Wie Streifzüge vor der Haustür garantiert ein Aben­teuer werden!

Der Reiz des Wan­derns liegt neben Bewe­gung und Her­aus­forderung vor allem darin Neues zu ent­deck­en. Aber was tun, wenn die inter­es­san­ten Wan­der­führer der Region sozusagen aus­ge­wan­det sind, der näch­ste Urlaub noch fern ist und wertvolle (Frei-)Zeit und Ressourcen nicht für die Anfahrt ver­plem­pert wer­den sollen. Wie gestalte ich Wan­dern vor der Haustür span­nend? Wie bringe ich in diesem Sinn ein Mehr ( = Aben­teuer) ins Weniger ( = Wan­dern ohne oder kurze Anreise)? Davon han­delt mein Beitrag zum diesjähri­gen Adventskalen­der-Blog zum The­ma Arbeitsent­las­tung, Reduzieren. Weniger ist mehr.” von Petra Schuseil.

Grundle­gen­des

Eine Sache ist unab­d­ing­bar, wenn Sie Ihren Wan­der­hor­i­zont erweit­ern wollen: Neugi­er. Also ohne geht gar nicht! Welche Rich­tung Sie ihr geben, lässt sich disku­tieren. Ein­er mein­er Favoriten hat Rein­hold Mess­ner in seinem Vor­trag in Mainz auf den Punkt gebracht: Men­schen treibt nicht das Gipfel­glück auf die Berge, son­dern die Neugierde, wis­sen zu wollen, was möglich ist und wie es hin­ter dem Hor­i­zont weit­erge­ht.“ Das ist es, was mich antreibt beim Wan­dern.  Unent­deck­te Hor­i­zonte gibt es nicht nur im Himalaya, son­dern auch in der Heimat. So sind meine Über die Dörfer“-Touren dieses Jahr entstanden!

Inspi­ra­tionsquellen für Ungeübte und Unerschrockene 

Auch wem der Hor­i­zont zu weit und kör­per­liche Her­aus­forderung zu anstren­gend sind, kann seinen Wan­derun­gen zu Hause einen Kick geben. Wahre Fund­gruben für Ideen sind Büch­er. Vier beson­ders ergiebige Inspi­ra­tionsquellen stelle ich Ihnen heute vor — sog­ar mit Option für Couch-Wanderer!

Tem­po ändern: Dan Kier­an reist langsam. Dabei ent­deckt er Erstaunlich­es: Woch­enen­den, Urlaube dauern länger, Land­schaften, schöne Küsten wach­sen, Men­schen ent­pup­pen sich als hil­fs­bere­it. Um Aben­teuer zu erleben, braucht man nicht um die halbe Welt zu fliegen. Es reicht völ­lig aus, vor die eigene Haustür zu treten und eine Strecke, die man mit dem Auto schon hun­derte Mal gefahren ist und aus dem FF zu ken­nen glaubt, zu Fuß zu gehen. Beson­ders dieses Buch war es, dass mich dieses Jahr ange­sprochen und zu ein­er eige­nen Art des Wan­derns gebracht hat. Buchtipp „‘Slow Trav­el — Die Kun­st des Reisens’ von Dan Kier­an” lesen.

Leute fra­gen: Jens Franke, erfahren­er Tourenge­her in Skan­di­navien, sucht nach neuen Her­aus­forderun­gen. Er will eine län­gere Tour mit seinem Hund unternehmen. Es geht ihm nicht ums Kilo­me­ter machen. Die Reise soll möglichst spon­tan ver­laufen. Er möchte die Natur erleben und die Men­schen und Kul­tur des bereis­ten Lan­des ken­nen­ler­nen.“ Deutsch­land kommt ihm in den Sinn, das ihm so unbekan­nte Heimat­land“. Mit einem visuellen Brain­storm­ing legt er grob den roten Faden, lässt die Wan­derkarten zu Hause und fragt unter­wegs Leute nach dem schön­sten Weg. Diesen Tipp werde ich bei ein­er mein­er näch­sten Stadt­wan­derun­gen aus­pro­bieren. Bin ges­pan­nt ob und wen ja, welche unbekan­nten Eckchen ich damit ent­deck­en werde. Buchtipp „‘100 Tage Heimat – Zu Fuß durch Deutsch­land’ von Jens Franke” lesen.

