hochfläche bei Stephanshausen erkundet habe, habe ich am Wochenende die Karte studiert. Nach weiteren Oasen Ausschau gehalten. Oberhalb von Assmanshausen bin ich fündig geworden. Mein ausgetüftelter Rundweg (12 km) führt vom Rhein durch die Wingerte des Höllenbergs das Assmannhauser Seitental hoch auf den Gaulskopf. So heißt mein heutiger Sehnsuchtsort. Dort folgt die Route ein kurzes Stück dem rechtsrheinischen Rheinburgenweg nach Norden, biegt nach Osten ab und führt auf südlichem Kurs in einem großen Bogen um die Hochfläche herum. Die ganze Zeit Weitwinkelperspektive auf die Höhen des Binger Waldes auf der anderen Rheinseite (heute wieder verhangen) und — ganz klar — auf den himmelüberspannten Flecken Erde, dessentwegen ich heute hier bin.
Oberhalb des Aulshausener Forsthauses geht es quer durch den Niederwald zum Niederwalddenkmal am Rhein. Niederwald ist die Bezeichnung für einen Wald aus Stockausschlag. Niederwälder entstanden in der Eisenzeit, indem Bäume wiederholt gefällt wurden. Aus dem im Boden verbliebenen Wurzel wuchsen sie immer wieder nach. Mit der Zeit sind dadurch die typisch lichten und inhomogenen Flächen mit strauchartigen Bäumen und Büschen entstanden.
Zurück nach Assmanshausen bin ich gut 4 Kilometer oberhalb des Flusses durch die Weinberge gelaufen. Dort sind die Winzer schon wieder sehr aktiv. Angesichts der fleißigen Arbeiter musste ich an die lustigen Weinbergsfrauen denken, die ich letztes Jahr im Januar am Rand des Kleinen Mainzer Höhenwegs fotografiert habe. Damals war es kurz vor dem großen Schnee und ziemlich kalt. Heute Plusgrade, blühende Blumen zwischen den Reben und kleine Mückchen in der Luft. Aus dieser exponierten Lage hoch über dem Rhein, habe ich heute die genaue Position des Binger Lochs lokalisiert!
Fazit: Schöne Route für Hochflächenfreunde; um dieses Terrain voll auszukosten, sollte man jedoch einen sonnigen, klaren Tag wählen. Besonders beeindruckend stelle ich mir diese Alpe vor, wenn Schnee liegt. Eine weiße in der Sonne glitzernde Fläche sehe ich vor mir, wenn ich die Augen schließe. ;-)
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