Was Wanderinnen (und Wanderer!) von Impressionistinnen des 19. Jahrhunderts lernen können

Im April stellte ich das Buch Meis­terin­nen des Lichts“ vor. Eine schmales Bänd­chen mit Erzäh­lun­gen über das Leben von vier Malerin­nen des 19. Jahrhunderts.

Wie komme ich über­haupt vom Wan­dern auf den Impressionismus?

Aus­gangspunkt war mein Faible für den Augen­blick. Als reales Erleben beim Wan­dern und auf Gemälden in Museen.
Far­ben von Moosen, Baum­stäm­men, Pflanzen, Wass­er, Licht- und Schat­ten­spiele des Windes im Laub der Bäume, Reflex­io­nen des Him­mels im Bach, Struk­tur von Rinde und Ste­in­for­ma­tio­nen, der Blick vom Berg übers Land.

Solche Ein­drücke sind es, die mich — neben Bewe­gung und Her­aus­forderung — motivieren mit der Kam­era auf Wan­der­schaft zu gehen.

Impres­sion­is­tis­che Malerei zieht mich seit jeher magisch an. Kein Wun­der: Impres­sion­is­mus ist die Kun­st des Augen­blicks. Punkt.

Warum ist das so? Es gefällt mir. Ok. Aber welch­es Motiv steckt hin­ter diesem Inter­esse. Dieser Frage wollte ich auf den Grund gehen. Ich wollte mir selb­st ein Stück weit auf die Spur kommen.

Meine Über­legung: Zwis­chen den Men­schen, die in diesem Stil mal­ten – mit denen ich also die Art, die Welt wahrzunehmen, teilte — und mir muss es eine Gemein­samkeit der Beweg­gründe geben. Wenn ich her­aus­find­en würde, was diese Leute damals antrieb, würde ich auch etwas über mich erfahren. Deshalb kam ich auf die Idee, mich näher mit den Impres­sion­is­ten, mit ihren Biogra­phien zu beschäftigen.

Um es kurz zu machen: Der Zusam­men­hang ist das Bedürf­nis nach Frei­heit. Hin­ter der Lei­den­schaft für das Malen bei den Impres­sion­is­ten und dem Fotografieren bei mir steckt der Wun­sch nach Aus­druck von eigen­em Empfind­en und Indi­vid­u­al­ität. Eigentlich banal, für mich per­sön­lich Bestä­ti­gung. Aber deshalb gle­ich im Blog darüber schreiben? Der sprin­gende Punkt, der mich ver­an­lasst, noch ein­mal den Buchtipp aufzu­greifen, liegt noch einen Schritt weiter.

Gab es auch Impres­sion­istin­nen? Diese Frage war bei meinem Vorhaben natür­lich nahe­liegend. Bei meinen Recherchen stieß ich auf die oben erwäh­nte Antholo­gie. Sie ent­stand im Zusam­men­hang mit der Ausstel­lung Impres­sion­istin­nen – Morisot, Cas­sat, Gon­za­lès, Brac­que­mond“ in der Schirn Kun­sthalle in Frank­furt im Früh­jahr 2008.

Alle vier Frauen wach­sen priv­i­legiert in bürg­er­lichen Fam­i­lien mit Kon­tak­ten zu Kün­stlerkreisen auf. Alle vier ent­deck­en bere­its als Kinder ihr Herz für die Malerei. Als Erwach­sene wer­den Sie auf Grund der damals herrschen­den gesellschaftlichen Kon­ven­tio­nen zu Gren­zgän­gerin­nen: Eine ver­heiratete Frau malt nicht!

Berthe Morisot, Mary Cas­sat, Eva Gon­za­lès und Marie Brac­que­mond wählen ver­schiedene Lebenswege und machen ganz unter­schiedliche Erfahrun­gen. Berthe heiratet einen lib­eralen Kün­stlerkol­le­gen, kann sich der Malerei auch in der Ehe mit vollem Ein­satz wid­men. Sie ist die erfol­gre­ich­ste der vier Kün­stler­lin­nen. Mary entschei­det sich für die Malerei und gegen eine Heirat mit dem Preis der Ein­samkeit. Eva stirbt jung nach der Geburt ihres ersten Kindes. Maries Mann ist eben­falls Maler, er duldet nicht die Inter­essen sein­er Frau, sie malt heim­lich und gibt irgend­wann ent­täuscht auf.

Wer sich näher inter­essiert kann noch mal meinen Buchtipp Meis­terin­nen des Lichts” lesen. Dort habe ich die Geschicht­en aus­führlich mit Textpas­sagen belegt – oder am besten sich das kleine Büch­lein besorgen. :-)

Unab­hängig von den kün­st­lerischen und sozialgeschichtlichen Aspek­ten, finde ich diese Lebens­geschicht­en deshalb so bemerkenswert; weil sie anschaulich Gründe liefern, warum es so wichtig ist, die eige­nen Werte zu leben.

Was kön­nen Wan­derin­nen (und natür­lich auch Wan­der­er) des 21. Jahrhun­derts aus den Erfahrun­gen der Impres­sion­istin­nen des 19. Jahrhun­derts lernen?

Gib Deinen Träu­men Raum. Lebe Deine Werte und Bedürfnisse. Tust Du es nicht, warum auch immer, gib­st Du Dich auf.

» Nach­trag am 14.10. : Ich habe noch ein­mal nachgedacht. Sie müssen die Geschicht­en selb­st und voll­ständig lesen, um zu ver­ste­hen, was ich meine. Meis­terin­nen des Lichts” (Her­aus­ge­berin Ingrid Pfeif­fer, Hat­je Cantz Ver­lag, 2008 ).