Men­schen fol­gen: Vera, die Haupt­fig­ur in Judith Kuckarts Roman Wün­sche”, ist 46 Jahre alt, hat einen 18jährigen Sohn, der irgend­was mit Seefahrt studiert und einen um zig Jahre älteren Ehe­mann. Am Sil­vester­mor­gen lässt sie Handy und Hauss­chlüs­sel absichtlich in der Ablage im Flur liegen und geht. Nach Lon­don. Stadt ihrer Träume. Ein­fach so. Dort ken­nt sie nie­man­den, sie hat kein Geld aber einen Wun­sch: ein neues Leben in der frem­den Stadt. Doch wo und wie anfan­gen mit dem Fuß fassen? Vera begin­nt Leuten zu fol­gen, die ihr Lösun­gen ver­sprechen, allein durch ihr Äußeres: der ele­gan­ten Dame mit dem schmalen Led­ertäschchen, dem ver­trauenser­weck­enden Ref­er­ent und dem tollen Typ mit der weißen Jacke. Diese Strate­gie sollte auch in der eige­nen Stadt funk­tion­ieren. Wem Sie fol­gen, denke ich,  ist Geschmack­sache. ;-) Buchtipp „‘Wün­sche’ von Judith Kuckart” lesen.

Fin­ger­reisen: Judith Scha­lan­sky ist neugierig.  Sie ist gewohnt Kreativ­ität zu entwick­eln, um unter­wegs sein zu kön­nen. Sie ist ein Atlas-Kind, eine, die in Greif­swald mit Fin­ger­reisen auf Weltkarten oder bess­er Erd­karten“ aufgewach­sen ist. Kein Wun­der als0, dass sie sich von den ver­heißungsvollen Namen der winzi­gen, abgele­ge­nen Fleck­en Land auf dem mannshohen Globus im Karten­le­sesaal der Berlin­er Staats­bib­lio­thek“ ange­zo­gen fühlt.  Geo­graphisch sind sie alle (lei­der) schon ent­deckt, aber das hält eine erfahrene Fin­ger­reisende nicht vom Aben­teuer ab. Sie beschließt mit dem Büch­er­schiff Bib­lio­thek” auf Ent­deck­ungsreise zu gehen. Ihre Insel will sie in sel­te­nen Karten­werken und entle­gen­er Forschungslit­er­atur find­en und nicht mit kolo­nial­is­tis­chem Eifer, son­dern mit ihrer Sehn­sucht in Besitz nehmen. Der Expe­di­tions­bericht ist ein lit­er­arisches und gestal­ter­isches Klein­od gewor­den. Empfehlenswert für Aben­teuer-Wan­derun­gen an Tagen, an denen man keinen Hund vor die Haustür jagt.  Buchtipp Atlas der abgele­ge­nen Insel – Fün­fzig Inseln auf denen ich nie war und niemals sein werde’ von Judith Scha­lan­sky” lesen.

Vielle­icht kom­men Sie jet­zt auf Ideen. Und wenn keine Wan­derideen, dann möglicher­weise Geschenkideen für Wei­h­nacht­en! ;-) Lesen ist ja Wan­dern im Kopf.

Danke liebe Petra, für die Ein­ladung zur diesjähri­gen Adventsbloggerei!

Unter den Kom­men­ta­toren meines Beitrags in ver­lose ich ein Exem­plar unseres Koch-Wan­der-Buch­es Rhein­hes­sis­che Spazier-Gänge“ – nicht nur für Rhein­hessen ein Genuss! Mit vie­len Bildern aus­ges­tat­tet eignet es sich auch für eine Lese­wan­derung mit Picknick! ;-)