An Ideen dranbleiben zahlt sich aus. Das habe ich heute wieder festgestellt. Eine Stadtwanderung stand auf dem Plan. Frankfurt. Im Sommer bin ich von Niederrad am Main lang in die City gelaufen. Nun wollte ich von Osten kommend nach Mainhatten gehen: von Offenbach Kaiserlei am Fluss entlang in die Stadt (5 Kilometer).
Für Mittwoch war Regen angesagt. Und in der Früh sah es auch ganz danach aus. Nachdem die Handwerker aus dem Haus waren, am späten Vormittag, riss die Wolkendecke auf. Am Horizont blauer Himmel zwischen den Wolken. Geht doch! ;-) Mit der S‑Bahn bin ich direkt bis nach Offenbach gefahren. Aus der Station raus, eine junge Frau nach dem Weg zum Main gefragt, erst ihrer Empfehlung nach, dann meiner Nase und schon war ich on Tour.
Ganz anders zeigt sich Frankfurt Wanderern, die von dieser Seite her kommen. Beginnend mit der Färberbrücke, eine Brücke nach der anderen. Die alte Stadt steht im Vordergrund. Hier bekomme ich eine leise Ahnung, wie Frankfurt zu Goethes Zeiten ausgesehen haben mag. Hinten dran türmen sich heute die Wolkenkratzer.
Der Eiserner Steg ist mit Liebesschlössern geschmückt wie ein Christbaum. Passt. Frankfurt bereitet sich auf den Dezember vor: an der Gerbermühle richten sie die Eisbahn her, auf den Plätzen werden die Buden für die Weihnachtsmärkte aufgebaut und auf dem Römer steht tatsächlich der riesige Tannenbaum; ich meine 30 Meter hoch soll der sein. Ein Wahnsinnsteil. Die Natur zieht ein in die Stadt. Kleine Dörfer und Hütten zwischen den blitzenden Fassaden der Zeil. Auch die Hessen machen es sich kuschelig.
Der Japaner heute morgen fotografierte begeistert die fahrenden Musikanten in der S‑Bahn; als sie kassieren wollen, schaut er verdutzt und zückt überrumpelt sein Portemonnaie. Schichtwechsel am Flughafen auf der Rückfahrt nach Mainz; Vorfeldarbeiter mit markanter gelber S icherheitskleidung steigen ein. Sie diskutieren, wie sie nach dem nächsten Nachtdienst, der um 4.50 Uhr morgens enden wird, am schnellsten nach Hause kommen werden. Auf dem gewohnte Parkplatz fuhrwerken gerade die Bagger. Der fällt also aus. Mit Smartphones und Tablets unterhalten sich die Fahrgäste heutzutage; früher war’s die Zeitung aus Papier. In der S‑Bahn erfährt man auf engstem Raum, wie es den Leuten wirklich geht und was sie umtreibt. Sogar beim Telefonieren lassen sie einen zu hören. Merkwürdig, oder?
Was bleibt noch zu sagen? Kalt ist es geworden. Auch zum Stadtwandern brauche ich jetzt Handschuhe. Wo es um Wärme geht, fällt mir jetzt der ganz in einen Schlafsack gehüllte Mensch ein, der unter einer der Brücken lag. Auch die Joggerin neben mir wendet den Kopf zu ihm. Menschenskind, was hat Dich dorthin gebracht? Bin dankbar für das Dach über meinem Kopf unter das ich jetzt wieder darf.
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